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01.09.1999 14:12

NEW ASTROPHYSICAL HORIZONS

Marietta Fuhrmann-Koch Öffentlichkeitsarbeit
Georg-August-Universität Göttingen

    Internationale wissenschaftliche Jahrestagung der Astronomischen Gesellschaft in Göttingen vom 20. bis zum 25. September 1999

    (pug) An der Schwelle zum nächsten Jahrhundert herrscht unter den Astronomen Aufbruchstimmung: Neue astrophysikalische Horizonte! Durch neue Teleskope auf dem Erdboden und im Welt-raum können die Forscher in bisher unbekannte kosmische Regionen vorstoßen und wissenschaftliche Fragen beantworteten, die bislang der Science-fiction oder dem Bereich kosmologischer Spekulationen zugehörten.
    Astronomie und Raumfahrt stoßen derzeit auf ein reges Publikumsinteresse. Das liegt nicht nur an aktuellen Ereignissen wie der Sonnenfinsternis oder der Jahrtausendwende, sondern hängt mit der kulturellen Globalisierung zusammen. Die Menschen empfinden ihren Planeten als »globales Dorf«, als zunehmend überschaubaren und vertrauten Lebensraum - wirkliche Geheimnisse und neue Ufer gibt es fast nur noch außerhalb der Erde, im Weltraum.
    Durch allgemeine Übersichtsvorträge oder die Darstellung herausragender Projekte und Ergebnisse geben international renommierte Forscher einen Eindruck von der Astronomie und Weltraumfor-schung an der Jahrhundertwende. In sogenannten Splintertreffen diskutieren die Wissenschaftler besonders interessante Themen im Detail.
    Das Hauptprogramm der Tagung beginnt am Dienstag, dem 21. September, vormittags. Nach den Begrüßungsreden finden die Preisverleihungen und die Vorträge der Preisträger statt. Die diesjäh-rige Karl-Schwarzschild-Medaille, die höchste wissenschaftliche Auszeichnung, welche die AG zu vergeben hat, erhält in diesem Jahr Prof. Jeremiah P. Ostriker von der Princeton University. Ostriker ist der international wohl bedeutendste Theoretiker auf dem Gebiet der extragalaktischen Astronomie. Den Ludwig-Biermann-Preis, eine Reisepatenschaft für hervorragende jüngere Astronomen, erhält Dr. Markus Kissler-Patig von der Europäischen Südsternwarte. Der junge Wissenschaftler erforscht die ältesten Objekte des Universums: Kugelsternhaufen. Auf diesem Gebiet zählt er zur weltweiten Forscherelite, er hat erfolgreiche Beobachtungsprogramme mit den besten optischen Teleskopen durchgeführt (HST, Keck etc).
    Gregor E. Morfill vom Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik in Garching gibt am Donnerstag, den 23. September, um 11:30 Uhr einen Überblick zum Gesamtthema: »Die Entwicklung der Astronomie: Chancen und Herausforderungen«. Mit einem ähnlichen Thema, allerdings gerichtet an die Öffentlichkeit, befaßt sich Martin Harwit von der Cornell University in seinem Abendvortrag um 20 Uhr: »Fortschritte in der Astrophysik - Wem verdanken wir unser großes Glück?«
    Göttingen ist ein Schwerpunkt der Sonnenforschung in Deutschland. Mehrere Vorträge (Jürgen H.M.M. Schmitt, Michael Sigwarth, Andreas Tilgner) und die Splintertreffen »High Resolution Solar Observations« (Franz Kneer, Wolfgang Schmidt) und »MHD« (Magnetohydrodynamik; Manfred Schüssler, Dieter Schmitt) widmen sich unserem Zentralgestirn, dessen brodelnde und gigantische Eruptionen freisetzende Oberfläche sowohl für Beobachter als auch für Theoretiker nach wie vor eine große Herausforderung darstellt. Ein neues Hochtechnologie-Sonnenteleskop für die Kanarischen Inseln ist in Planung (Franz Kneer, Oskar von der Lühe, Jürgen Staude). Die Sonne und ihre Aktivität zu verstehen, ist für die Menschen besonders wichtig, denn die Schwankungen der Sonnenaktivität haben nachweislich einen Einfluß auf das Erdklima (Dieter Schmitt, Manfred Schüssler). Zur Zeit ist die Sonne sehr aktiv, und wahrscheinlich wird die Häufigkeit und Heftigkeit der Sonnenausbrüche in den nächsten Monaten noch zunehmen.
    Welche Rolle spielt unser Sonnensystem im Kosmos? Sind wir eine einzigartige Insel des Lebens - oder gibt es unzählige erdähnliche Planeten in den Weiten des Weltraums? Noch sind beide Möglichkeiten mit den astronomischen Forschungsergebnissen verträglich - aber nach und nach häufen sich aus verschiedenen Forschungsrichtungen die Hinweise, daß unser Sonnensystem - und womöglich wir selbst - nur kosmischer Standard sind. Die eine Forschungsrichtung betrifft die Entste-hung unseres Sonnensystems. Im Splintermeeting »Planets, Brown Dwarfs, and Formation of Solar Systems« wird ein allgemeines Szenario diskutiert, das erkennen läßt, unter welchen Voraussetzun-gen sich erdähnliche Planeten bilden (Ralph Neuhäuser, Günther Wuchterl). Jochen Eislöffel berichtet am Donnerstag, den 23. September, um 10 Uhr über Beobachtungen von sich gerade bildenden Planetensystemen, die »Jets« ausstoßen.
    Die Vorträge am Freitag, den 24. September, widmen sich der Erforschung des frühen Kosmos (David Koo, Uta Fritze von Alvensleben, Bodo L. Ziegler, Karl Menten): Aus Entfernungen von über zehn Milliarden Lichtjahren leuchten uns - ganz schwach und nur mit den größten Teleskopen beobachtbar - junge Galaxien entgegen. Die kosmische Phase der ersten Stern- und Galaxienentstehung ist nach wie vor voller Rätsel. So ist bis heute ungeklärt, ob es zuerst einzelne Sterne gab, die sich zu Galaxien zusammenfanden, oder ob sich zunächst galaxiengroße Gaswolken bildeten, in denen dann nach und nach neue Sterne erstrahlten.
    Sylvio Klose aus Tautenburg stellt am Mittwoch, den 22. September, um 10 Uhr die wohl geheimnisvollsten Himmelskörper vor, welche die moderne Astronomie zu bieten hat: Gamma-Ray-Bursts. Noch streiten sich die Forscher, welche Vorgänge zu diesen extrem energiereichen, aber sehr kurzlebigen Explosionen im Kosmos führen. Vieles spricht für einen Ursprung in fernen Galaxien - kollidierende und zu Schwarzen Löchern verschmelzende Neutronensterne könnten die enormen Energien liefern.
    Die Astronomen beobachten das nahe und das ferne Universum im sichtbaren Licht mit riesigen Teleskopen wie dem europäischen VLT in Chile (vier Acht-Meter-Spiegel), an dessen instrumenteller Entwicklung Göttinger Astronomen entscheidenden Anteil haben (Harald Nicklas, Klaus Jäger, Klaus J. Fricke), dem amerikanischen Keck-Teleskop (zwei Zehn-Meter-Spiegel, David Koo) und dem amerikanisch-deutschem Hobby-Eberly-Teleskop (ein Neun-Meter-Spiegel; Klaus Jäger, Klaus J. Fricke, Frederic Hessman). Bei anderen Wellenlängen kommen Satelliten zum Einsatz: Der Infrarot-Satellit ISO hat in den vergangenen Monaten reihenweise neue Erkenntnisse - etwa über die Sternentstehung - geliefert (Dietrich Lemke). Besonders energiereiche Prozesse sollen die zukünftigen Röntgen-Satelliten Chandra und XXM beobachten (Bernd Aschenbach, Jürgen H.M.M. Schmitt). Die neuen Röntgen-Satelliten werden detaillierte spektrale Informationen über aktive Sterne, Schwarze Löcher in Galaxien und die Dynamik von Galaxienhaufen liefern (R.A. Sunyaev).

    Wie in jedem Jahr findet auch diesmal ein astronomiehistorisches Seminar statt. Es beginnt am Montag, den 20. September um 10 Uhr und wird geleitet von Klaus Hentschel und Axel D. Witt-mann, Thema: »History and Function of Nonverbal Representations in Astronomical and Astrophysical Research Practice«.
    Die Tagung schließt traditionell mit einer Veranstaltung zur Lehrerfortbildung am Samstag, dem 25. September, ab 10 Uhr. Mehr als fünfzig Lehrer können sich über Großteleskope (Klaus Jäger), die Sonnenbeobachtungen der Raumsonde SOHO (Rainer Schwenn), die Naherkundung des Mars (Horst-Uwe Keller) und die Zukunft unseres Sonnensystems (Willi Deinzer) informieren, um dies später an ihre Schüler weiterzugeben.
    Wenn sich ein Besuch der Veranstaltungen für Sie nicht einrichten läßt, können Sie sich mit Ihren Fragen auch direkt an die genannten Personen wenden. Bei der Vermittlung von Interviews sind Ihnen der Pressesprecher der Astronomischen Gesellschaft und das LOC behilflich.

    Weitere Informationen:

    Dr. Ulf Borgeest
    Pressesprecher der Astronomischen Gesellschaft
    Gojenbergsweg 112
    21029 Hamburg
    Tel.: 040-42891-2919
    Fax: 040-72977341
    ulf_borgeest@magicvillage.de

    Local Organizing Committee (LOC):
    Uta Fritze-v. Alvensleben
    Frederic V. Hessmann
    Klaus Jaeger
    Franz Kneer (chair)
    Wolfram Kollatschny (co-chair)
    Eberhard Wiehr
    Axel D. Wittmann
    E-mail: AG-Tagung@uni-sw.gwdg.de

    Sekretariat: Ute Kellermann
    Tel.: +(49)-551-395042
    Fax: +(49)-551-395043
    Post: Universitäts-Sternwarte
    - AG-Tagung -
    Geismarlandstr. 11
    D-37083 Göttingen
    Deutschland


    Weitere Informationen:

    http://www.uni-sw.gwdg.de/AG-Tagung


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Mathematik, Physik / Astronomie
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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