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Wissenschaft
Jena. (12.03.99) Nicht die Politikferne von Schülern, sondern die Demokratieferne der hohen Politik kritisieren die Jenaer Initiatoren von "Demokratisch Handeln", einem Förderprogramm für Jugend und Schule, das seit zehn Jahren aus Mitteln des Bundesbildungsministeriums und mehrerer Landeskultusbehörden finanziert wird.
Am Donnerstag und am heutigen Freitag (12.03.) zogen Prof. Dr. Peter Fauser und Dr. Wolfgang Beutel Bilanz nach zehn Jahren Arbeit. Zu ihrer Tagung an der Universität Jena begrüßten die beiden Schulpädagogen 80 Wissenschaftler und Praktiker aus ganz Deutschland.
"Natürlich hat sich ,Demokratisch Handeln' gelohnt", resümiert Dr. Wolfgang Beutel, "aber wir müssen uns immer kritischer fragen, auf welche Handlungsfelder wir unser Bemühen konzentrieren." Denn die Bonner Politik werde von den Schülern zunehmend als Inszenierung von Entscheidungsprozessen begriffen, die sie selber ohnehin nicht beeinflussen könnten. Demokratisches Verständnis und Handeln lasse sich am besten in der unmittelbaren Lebenswelt der Schüler vermitteln, so Beutel.
"Die Schule kann nur dann einen wirksamen Impuls zu staatsbürgerlichem Tun geben, wenn die Schüler erfahren, daß ihr demokratisches Engagement auch lohnt, weil sie über sich und ihre Umwelt mitentscheiden und mitgestalten", erläutert der Erziehungswissenschaftler. Wie aber die Berichte aus den Schulen zeigten, wolle zum Beispiel deshalb kaum jemand in der Schülermitverwaltung arbeiten, weil diese ohnehin wenig Einfluß auf schulrelevante Entscheidungen habe.
Hingegen zeigen andere Schulprojekte durchaus Wirkung. "Entscheidend ist eben, daß Schüler eigenständig gestalten und dafür selbst die Verantwortung tragen", macht Beutel klar. "Wir sind froh darüber, wie offensiv sich der Thüringer Kultusminister Dieter Althaus auf unserer Tagung zu solchen Projekten in der Schule bekannt hat." Der Freistaat Thüringen gewährt ,Demokratisch Handeln' nicht nur Domizil, sondern auch einen beträchtlichen Anteil der Fördermittel.
"Demokratie wird an der Basis erlernt", so Beutel, "Diskurse in der Schule über die hohe Politik bringen uns offenbar nicht weiter." Das habe auch die Podiumsdiskussion am Donnerstag abend mit der FDP-Staatsministerin a. D. Hildegard Hamm-Brücher und mit Thüringens Ministerin für Bundesangelegenheiten Christine Lieberknecht bestätigt.
Ansprechpartner:
Dr. Wolfgang Beutel, Tel.: 03641/945365, Fax: 945368
Friedrich-Schiller-Universität
Referat Öffentlichkeitsarbeit
Dr. Wolfgang Hirsch
Fürstengraben 1
07743 Jena
Tel.: 03641/931031
Fax: 03641/931032
e-mail: h7wohi@sokrates.verwaltung.uni-jena.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Gesellschaft, Pädagogik / Bildung, Politik, Recht
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
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