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13.01.2009 11:13

Weißfäulepilze können Reetdächer zerstören

Jan Meßerschmidt Presse- und Informationsstelle
Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald

    Seit ca. zehn bis 15 Jahren tritt verstärkt das Phänomen auf, dass neueingedeckte Reetdächer nicht mehr die gewohnte Lebensdauer von ca. 30 bis 50 Jahren erreichen. Sie verrotten teilweise bereits innerhalb weniger Jahre. Greifswalder Wissenschaftler haben in einem wissenschaftlichen Projekt herausgefunden, dass ausschließlich Pilze mit Holz (Lignin) abbauenden Fähigkeiten (Weißfäulepilze) in der Lage sind, intaktes Reet anzugreifen und zu zerstören. Dabei spielt die Qualität des Baumaterials Rohr und die Art und Weise, welche Umweltbedingungen die Pilze im Dach vorfinden, eine entscheidende Rolle.

    Im Laborexperiment konnte nachgewiesen werden, dass unter optimalen Laborbedingungen ein besonders aktiver Weißfäulepilz aus einem Reetdach innerhalb von nur 35 Tagen 23 Prozent der Trockenmasse von vorher ungeschädigtem Reet zerstören kann. "Trotzdem ist das kein Killerpilz. Weißfäulepilze wurden nicht eingeschleppt; sie kommen in unserer Umwelt vor. Die holzabbauenden Pilze sind auch in Dächern, die bereits 50 Jahre und länger gehalten haben. Wir gehen davon aus, dass es darauf ankommt, welches Klima der Pilz im Reetdach vorfindet, welche Qualität das Reet hat und wie die Dachkonstruktion aussieht." Das erklärt Prof. Dr. Frieder Schauer vom Institut für Mikrobiologie (Abteilung für Angewandte Mikrobiologie) an der Universität Greifswald.

    In einem rund 120.000 Euro teuren Forschungsprojekt hatten die Greifswalder Wissenschaftler im Auftrag der norddeutschen Rohrdachdecker und mit Unterstützung des Wirtschaftsministeriums Mecklenburg-Vorpommern nach Mikroorganismen gefahndet, die Reetdächer schwer schädigen können. Die Laboruntersuchungen wurden im Institut für Marine Biotechnologie e. V. Greifswald durchgeführt. Dabei hat sich gezeigt, dass nur holzabbauende Mikroorganismen die stabilisierenden Strukturen von Reet in kurzer Zeit zerstören können. In diesem Zusammenhang wurde ein standardisierter Test entwickelt, mit dem die Qualität von Rohr bestimmt werden kann.

    Mit Reet gedeckte Hausdächer sind in Norddeutschland sowie in angrenzenden Staaten Nord- und Westeuropas ein prägender Bestandteil der Kulturlandschaft. Eine Bedrohung des Bestandes der Reetdächer durch fortschreitende Zerstörung des Reets stellt auch ein ernsthaftes Problem für den Fortbestand des Reetdachdecker-Handwerks dar. "Wir wissen sicher, dass in Norddeutschland rund 200 Dächer schwer geschädigt sind. Hinzu kommt eine Dunkelziffer. Wir gehen davon aus, dass rund 1.000 Reetdächer betroffen sind." Das sagt Dachdeckermeister Jan Juraschek von der Gesellschaft für Qualitätssicherung Reet mbH. Er verweist darauf, dass Dächer, die nach hohen Qualitätsstandards gebaut und gedeckt wurden, deutlich länger halten.

    Die Ursachen des Reetdachsterbens konnten trotz intensiver Untersuchungen bisher nicht abschließend geklärt werden. Es ist geplant, das Projekt fortzusetzen. Es soll geklärt werden, wie die zerstörerischen Pilze zurückgedrängt werden können.

    Ansprechpartner für Rückfragen:

    Prof. Dr. Frieder Schauer
    Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald
    Institut für Mikrobiologie, Abteilung für Angewandte Mikrobiologie
    Friedrich-Ludwig-Jahn-Straße 15a, 17487 Greifswald
    Telefon 03834 86-4204
    Telefax 03834 86-4202
    schauer@uni-greifswald.de

    QSR - Gesellschaft zur Qualitätssicherung Reet mbH
    Jan Juraschek
    Holzkoppelweg 5, 24118 Kiel
    Telefon 0431 54776-0
    j.juraschek@reetdachdeckung.de


    Weitere Informationen:

    http://www.liv-dach.de/index1.html - Landesinnungsverband des Dachdeckerhandwerks Mecklenburg-Vorpommern
    http://www.mikrobiologie.uni-greifswald.de/index.php?id=34 - Angewandte Mikrobiologie an der Universität Greifswald, Institut für Marine Biotechnologie e.V.
    http://www.reetdachdeckung.de - Gesellschaft zur Qualitätssicherung Reet mbH


    Bilder

    Pilzkulturen auf Reetproben
    Pilzkulturen auf Reetproben
    Foto: Jan Meßerschmidt, Universität Greifswald
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    Kultur mit Weißfäulepilz
    Kultur mit Weißfäulepilz
    Foto: Korinna Kordon, Universität Greifswald
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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