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07.11.1997 00:00

Künstliche Befruchtung - ein schwerer Weg

Gerhard Harms Presse & Kommunikation
Carl von Ossietzky-Universität Oldenburg

    CARL VON OSSIETZKY-UNIVERSITAET OLDENBURG PRESSEMITTEILUNG 289/97

    Der schwere Weg zur Kuenstlichen Befruchtung

    Oldenburg. Hormonbehandlungen, kuenstliche Befruchtung, Sex nach Zeitplan, das kann die Folge sein, wenn Frauen nicht schwanger werden und Hilfe bei GynaekologInnen suchen. Der letzte Versuch ist haeufig eine In-vitro-Fertilisation (IVF), auch Retortenbefruchtung genannt. Diese Behandlungsform wird in den letzten Jahren immer haeufiger angewendet. In der neuesten Ausgabe Nr. 26 des Forschungsmagazins EINBLICKE der Universitaet Oldenburg berichteten jetzt die Soziologinnen Prof. Dr. Rosemarie Nave-Herz und Dr. Corinna Onnen-Isemann ueber eine Untersuchung, wie sich die Kuenstliche Befruchtung, und hier insbesondere die Reagenzglasbefruchtung IVF und deren Weiterentwicklungen auf das Leben von Frauen auswirkt.

    Bei der Retortenbefruchtung werden der Frau Eizellen entnommen, ausserhalb des Koerpers befruchtet und wieder in die Gebaermutter eingesetzt. Das klingt einfach, ist aber mit vielen einzelnen Behandlungsschritten verbunden, in deren Verlauf es haeufig zu Komplikationen kommen kann. Die Patientinnen muessen mehrmals in der Woche zu Untersuchungen in Behandlungszentren oder gynaekologische Praxen fahren, die weit entfernt von ihrem Wohnort sein koennen. Die zeitliche Belastung ist so gross, dass viele Frauen ihren Beruf aufgeben. Nicht nur der hohe organisatorische Aufwand, sondern auch die Auswirkungen aufgrund der medizinischen Intervention auf das gesamte Leben unterstuetzen eine Zentrierung auf den Kinderwunsch. Das Denken dreht sich nur noch um das Kind.

    Aber nicht nur die medizinische Einwirkung erzeugt Stress. Problematisch ist, dass die Frauen sich in einer staendigen Warteposition befinden, jeder Behandlungsschritt ist von Unsicherheit begleitet. Sie schwanken zwischen der Hoffnung, schwanger zu werden, und der Angst vor erfolgloser Behandlung. Jede Monatsblutung wird fuer die Frauen zur grossen Enttaeuschung.

    Der Stress hat Auswirkungen auf die Partnerschaft. Die Sexualitaet ist oft nur noch darauf ausgerichtet, ein Kind zu zeugen, Spontaneitaet und Gefuehl bleiben auf der Strecke. Der Hormonstatus und das Stadium, in dem sich die Eizellreifung befindet, wird in Verbindung mit dem Beischlaf gemessen, untersucht wird, wieviel Spermien wohin gewandert oder auch nicht gewandert sind. Alles wird vermessen und getestet, was zur Folge hat, dass eine normale Sexualitaet nicht mehr moeglich ist. Selbst nach Abschluss der Behandlung kann es Jahre dauern, bis sich die Sexualitaet wieder normalisiert.

    Die Retortenbefruchtung hat aber auch koerperliche Folgen. Sie ist immer mit einer Hormonbehandlung verbunden, damit die Eierstoecke moeglichst viele Eier produzieren, was oft zu schwerwiegenden Nebenwirkungen fuehrt. Onnen-Isemann berichtet ueber Frauen, deren Eierstoecke auf das Dreifache ihrer normalen Groesse anschwollen und deren Rueckbildung lange Zeit dauerte.

    Trotz aller Belastungen und der geringen Chance, ein Kind zu bekommen, brechen die wenigsten Frauen die Behandlung ab. Die Krankenkassen finanzieren vier Behandlungszyklen mit der IVF Methode. Fast alle Frauen schoepfen diese aus. Grund: Sie wollen sich spaeter selbst nicht vorwerfen, sie haetten nicht alles versucht.

    Kontakt: Dr. Corinna Onnen-Isemann, Institut fuer Soziologie Tel.: 0441/798-2939 e-mail: onnen@hrz1.uni-oldenburg.de http://www.uni-oldenburg.de/fb3/soziologie/onnen.htm


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Medizin, Psychologie
    überregional
    Es wurden keine Arten angegeben
    Deutsch


     

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