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16.03.1999 14:17

Wenn tropische Frösche einen gemischten Chor bilden

Robert Emmerich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Julius-Maximilians-Universität Würzburg

    Samstag nacht. Eine Party tobt. Kaum einer kann sich im Gewirr der Stimmen noch verständlich machen, ohne laut zu werden. Diese Situation kennen nicht nur Menschen, sondern auch afrikanische Frösche: Wenn sie sich, oft zu Tausenden, an ihrem Laichgewässer versammeln, müssen die Geschlechtspartner bei starkem Lärm zueinanderfinden. Ein Zoologe von der Universität Würzburg erforscht, wie die Tiere dieses Problem bewältigen.

    In vielen tropischen Ökosystemen, zum Beispiel in den Savannen Westafrikas, ist die Artenvielfalt der Frösche enorm hoch. Nach einem Regen versammeln sich die Männchen an den frisch entstandenen Laichgewässern, wo sie innerhalb von wenigen Stunden die Weibchen anlocken müssen. Welche akustischen Signale eignen sich dafür am besten? Auch dieser Frage geht Dr. Ulmar Grafe vom Würzburger Biozentrum in seinem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Projekt nach.

    Um etwas über die Evolution der Kommunikation bei den tropischen Amphibien herauszufinden, untersucht der Würzburger Zoologe Rennfrösche aus der Gattung Kassina. Deren verschiedene Arten unterscheiden sich stark in Körperbau und Ökologie; ihre verwandtschaftlichen Beziehungen sind geklärt. Auch im Verhalten unterscheiden sich die Arten: Einige rufen vom Boden aus, wo die Bedingungen für die Schallübertragung schlecht sind, andere klettern auf Büsche. Einige haben Rufe mit starken Schwankungen in der Amplitude, andere dagegen rufen tonal.

    Bei Rennfröschen überlappen sich die Rufe der Männchen, was die Ortung eines einzelnen Tiers erschwert. Dr. Grafe hat festgestellt, daß die Weibchen auf den Grad der Überlappung achten: Beginnt ein zweiter Ruf sehr kurzzeitig nach einem ersten, dann bevorzugen sie den ersten Ruf. Beginnt der zweite Ruf aber deutlich später als der erste, liegt also ein geringerer Überlappungsgrad vor, dann geben die Weibchen dem zweiten Ruf den Vorzug. "Die Männchen rufen deshalb nicht einfach so vor sich hin, sondern achten sehr genau auf die anderen", so Dr. Grafe. Offenbar sei es in diesem Fall zu einer Koevolution zwischen Rufverhalten und Rufverarbeitung gekommen - im Dienste der Kommunikation.

    Dr. Grafe arbeitet schwerpunktmäßig im Staat Elfenbeinküste, in dessen Comoé-Nationalpark allein vier Rennfroscharten vorkommen: "Oft rufen alle vier Arten am gleichen Gewässer, zur gleichen Zeit am Abend - also in gemischten Chören gewissermaßen." Für die Weibchen stelle dies ein besonderes Problem dar, denn sie müssen bei einem hohen Geräuschpegel die Männchen ihrer eigenen Art am Ruf identifizieren, um Fehlpaarungen mit fremden Arten, die sehr ähnliche Rufe haben, zu vermeiden. Wie die Weibchen das schaffen, ist bislang ungeklärt.

    Ziel dieser Forschungen ist es, den Zusammenhang zwischen Ökologie und Verhalten zu analysieren und dabei die stammesgeschichtlichen Zusammenhänge zu berücksichtigen. Neben allgemeinen Erkenntnissen über die Regeln der Kommunikation sollen auch Aussagen zur Organisation ganzer Lebensgemeinschaften gemacht werden. Fundierte Ergebnisse in diesem Bereich sind laut Dr. Grafe dringend nötig - besonders wegen des weltweiten Artenschwunds bei den Amphibien.

    Weitere Informationen: Dr. Ulmar Grafe, T (0931) 888-4372, Fax (0931) 888-4352, E-Mail:
    grafe@biozentrum.uni-wuerzburg.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Informationstechnik, Meer / Klima, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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