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31.01.2008 10:37

Hausaufgaben sind überflüssig! Das Institut für Berufliche Fachrichtungen der TU Dresden untersucht Strategien zum Wissenserwerb

Kim-Astrid Magister Pressestelle
Technische Universität Dresden

    Seit gut 150 Jahren gibt es allgemeinbildende Schulen in Deutschland, und genauso lange existiert der Hauptfeind aller freien, unbeschwerten Nachmittagsvergnügungen - Hausaufgaben. Erstaunlich dabei: es handelt sich offenbar mehr um ein pädagogisches Ritual als um eine im schulischen Sinn Erfolg versprechende Maßnahme. Zahlreiche Studien haben nämlich gezeigt, dass Hausaufgaben keinerlei nachweisbaren Einfluss auf die Schulnoten haben. Professor Hans Gängler von der Fakultät Erziehungswissenschaften der TU Dresden erklärt das so: gute Schüler werden durch Hausaufgaben nicht unbedingt noch besser, und schlechte Schüler begreifen zuhause durch bloßes Wiederholen noch lange nicht, was sie schon am Vormittag nicht richtig verstanden haben. Ob man also die Mathe-Hausaufgaben direkt nach der Schule, nachts unter der Bettdecke oder überhaupt nicht macht: der Effekt auf die Zeugniszensur ist derselbe, nämlich gleich null.

    Schon fast empörend ist es da, dass Hausaufgaben heutzutage von Lehrern einfach "verschrieben" werden, in der Annahme, sie würden schon irgendeinen positiven Effekt auf die Schüler haben. Hans Gänglers Umfragen unter Lehrern in Ganztagsschulen haben erbracht, dass etwa ein Drittel der Befragten zugab, gar nicht einschätzen zu können, ob Hausaufgaben überhaupt irgendeinen Effekt auf die Schüler hätten. Viele Lehrer gaben frei heraus zu: "Bei drei Vierteln meiner Schüler bringen Hausaufgaben überhaupt nichts."

    Nun hat die Einführung von Ganztagsangeboten bundesweit zu einer enormen Erhöhung der so genannten "Hausaufgabenbetreuung" geführt. Die Möglichkeit, sich gemeinsam mit anderen Schülern nach der Schule unter Aufsicht mit den Hausaufgaben zu befassen, ist bei weitem das häufigste Ganztagsangebot überhaupt: 70 Prozent aller sächsischen Ganztagsschüler nehmen mehrmals in der Woche an Hausaufgabenbetreuungen teil. Professor Gängler hat die Wirkung solcher Angebote untersucht, die Aussagen von Lehrern, Schülern und Eltern gesammelt. Sein Fazit: Hausaufgaben haben keinerlei Effekt in Hinblick auf die Schulleistung. In den Zensuren schlägt sich die nachmittägliche Quälerei mitnichten nieder. Entscheidend ist nicht die Hausaufgabe, sondern die qualifizierte pädagogische Betreuung.

    Eine zusätzliche Problematik soll dabei nicht verschwiegen werden: wenn die Hausaufgaben zuhause gemacht werden, haben Schüler aus einkommensschwachen Schichten einen klaren Nachteil. Gängler nennt dazu eine Zahl: fast fünf Milliarden Euro werden in Deutschland jedes Jahr für Nachhilfestunden und Hausaufgabenbetreuung bezahlt. Da hilft eben die Ganztagsschule mit ihrem alternativen und natürlich kostenlosen Angebot - weswegen Hans Gängler dafür plädiert, Hausaufgabenbetreuung auch anzubieten, solange es eben noch Hausaufgaben gibt. Grundsätzlich jedoch wirbt der Forscher dafür, die Strategien zum Wissenserwerb direkt im Unterricht zu vermitteln und durch entsprechende, pädagogisch begleitete Übungs- und Förderangebote im Rahmen der Ganztagsangebote zu begleiten. Und dann könnten Hausaufgaben endlich der Vergangenheit angehören.

    Informationen für Journalisten: Andreas Wiere, Tel. 0351 463 34921, E-Mail: Andreas.Wiere@mailbox.tu-dresden.de, a.wiere@gmx.de
    Prof. Dr. Hans Gängler, Tel. 0351 463-32015, E-Mail: Hans.Gaengler@mailbox.tu-dresden.de
    Zur Beachtung: Telefonische Erreichbarkeit am 31. Januar nur bis 14.30 Uhr!


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft, Pädagogik / Bildung
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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