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03.03.1999 14:45

Zur Bindungsqualität bei 8- bis 14jährigen

Dr. Josef König Dezernat Hochschulkommunikation
Ruhr-Universität Bochum

    Die angehende Bochumer Dipl.-Psych. Ute Höner hat ein Verfahren entwickelt, das verschiedene Bindungsmuster von Kindern im Alter von 8 bis 14 Jahren klassifiziert und eindeutige Zusammenhänge mit dem Aggressionspotential von Kindern aufzeigt.

    Bochum, 03.03.1999
    Nr. 51

    Was Bildergeschichten verraten ...
    Zur Bindungsqualität bei 8- bis 14jährigen
    Entwicklung und Anwendung eines Verfahrens

    Bindungsverhalten und -qualität bei Kleinkindern im Alter von 12 bis 18 Monaten sind hinlänglich erforscht. Doch wie sieht es bei älteren Kindern aus, die ein weit ausdifferenzierteres Vorstellungsmodell von der Welt und sich selbst haben? Um dieser Frage nachzugehen, hat die angehende Dipl.-Psych. Ute Höner ein Verfahren entwickelt, das verschiedene Bindungsmuster klassifiziert und eindeutige Zusammenhänge mit dem Ag-gressionspotential von Kindern aufzeigt. Für ihre Diplomarbeit "Bindungsqualität bei Kindern im Alter von 8 bis 14 Jahren: Entwicklung und Validierung eines Verfahrens" (Betreuung: Dr. Clemens Trudewind, Fakultät für Psychologie, Lehrstuhl für Motivations- und Emotionspsychologie) erhielt sie einen der "Preise für Studierende 1998" der Ruhr-Universität Bochum.

    "Arbeitsmodell" von Kindern

    Die Entwicklung von Bindungsbeziehungen beginnt bereits in den ersten Lebenswochen und differenziert sich in den folgenden Jahren weiter aus. Die Erfahrungen aus den bisherigen Interaktionen mit Bindungspersonen, vor allem den Eltern, bildet das Kind in inneren Repräsentationen ab; dazu gehört auch das Vertrauen in die Verfügbarkeit der Bindungspersonen. Diese inneren Repräsentationen sind das "Arbeitsmodell" des Kindes. Es ermöglicht dem Kind eine Vorstellung von der Welt und sich selbst, mit der Funktion, neue Situationen zu interpretieren und sein Verhalten aufgrund dieser Interpretation zu lenken.

    Sicher, unsicher-vermeidend und unsicher-ambivalent

    Abhängig von der Qualität der gemachten Erfahrungen mit Bindungspersonen (z. B. Zurückweisung oder liebevolle Unterstützung) zeigen Kinder verschiedene Bindungsmuster: sicher, unsicher-vermeidend oder unsicher-ambivalent. Trotz zahlreicher Forschung auf diesem Gebiet stellte sich lange Zeit die Frage, wie Bindungsqualität bei Kindern gemessen werden kann, die älter als 18 Monate sind. Aufgrund der weiteren Erfahrungen, die das Kind macht, ist sein Arbeitsmodell differenzierter und komplexer.

    Semiprojektives Verfahren

    Grundlage des von Ute Höner entwickelten Verfahrens sind inhaltlich und formal zentrale Kriterien und Konzepte von Studien, die die Bindungsqualität zusammen mit auftretenden Persönlichkeitseigenschaften und Verhaltensmerkmalen erfaßt haben. Diese wurden operationalisiert und in ein semi-projektives Verfahren umgesetzt: Ein Bildersatz zeigt verschiedene fiktive Situationen aus dem Alltag eines Kindes mit bindungsthematischem Inhalt, etwa Konfliktsituationen mit der Mutter oder mit Gleichaltrigen, Spielsitu-ationen mit Freunden oder alltägliche Situationen in der häuslichen Umgebung. Mit diesen Bildern sollten insgesamt 80 Kinder (40 Grund- und 40 Gesamtschüler) eine noch nicht fertig geschriebene Geschichte vervollständigen, indem sie von den zur Auswahl stehenden Items des Bildersatzes dasjenige ankreuzten, das nach ihrer Meinung am besten zu ihrer Geschichte paßt.

    Empathie und Aggression

    Die konstruierten Items beschreiben die einzelnen Bindungsmuster 'sicher', 'unsicher-vermeidend' und 'unsicher-ambivalent'. Um das Verfahren abzusichern, hat Höner mittels zweier bewährter Verfahren die externen Kriterien "Empathie" (Einfühlungsvermögen) und "Aggression" bei den Kindern erhoben. Basierend auf bereits gesicherten empirischen Befunden zeigte sich auch hier, daß die Gruppe der Kinder, die als 'sicher' gebunden klassifiziert wurden, durchschnittlich geringere Aggressionskennwerte aufwiesen.

    Anwendung in größerem Umfang

    Insgesamt konnte die Arbeit Befunde sichern, die sowohl mit der bisherigen Bindungsforschung als auch mit dem motivationstheoretischen Entwicklungsmodell der Aggression nach Kornadt übereinstimmen. Gleichzeitig ist mit dem experimentellen Nachweis ein erster Ansatz gelungen, ein Verfahren zur Erfassung der Bindungsqualität bei älteren Kindern zu validieren. Zur Zeit wird das Verfahren in einem Forschungsprojekt am Lehrstuhl für Motivations- und Emotionspsychologie eingesetzt, mit einer Stichprobe von weit mehr als 600 Kindern. Die bislang gewonnen Ergebnisse erweise sich hierbei ebenfalls als sehr erfolgversprechend.

    Weitere Informationen

    Ute Höner, Hügelstr. 32, 42929 Wermelskirchen, Tel.: 02196/732850, Fax: 0212/814181

    Dr. Clemens Trudewind, Ruhr-Universität Bochum, Fakultät für Psychologie, 44780 Bochum, Tel. 0234/700-2450


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Pädagogik / Bildung, Psychologie
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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