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Wissenschaft
Sprachförderprogramme sollten so früh wie möglich ansetzen. Nicht erst kurz vor Schuleintritt, sondern schon in den Kindertagesstätten. Ideen und Konzepte dazu gibt es in Hülle und Fülle. Ein DJI-Projekt liefert nun einen systematischen Überblick und informiert über die wichtigsten Trends in der Sprachförderung im Elementarbereich.
Die Grenzen der Sprache sind die Grenzen der Welt, wusste schon der österreichische Philosoph Ludwig Wittgenstein. Wie wichtig Sprache für unser Wissen und Wesen ist, wird niemand bestreiten. Umso erschreckender sind die Ergebnisse der jüngsten Studien: Fast die Hälfte der Vorschulkinder in Berlin spricht so schlecht Deutsch, dass sie in Vorbereitungskursen für die Schule fit gemacht werden müssten. Die internationale Grundschul-Lese-Untersuchung (Iglu) ergab für die deutschen Viertklässler, dass rund zehn Prozent der Schüler kaum lesen konnten. Jeder Dritte hatte Schwierigkeiten, die Texte zu verstehen. Auch die Ergebnisse von Pisa 2 sind deprimierend: 22 Prozent der deutschen Schüler scheitern an einfachsten Texten.
Ob Intensivsprachkurse ein halbes Jahr vor Schulbeginn die Probleme lösen, ist äußerst fraglich. Experten raten, mit der Sprachförderung spätestens in der Kindertagesstätte zu beginnen. Mittlerweile ist der Bildungsauftrag der Kitas in den Ländern gesetzlich verankert.
Kinder nicht nur zu betreuen, sondern auch zu fördern, ist nun das vorrangige Ziel der vorschulischen Einrichtungen. Besondere Unterstützung brauchen die, die zu den "Verlierern" von Pisa und Iglu zählen. Denn: Lesekompetenz hängt stark von der sozialen und regionalen Herkunft ab. Kinder, deren Eltern Einwanderer oder Sozialhilfeempfänger sind, hatten mangelhafte Deutschkenntnisse und fielen bei den Tests weit hinter ihre Altersgenossen zurück.
Ideen zur sprachlichen Frühförderung werden bundesweit in einer Fülle von unterschiedlichen Aktivitäten und Konzepten in die Tat umgesetzt. Das Deutsche Jugendinstitut hat gerade einen Überblick fertiggestellt, der vorhandene Maßnahmen und laufende Sprachförderprojekte in Kitas beschreibt - systematisch geordnet nach Inhalten, Zielen, Methoden und Umsetzungsmöglichkeiten. Der Leitfaden soll insbesondere pädagogischen Fachkräften eine Orientierungshilfe an die Hand geben, die sie dabei unterstützt, ein Förderkonzept auszuwählen, das den Voraussetzungen ihrer Einrichtung und den Bedürfnissen ihrer Kinder angemessen ist. Auf einen Blick präsentiert die wesentlichen Trends in der Sprachförderung im Elementarbereich, die das DJI-Projekt bundesweit ermittelt hat.
Renate Engler ist beim Amt für Jugend und Familie in Pforzheim zuständig für die Fachberatung der Kindertagesstätten. Sie schildert im Blick von außen, wie facettenreich die Entwicklung und Umsetzung von sprachlichen Frühförderprogrammen aussieht. Dazu gehören neben den richtigen Rahmenbedingungen (kleine Gruppen!) die Qualifizierung der Fachkräfte, die Einbeziehung der Eltern und die stärkere Berücksichtigung der Muttersprache bei Kindern mit Migrationshintergrund.
Dass dieser wichtige Faktor in der sprachlichen und intellektuellen Entwicklung der Kleinst- und Kleinkinder bislang vernachlässigt wurde, betont DJI-Forscherin Karin Jampert im Interview. Konzepte, die bei zwei- und dreijährigen Kindern zugewanderter Eltern nur den Erwerb der deutschen Sprache in den Vordergrund stellen, machen den zweiten Schritt vor dem Ersten.
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Gesellschaft, Medien- und Kommunikationswissenschaften, Pädagogik / Bildung, Politik, Psychologie, Recht
überregional
Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
Deutsch
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