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24.03.1999 10:34

HM '99: Supply Chain Management - auch für kleine und mittelständische Unternehmen

Dipl.-Theol. Jörg Walz Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung IPA

    Supply Chain Management-Software war bislang fast ausschließlich für Großunternehmen konzipiert. Das Supply Chain Information System SCIS, das derzeit im Rahmen des »supply chain management Competence & Transfer Centers« (scmCTC) am Fraunhofer IPA entwickelt wird, erschließt sie auch kleinen und mittleren Unternehmen.

    Supply Chain Management - ein neues Schlagwort macht die Runde. Gemeint ist »die prozeßorientierte Gestaltung, Lenkung und Entwicklung aller Aktivitäten von der Beschaffung der Rohmaterialien bis zum Verkauf an den Endverbraucher«. Die Aufgaben, die sich hinter dem Begriff verbergen, sind nicht neu. Neu ist der Betrachtungsrahmen. Er umspannt das Management der gesamten Wertschöpfungskette, nicht nur innerhalb eines Unternehmens, sondern über Unternehmensgrenzen hinweg, um durch Abstimmung, Nutzung und Verbesserung der gemeinsamen Fähigkeiten die Wettbewerbsposition der gesamten Logistikkette zu steigern.

    Besonders in den Bereichen Materialwirtschaft oder Terminplanung liegen durch optimale Planung, Gestaltung und Steuerung dieser übergreifenden Abläufe immense Rationalisierungspotentiale. Nicht nur hohe Bestände in der Lieferkette, sondern auch ein großes Versorgungsrisiko, mangelnde Reaktionsfähigkeit bei kurzfristigen Änderungen und ein zu spätes Erkennen von Versorgungsengpässen sind oftmals die Realität. Kosteneinsparungen um 10 % bis 20 % bei Verdoppelung der Prozeßgeschwindigkeit sind in vielen Fällen das Ergebnis des optimalen Zusammenspiels aller Partner.

    Durch die Abstimmung von Waren und Dienstleistungen im Wertschöpfungsnetzwerk kommt es darüber hinaus zu positiven Effekten wie Transparenz, Bedarfs-Synchronisation, Produktions-Synchronisation, kooperatives Prozeßcontrolling oder kooperatives Notfallmanagement und damit insgesamt zu einer deutlich erhöhten Wettbewerbsfähigkeit der Gesamtkette. Dies erfordert jedoch von den beteiligten Unternehmen die integrierte Bearbeitung aller Aktivitäten innerhalb der Logistikkette, angefangen von der Prognose der Kundenbedürfnisse, über die Auftragsverteilung und logistische Warenversorgung, die Produktion bis hin zum Teile- und Rohstoffeinkauf.

    Die erheblichen Potentiale haben einen neuen, schnell wachsenden Markt entstehen lassen, in dem sich neben den »Nachfragern«, also den Industrieunternehmen, zwei Klassen von »Anbietern« bewegen: Auf der einen Seite Institutionen wie Unternehmensberatungen, die Managementwissen zur Verfügung stellen, und auf der anderen Seite Software-Unternehmen, die informationstechnische Systeme rund um das Supply Chain Management anbieten, mit denen die in der Logistikkette verbundenen Unternehmen ihre Planungs- und Ist-Daten unmittelbar austauschen, und so auf Veränderungen innerhalb kürzester Zeit reagieren können. Ein »Wildwuchs« an Konzepten, Ansätzen, Programmen, wirklichen oder vermeintlichen Lösungen macht es dem »Nachfrager«, also dem Praktiker im Betrieb, damit fast unmöglich, sich ein zutreffendes Bild zu machen oder sich für eine geeignete Lösung zu entscheiden.

    Aus diesem Grund haben sich drei Institutionen mit ausgewiesener Kompetenz zu einem »supply chain management Competence & Transfer Center« (Web-Seite: http://www.scm-ctc.de) zusammengeschlossen. Das Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung IPA, Stuttgart, das Fraunhofer-Institut für Materialfluß und Logistik IML, Dortmund, und das betriebswirtschaftliche Institut BWI der ETH Zürich haben sich das gemeinsame Ziel gesetzt, durch Bündelung ihrer Kompetenzen eine Anlaufstelle für alle Fragen im Umfeld des »Supply Chain Management« zu schaffen. Das Center bietet Forschungsergebnisse, Branchenkenntnisse und Umsetzungserfahrungen im Bereich Supply Chain Management. Das Innovationszentrum für die Entwicklung und Umsetzung von SCM-Lösungen dient auch als Kommunikationsforum und hilft beim Know-how-Transfer zwischen Industrie und Wissenschaft.

    Einem gravierenden Nachteil existierender SCM-Software hat sich das »supply chain management Competence & Transfer Center« jetzt angenommen: der Entwicklung von geeigneten Lösungen für kleine und mittelständische Unternehmen (KMU). Bislang waren die SCM-Tools zumeist an die spezifischen Belange von Großunternehmen angepaßt. Sehr mächtige SCM-Softwarepakete mit zum Teil hohen Kosten und langen Einführungszeiten verhinderten den Einsatz in Logistikketten mit einem hohen KMU-Anteil wie beispielsweise in der Automobilindustrie.

    Wissenschaftler der Fraunhofer IPA entwickeln derzeit ein Java-basiertes Internet-Tool, das hier Abhilfe schafft. Ein erster Prototyp des Supply Chain Information System (SCIS) wird auf der HM '99 vorgestellt. Ziel ist es, eine einfache, schlanke und flexible Softwarelösung zu realisieren, die auch kleine und mittelständische Unternehmen beim Supply Chain Management unterstützt. SCIS ermöglicht nicht nur den Datenaustausch von Beständen, Terminen und Bedarfen zwischen den Partnerunternehmen. Es kann auch jeder Partner in der Supply Chain selbständig Analysen durch Zugriff auf den zentralen Datenbestand eines WWW-Servers durchführen, die weit über Standardanalysen hinaus gehen.

    Um das Datenvolumen sowie den Eingabeaufwand so gering wie möglich zu halten, wird eine Klassifizierung in den jeweiligen Stufen nach versorgungskritischen und nicht kritischen Komponenten vorgenommen. Die Auswahl für die erste Stufe der Supply Chain trifft dabei der Produktverantwortliche, von dem die Analyse ausgeht. Welche Komponenten auf den weiteren Stufen als kritisch definiert werden, entscheidet dann die jeweils vorgelagerte Stufe. Die Eingabe der Bestandszahlen, die Fertigungs- und Liefertermine sowie Bedarfsmeldungen ausgesuchter Komponenten erfolgt über benutzerfreundliche Eingabemasken.

    Im laufenden Betrieb sammelt SCIS die Betriebsdaten der Supply Chain auf dem zentralen Server, der sie nach definierten Regeln automatisch analysiert und die Ergebnisse allen Partnern sofort zur Verfügung stellt. Grafiken machen z. B. Bestands- und Terminabweichungen der versorgungskritischen Teilen von den vorgegebenen Soll-Werten deutlich. SCIS unterstützt den Anwender weiterhin durch ein einfaches, aber wirkungsvolles Notfallmanagement. Eine Wissensdatenbank hält für eine ganze Reihe bestimmter Notfallsituationen Vorschläge für Maßnahmen bereit. So zeigt es etwa die zuständigen Ansprechpartner an und gibt Checklisten zur Problemlösung aus. Dadurch entsteht ein unternehmensübergreifendes Termin- und Mengencontrolling mit zielgerichteter und systematischer Abstimmung von Aktionen. Jedem Partner stehen zudem Änderungs-, Lösch- und Neueingabemasken zur Verfügung, um die Stammdaten des SCIS ständig zu aktualisieren. Die Client-Server-Architektur ermöglicht es auch, neue Unternehmen schnell, flexibel und ohne großen Aufwand in die Supply Chain zu integrieren.

    Ihre Ansprechpartner für weitere Informationen:
    Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung IPA
    Nobelstraße 12, 70569 Stuttgart

    »supply chain managament Competence & Transfer Center (scm-CTC):
    Dipl.-Ing. Frank Gehr, Telefon 0711/970-1955, Telefax 0711/970-1002, e-mail fg@ipa.fhg.de

    Supply Chain Information System SCIS:
    Dipl.-Ing. Oliver Deutsch,Telefon 0711/970-1966, Telefax 0711/970-1002, e-mail od@ipa.fhg.de


    Weitere Informationen:

    http://www.scm-ctc.de
    http://ipa.fhg.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Maschinenbau, Wirtschaft
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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