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16.03.1999 14:14

Lähmungserkrankung: Blockierende Antikörper gefunden

Robert Emmerich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Julius-Maximilians-Universität Würzburg

    Seit dem Rückgang der Kinderlähmung ist das Guillain-Barré-Syndrom in den Industrienationen die häufigste akute Lähmungserkrankung des peripheren Nervensystems. Wissenschaftler der Universität Würzburg sind bei ihren Forschungen über die Ursachen dieser Krankheit ein gutes Stück weitergekommen.

    Die beim Guillain-Barré-Syndrom auftretenden Lähmungen sind durchaus lebensgefährlich, denn sie können auch die Atemmuskulatur erfassen. Deshalb müssen die Betroffenen intensivmedizinisch behandelt werden. "Doch auch trotz einer guten Therapie sterben etwa fünf Prozent der Patienten und ein Viertel bleibt erheblich behindert", so Prof. Dr. Klaus Toyka, Direktor der Würzburger Neurologischen Universitätsklinik.

    Häufig trete das Guillain-Barré-Syndrom nach harmlosen Infektionen auf, etwa nach einer Grippe oder einer Durchfallerkrankung. Wahrscheinlich handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung: Zellen des Immunsystems greifen Bestandteile der peripheren Nerven an, es folgen Entzündungen, verbunden mit einer Schädigung der Nervenhüllen und -fasern. Laut Prof. Toyka ist bisher nicht genau geklärt, ob es die entzündlichen Veränderung am Nerven sind, welche die Lähmungen bedingen, oder ob im Blut zirkulierende Antikörper verantwortlich sind.

    Die Wissenschaftler an der Neurologischen Klinik haben mit einer sehr empfindlichen elektrophysiologischen Technik untersucht, welche Wirkung das Blutserum von betroffenen Patienten auf die Nervenfunktion ausübt. Dabei sind sie auf Antikörper gestoßen, welche die Reizübertragung vom Nerven auf den Muskel hemmen. Diese Antikörper entfalten ihre Wirkung innerhalb von Minuten, indem sie Ionenkanäle sowohl an der prä- als auch an der postsynaptischen Membran blockieren. Im Experiment konnte die Blockade durch Auswaschen mit einer Kontroll-Lösung in vielen Fällen wieder aufgehoben werden. Ferner haben die Würzburger Wissenschaftler gezeigt, dass das Serum von Patienten, die sich von der Erkrankung erholt hatten, keine solchen blockierenden Antikörper mehr enthielt.

    Der Nachweis derartig schnell wirkender, die Nervenleitung direkt blockierender Antikörper eröffnet eine Erklärungsmöglichkeit, warum man beim Guillain-Barré-Syndrom Lähmungen ohne morphologische Veränderungen am Nerven sowie eine rasche Rückbildung der Lähmungen nach einer Plasmaaustausch-Behandlung beobachtet.

    In einem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Projekt werden Prof. Toyka und seine Mitarbeiterin Dr. Brigitte Buchwald den Mechanismus der Blockade nun näher analysieren. Damit wollen sie auch die Grundlagen für neue Therapieverfahren schaffen, mit denen sich die krankmachenden Antikörper künftig vielleicht neutralisieren lassen. Im Rahmen dieses Projektes arbeiten die Neurologen mit dem Institut für Hygiene und Mikrobiologie der Universität Würzburg (Prof. Dr. Matthias Frosch und Prof. Dr. Helge Karch) sowie mit internationalen Partnern zusammen.

    Weitere Informationen: Prof. Dr. Klaus Toyka, T (0931) 201-5750, Fax (0931) 201-2697, E-Mail:
    k.toyka@mail.uni-wuerzburg.de

    Dr. Brigitte Buchwald, T (0931) 201-2543, Fax (0931) 201-2697, E-Mail:
    brigitte.buchwald@mail.uni-wuerzburg.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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