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28.06.2006 18:04

MHH verbessert Therapie bei Schilddrüsenkrebs

Stefan Zorn Stabsstelle Kommunikation
Medizinische Hochschule Hannover

    Weniger Nebenwirkungen und schnellere Heilung dank des Hormon-Präparats Thyrogen

    Chirurgen und Nuklearmediziner der Medizinischen Hochschule Hannover verbessern die Behandlung von Patienten mit einem Schilddrüsenkarzinom erheblich: Professor Dr. Georg F. W. Scheumann, Leitender Oberarzt der Abteilung für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, und Professor Dr. Wolfram Knapp, Direktor der Abteilung für Nuklearmedizin, haben am Dienstag die neue Therapie in der MHH vorgestellt - eine Kombination aus der chirurgischen Entfernung der Schilddrüse und einer sofort anschließenden Therapie mit Radiojod. Damit leiden die Patienten kaum noch unter Nebenwirkungen, zudem verläuft der Heilungsprozess wesentlich schneller. "Dank des künstlich erzeugten Hormons Thyrogen, das die Schilddrüse stimuliert, können wir die Radiojodtherapie sofort nach der Entfernung der Schilddrüse beginnen", betonte Professor Knapp. "Jetzt haben wir eine Behandlung aus einem Guss."

    Zwei bis vier Prozent aller Menschen mit so genannten kalten Knoten in der Schilddrüse wird ein Karzinom diagnostiziert, dann muss die Schilddrüse auf jeden Fall operativ entfernt werden. Um restliches Schilddrüsen- oder Tumorgewebe zu entfernen, das nach der Operation möglicherweise noch verbleiben könnte, werden die Patienten im Anschluss mit einer Radiojodtherapie behandelt. Das radioaktive Jod reichert sich dabei in dem Restgewebe an und tötet es ab. Die Aufnahme in die Zellen ist aber davon abhängig, dass das die Schilddrüse stimulierende Hormon TSH in ausreichender Menge im Körper vorhanden ist.

    "Bislang mussten wir warten, bis der Körper des Patienten die Produktion des Hormons wieder hochgefahren hatte", erläuterte Professor Scheumann. Der Patient musste dabei zunächst eine Phase mit Schilddrüsenunterfunktion durchstehen, die von erheblichen körperlichen und psychischen Nebenwirkungen gekennzeichnet ist. "Das war die Hölle", erinnerte sich Harald Rimmele, Vorstand des Selbsthilfevereins "Ohne Schilddrüse leben?!" aus Berlin, dem noch ohne die neue Thyrogen-Therapie die Schilddrüse entfernt worden war. Herz-Kreislaufkomplikationen, Konzentrationsschwäche, sogar den ein oder anderen Blackout habe er in den Wochen zwischen der Entfernung der Schilddrüse und dem beginn der Radiojodtherapie erlebt. "Mein Leben geriet völlig aus den Fugen." Er konnte nicht mehr Auto fahren und arbeiten, wegen einer Unterversorgung des Gehirns mit Sauerstoff ist die Unfall- und Verletzungsgefahren erhöht. Die Schilddrüsenunterfunktion ist zudem verantwortlich für eine verlangsamte Rekonvaleszenz.

    Bei der neuen Therapie erhalten die Patienten sofort nach der Operation Thyrogen, ein biotechnologisch hergestelltes Hormon, das dem menschlichen Schilddrüsenhormon zum Verwechseln ähnelt. "Damit kann die Schilddrüsenunterfunktion mit allen Nebenwirkungen vermieden werden, auch der Heilungsprozess läuft schneller", sagte Professor Knapp. Die Krankheitsphase kann in den meisten Fällen von ungefähr sechs Wochen auf zehn bis zwölf Tage reduziert werden.

    Lothar Fahrenfeld aus Garbsen ist einer der ersten von 20 Patienten, die in der MHH mit der neuen Kombinationstherapie behandelt worden sind. Bereits nach zehn Tagen konnte er die Klinik wieder verlassen. Und Nebenwirkungen? "Am Anfang war ich ein bisschen müde", erinnerte er, "aber sonst traten keine auf." Die Professoren Knapp und Scheumann hoffen, dass die Kassen schon zum kommenden Jahr die Therapie mit dem rund 1000 Euro pro Behandlung kostenden Thyrogen in das Fallpauschalsystem aufnehmen. "Für die Patienten, aber auch volkswirtschaftlich gesehen, ist die Therapie äußerst sinnvoll", betonte Professor Scheumann.

    Weitere Informationen erhalten Sie bei Professor Dr. Georg F. W. Scheumann, Scheumann.Georg@mh-hannover.de , Telefon (0511) 532-2032 oder Professor Dr. Wolfram Knapp, Knapp.Wolfram@mh-hannover.de , Telefon (0511) 532-2577.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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