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Wissenschaft
Mobile Computing im Museum:
Der persönliche digitale Assistent weist den Weg in die
Zukunft
Die Teilnahme an einer Führung durch ein Museum ist heut-
zutage ein anstrengendes Unterfangen. Und ein wenig ergie-
biges noch dazu: Wenn sich zwanzig und mehr Menschen um ein
Ausstellungsobjekt drängen, sehen die hinteren recht wenig,
individuelle Fragen bleiben unbeantwortet, man muß sein
Denken der Vortragsgeschwindigkeit des Führers anpassen
und weitere Unannehmlichkeiten mehr.
Bei der Ausstellung "Zukunft leben" anläßlich der 50 jähri-
gen Jubiläums der Fraunhofer-Gesellschaft ist der Name
gleich Programm: Bis zu 85 Besucher gleichzeitig erhalten ab
dem 25.3.1999 beim Besuch des Deutschen Museums in München
schon am Eingang einen IBM WorkPad, der dem Besucher bis zum
Verlassen der Ausstellung als "elektronischer Museumsführer"
dient. Die Benutzungsoberfläche des kaum hemdtaschengroßen
Geräts ist nach Meinung des Projektleiters Dr. Thomas Kirste
am Rostocker Fraunhofer-Institut für Graphische Datenverar-
beitung (IGD) leicht und intuitiv zu bedienen. "Wir haben
auf die Funktionalität von Anfang an großen Wert gelegt,
denn wir wollen ja bei einer solchen Publikumsveranstaltung
auch die erreichen, die nicht so geübt im Umgang mit der
Technik sind."
Dahinter steckt allerdings Technologie vom Feinsten: Am IGD
wurde mit dem mobilen Besucherinformationssystem "MoBIS" ein
umgebungsgesteuerter Assistent entwickelt, der den Besucher
selbständig durch die Ausstellung leiten kann und der stets
weiß, wo sich der Benutzer befindet. Blättern im Katalog
entfällt: Kaum steht der Besucher vor einem Ausstellungs-
stück, liefert MoBIS auch schon die passende Beschreibung.
Einfach so, ganz von selbst. Natürlich kann MoBIS dem Besu-
cher bei Bedarf auch zeigen, wo er gerade steht und wie man
beispielsweise zur Cafeteria findet.
Die IBM WorkPads stehen hierzu in permanentem Kontakt mit
speziellen, am IGD entwickelten "IrDA-Baken". Das sind
miniaturisierte Infrarot-Sender zur Positionsbestimmung, mit
deren Hilfe sich der IBM WorkPad selbständig im Gebäude
orientieren kann: "Die Positionsbestimmung von Objekten in
einem Gebäude ist ein interessantes Problem, da man hier
nicht einfach Satellitennavigation auf Basis des Global
Positioning System (GPS) nutzen kann. Zudem wollten wir ein
System haben, das von jedem handelsüblichen Mobilcomputer -
z.B. von den IBM WorkPads - genutzt werden kann, ohne daß
man irgendwelche teuren Zusatzgeräte installieren muß, wie
etwa einen GPS-Empfänger. Deshalb haben wir in Zusammen-
arbeit mit der L & P Electronic GmbH (Frankfurt/Oder) unsere
speziellen Infrarot-Baken entwickelt. Durch Nutzung des
IrDA-Standards kann sie jeder Mobilcomputer verstehen."
Die Anwendungen für umgebungsgesteuerte Assistenten be-
schränken sich für Kirste aber nicht nur auf Besucherin-
informationssysteme. Auch die Bewirtschaftung von Gebäuden
(Facility Management) wie Banken, Kaufhäusern und anderen
Gewerbeimmobilien läßt sich mit mobilen Anwendungen
optimieren (siehe auch http://www.igd.fhg.de/www/pr/pi_1998/
presseinfo_d1598.html ). Mehr noch: "Grundsätzlich ist die
Technik situationsgesteuerter Assistenten, mit der wir uns
schon mehrere Jahre beschäftigen, für alle Anwendungs-
bereiche geeignet, in denen der Anwender sich in ungewohnten
Umgebungen zurechtfinden muß und in denen die schnelle
Reaktion auf äußere Ereignisse erforderlich ist", meint
Kirste. "Dazu gehören zum Beispiel so unterschiedliche
Nutzerkreise wie Ärzte oder Wartungstechniker. Auch hierfür
entwickeln wir spezielle umgebungsgesteuerte Assistenz-
systeme."
Obwohl situationsgesteuerte Assistenz ein aktuelles
Forschungsthema ist, zeigt der Prototyp MoBIS, daß sich
solche Technologien bereits heute in der Praxis verwenden
lassen. "Wir können uns gut eine Markteinführung von MoBIS
vorstellen, z.B. auch für Messen und ähnliche Veranstal-
tungen", sagt Kirste. "Hier sind wir auf der Suche nach
Partnern, mit denen wir das System entsprechend weiterent-
wickeln können. Sinnvoll wäre zum Beispiel ein interaktives
Autorenwerkzeug für den Ausstellungsbetreiber, mit dem auch
der technisch weniger Versierte MoBIS für 'seine' Aus-
stellung individuell konfigurieren kann."
IBM und IGD zeigen ihre mobilen Lösungen auch auf der
CeBIT'99: in Halle 1, Stand 4g2 (IBM) und, mit einer eigenen
MoBIS-Installation, in Halle 16 auf Stand D40 (IGD)
Kontakt: Dr. Thomas Kirste, Fraunhofer IGD Rostock,
Tel.: 0381 - 4024 125, eMail: kirste@egd.igd.fhg.de
http://www.igd.fhg.de/www/pr/pi_1998/presseinfo_d1598.html
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Gesellschaft, Informationstechnik, Medien- und Kommunikationswissenschaften, Wirtschaft
überregional
Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
Deutsch
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