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26.01.2005 13:09

Die Zeit um 1800 aus dem Blickwinkel der Akteure

Stefanie Hahn Abteilung Hochschulkommunikation/Bereich Presse und Information
Friedrich-Schiller-Universität Jena

    Workshop des Sonderforschungsbereiches 482: "Ereignis Weimar-Jena. Kultur um 1800" am 28. Januar an der Universität Jena beleuchtet Selbstzeugnisse als Quellen für den Ereignisraum

    Jena (26.01.05) Briefe, Tagebuchaufzeichnungen und Autobiografien sind historische Quellen, die Anhaltspunkte dafür geben, was Menschen zu einer bestimmten Zeit fühlten, dachten und welche Ereignisse sie bewegten. Die Forschung nutzt diese so genannten Selbstzeugnisse, um historische Ereignisse und gesellschaftliche Strukturen aus dem Blickwinkel ihrer Akteure in gewisser Weise neu zu betrachten. Für die Zeit um 1800 spielen Selbstzeugnisse eine besondere Rolle: Denn in den damals zahlreich verfassten Briefen, Autobiografien und anderen persönlichen Dokumenten spiegeln sich die Auseinandersetzung der Menschen mit den Normen, Wertvorstellungen und Lebensweisen ihrer Zeit wider. Ein Workshop des Sonderforschungsbereiches (SFB) 482: "Ereignis Weimar-Jena. Kultur um 1800" beschäftigt sich am Freitag (28.01.) vor allem mit Selbstzeugnissen als Quellen für den "Ereignisraum" Weimar-Jena. Nachwuchswissenschaftler des SFBs diskutieren an der Friedrich-Schiller-Universität Jena über den Umgang mit solchen Quellen.

    "Das beginnt bereits bei der Frage, was wir unter Selbstzeugnissen verstehen", sagt Katrin Horn von der Universität Jena. "Denn auch Zeugenverhöre aus Gerichtsakten, Familienchroniken oder Selbstbildnisse sind Dokumente, in denen sich ,ein Selbst' äußert", erklärt die Leiterin des Workshops. Anliegen der Tagung ist es u. a. zu klären, welche Quellen genutzt werden können, um etwas über die gesellschaftlichen und kulturellen Veränderungen im Raum Weimar-Jena um 1800 zu erfahren.

    "In den letzten 20 Jahren ist in der Forschung das Interesse am Individuum, am Menschen in der Geschichte, wieder stärker in den Vordergrund gerückt. Selbstzeugnisse ermöglichen andere Perspektiven auf geschichtliche Vorgänge, die bislang zum Beispiel nur aus dem Blickwinkel politischer Strukturen betrachtet wurden", illustriert Horn den Ansatz. Stellt man Selbstzeugnisse den "offiziell" geltenden Werten und Normen gegenüber, würden durchaus Brüche sichtbar. Der Workshop beschäftigt sich deswegen auch intensiv mit Fragen der Kulturbedeutung von Briefen und anderen Selbstzeugnissen, zu denen der Jenaer Kulturhistoriker Prof. Dr. Michael Maurer einführend sprechen wird.

    Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler werden auch darüber diskutieren, welche Faktoren bei Analyse von Selbstzeugnissen aus der Zeit um 1800 eine Rolle spielen. "Man muss immer berücksichtigen, in welchem Kontext sie entstanden sind und wer der Adressat ist", sagt Horn. So stellt u. a. Julia Schmidt-Funke Briefe vor, die in Zeitschriften erschienen sind. "Da sie bereits im Hinblick auf eine spätere Veröffentlichung geschrieben wurden, gerät der persönliche Briefwechsel zur öffentlichen Debatte", erläutert Katrin Horn die Problematik. In der diplomatischen Korrespondenz der späteren Großfürstin von Russland Maria Pawlowna (1786-1859), mit der sich Franziska Schedewie beschäftigt, gehe es hingegen nicht ausschließlich um Politik, sondern es schwingt Persönliches mit. Wie solche Grenzfälle einzuordnen sind, auch darüber wollen sich die jungen Germanisten, Historiker und Philosophen des Jenaer SFBs auf der Tagung verständigen.

    Das Tagungsprogramm findet sich auf den SFB-Internetseiten unter dem Menüpunkt Tagungen: http://www.uni-jena.de/ereignis/index.htm

    Kontakt:
    Sonderforschungsbereich 482: Ereignis Weimar-Jena. Kultur um 1800
    an der Friedrich-Schiller-Universität Jena
    Workshopleitung: Katrin Horn
    Humboldtstr. 34, 07743 Jena
    Tel.: 03641 / 944050
    E-Mail: Katrin-Horn@web.de


    Weitere Informationen:

    http://www.uni-jena.de/ereignis/index.htm


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geschichte / Archäologie, Sprache / Literatur
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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