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Wissenschaft
Ehrenpromotion des Politologen Hans-Peter Schwarz am 30. November an der Universität Jena
Jena (25.11.04) "Es ist immer der Betrachter, der in das Chaos Ordnung zu bringen hat". Diese Anmerkung von Prof. Dr. Hans-Peter Schwarz, die sich im Nachwort seines zweiten Bandes über die Adenauer-Ära findet, trifft eine wichtige Aussage über sein Selbstverständnis als Politikwissenschaftler. Schwarz, der zu den führenden Vertretern der ersten Generation der Politikwissenschaft im Nachkriegsdeutschland gehört, richtete seinen Blick auf die politischen Akteure der Bundesrepublik und betrachtet sie mit ihren inneren Widersprüchen und in wechselnden Konstellationen. "Prof. Schwarz hat nicht nur das politische Erwachsenwerden der Bundesrepublik wissenschaftlich begleitet, sondern durch seine Forschungs- und Publikationstätigkeit die junge Disziplin Politikwissenschaft als Fach an der Schnittstelle zwischen Soziologie, Geschichte und Öffentlichem Recht fest in der deutschen Universitätslandschaft verankert", sagt Prof. Dr. Karl Schmitt von der Universität Jena über seinen Kollegen. Für seine Leistungen wird Schwarz am 30. November die Ehrendoktorwürde der Fakultät für Sozial- und Verhaltenswissenschaften der Friedrich-Schiller-Universität Jena verliehen. Der Festakt findet ab 17.15 Uhr in der Aula (Universitätshauptgebäude, Fürstengraben 1) statt.
"Ganz besonders freuen wir uns darüber, die Ersten zu sein, die die Verdienste des international anerkannten deutschen Wissenschaftlers in Form einer Ehrenpromotion würdigen", betont der Dekan der ehrenden Fakultät Prof. Dr. Holger Gabriel. "Gerade unsere Fakultät hat Prof. Schwarz viel zu verdanken, denn als Mitglied der Strukturkommission 1990/91 hat er nach der Wiedervereinigung maßgeblich an der Konzeption der Jenaer Sozialwissenschaften mitgewirkt", begründet der Dekan die Entscheidung. "Er hat das Institut für Politikwissenschaft 1993 mit aus der Taufe gehoben und seine Entwicklung seither in vielfältiger Weise mit Rat und Tat begleitet," ergänzt der Leiter des Jenaer Instituts Prof. Schmitt.
"Das Interesse von Prof. Schwarz galt und gilt dem internationalen Kräftefeld, in dem die Bundesrepublik agiert", nennt der Jenaer Politikwissenschaftler den Forschungsschwerpunkt des Kollegen. Tatsächlich ist das Thema der 1966 vorgelegten Habilschrift "Vom Reich zur Bundesrepublik" programmatisch für die zahlreichen Monographien und Fachbeiträge von Hans-Peter-Schwarz. Besonders bekannt geworden ist er mit seinem zweibändigen Werk zur "Ära Adenauer", in dem er die Rückkehr Deutschlands auf die Weltbühne der Politik nach dem 2. Weltkrieg beschreibt. "Er erweist sich in seinen mit bissiger Ironie gewürzten Publikationen als historischer Erzähler und politischer Analytiker zugleich", so Schmitt.
Auch nach seiner Emeritierung, Schwarz hatte zuletzt von 1987-1999 an der Universität Bonn gelehrt, ist seine Publikationstätigkeit ungebrochen. Dem politischen Personal des 20. Jahrhunderts hielt er in seiner Bilanz "Monster, Retter und Mediokritäten" den Spiegel vor. Neben solchen Monographien zeugt seine rege Herausgebertätigkeit von der unerschöpflichen Arbeitskraft des Politologen. Seit 1978 gibt er gemeinsam mit Karl-Dietrich Bracher die wichtigste deutsche Zeitschrift für Zeitgeschichte, die "Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte" heraus.
Sein akademischer Werdegang führte Schwarz über die Universitäten Hamburg und Köln nach Bonn. In Oxford, Washington D.C. und Bologna wirkte er als Gastprofessor. Seit 2002 stellt er sich als Vorsitzender des Beirates der Stiftung Ettersberg in Weimar der Aufgabe, an diesem Erinnerungsort für die Gefährdung von Freiheit und Demokratie zu sensibilisieren und so zur Stabilisierung freiheitlicher Demokratie in Europa beizutragen. Seine Fähigkeit Vergangenes, Zeitgeschichtliches und Gegenwärtiges in der Perspektive des Grundsätzlichen zu betrachten, die ihm Kollegen attestieren, wird der Ehrenpromovend Schwarz am 30. November in der Aula der Universität Jena unter Beweis stellen. In seinem Festvortrag "Republik ohne Kompass?", zu dem die Öffentlichkeit herzlich eingeladen ist, wird er die Orientierungsprobleme heutiger deutscher Außenpolitik aus historischer Perspektive betrachten.
Kontakt:
Dekanat der Fakultät für Sozial- und Verhaltenswissenschaften
der Universität Jena
Fürstengraben 1, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 945000
E-Mail: dekanat.fsvw@uni-jena.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Politik, Recht
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Personalia
Deutsch
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