idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
21.12.2004 14:42

Dt. Gesellschaft für Endokrinologie (DGE): Mädchen, die zu Jungen werden - Genetische Ursache neuer Erkrankung entdeckt

Medizin - Kommunikation Pressearbeit
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften

    Bochum, Dezember 2004 - Ein bestimmter genetischer Fehler führt dazu, dass Mädchen sich aufgrund vorgeburtlicher Hormonstörungen zu Zwittern entwickeln. Privatdozentin Dr. Wiebke Arlt, Sprecherin der Sektion "Nebenniere, Hypertonie und Steroide" der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE), klärte in einer Studie die Ursachen der hormonellen Störung auf. Die betroffenen Kinder haben vor der Geburt einen deutlichen Überschuss an männlichen Geschlechtshormonen, der später wieder verschwindet. Bisher war völlig unklar, welcher Gendefekt dahintersteckt.

    Der vorgeburtliche Ausfall zweier Enzyme - auch Biokatalysatoren genannt - löst die Erkrankung aus. Es handelt sich dabei um P450c17 und P450c21 - Enzyme der Nebenniere. Die erstmals 1985 beschriebene Krankheit heißt deshalb "kombinierte P450c17/P450c21-Defizienz". Sie hat eine Hormonstörung zur Folge, die dazu führt, dass sich die Nebennieren vergrößern. Die Krankheit geht mit einer vermehrten Bildung von männlichen Geschlechtshormonen, aber einem Mangel an Cortisol, dem lebenswichtigen Stresshormon, einher. Mädchen kommen mit einem äußerlich männlichen Geschlecht zur Welt. Auch Mütter können während der Schwangerschaft mit einem betroffenen Kind an dem Überschuss männlicher Hormone erkranken. Sie entwickeln eine Akne und starke Behaarung, die nach der Geburt des Kindes wieder verschwindet.

    Der Grund für den Mangel an P450c17 und P450c21 war bislang ein Rätsel: Die zuständigen Gene waren bei den Patienten bereits mehrfach untersucht worden - sie waren intakt. Um funktionsfähig zu sein, brauchen die beiden Enzyme jedoch die Zusammenarbeit mit einem weiteren Enzym, der P450 Oxidoreduktase. Es spendet die notwendige Energie für deren Arbeit. In ihrer Studie hat Arlt herausgefunden, dass eine genetische Störung dieser P450 Oxidoreduktase die eigentliche Ursache der Erkrankung ist. Die Endokrinologin untersuchte das Erbmaterial von drei Kindern, die mit der Erkrankung geboren wurden. Dabei fand sie vier unterschiedliche Veränderungen in dem Gen, welches die P450 Oxidoreduktase kodiert. Außerdem konnte sie nachweisen, dass die Eltern die Genfehler auf ihre Kinder vererbt hatten. Damit löste die zurzeit in Birmingham arbeitende Forscherin eines der Rätsel dieser Erkrankung.

    Ungelöst war bislang auch, warum der Überschuss an männlichen Geschlechtshormonen bei den Kindern nach der Geburt von selbst wieder verschwindet. Die Zwitterbildung bei den Mädchen entwickelt sich dann nicht weiter. Bisher war völlig unklar, wie eine Erbkrankheit auf den Zeitraum vor der Geburt beschränkt sein kann. Arlt erklärt dies mit einem speziellen Stoffwechselweg, der nur vor der Geburt aktiv ist. Dabei werden die männlichen Geschlechtshormone mit Hilfe von Enzymen gebildet, die es nach der Geburt nicht mehr gibt.

    Für ihre Arbeit hat die Endokrinologin in diesem Jahr den mit 10.000 Euro dotierten Schoeller-Junkmann-Preis erhalten, der alljährlich auf dem Symposion der DGE verliehen wird. Ihre Ergebnisse tragen unter anderem dazu bei, die weitere Entwicklung der betroffenen Kinder zu verstehen.

    Kontakt für Rückfragen:
    Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE)
    Pressestelle
    Anna Julia Voormann
    Postfach 30 11 20
    70451 Stuttgart
    Tel +49 (0) 711 89 31 552
    Fax +49 (0) 711 89 31 167
    E-Mail: info@medizinkommunikation.org
    Internet: www.endokrinolgie.net


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer, Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).