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31.08.2009 10:23

Klimaschutz: Atomkraft ist keine Alternative

Christiane Rathmann Öffentlichkeit und Kommunikation
Öko-Institut e. V. - Institut für angewandte Ökologie

    Kernkraft als Klimaretter? Das Öko-Institut positioniert sich in der aktuellen Debatte: In der Broschüre "Streitpunkt Kernenergie" werden die Argumente im Streit um die Rückkehr zur Atomenergie beleuchtet. Die Publikation - finanziert von der Stiftung Zukunftserbe - richtet sich an Fachexperten, Politiker, Journalisten und andere Interessierte.

    Angesichts von Klimawandel und Ressourcenknappheit gibt es weltweit eine neue Diskussion um die Zukunft der Kernenergie: Kann Atomkraft fossile Energieträger ersetzen und CO2-Emissionen einsparen? Stehen wir vor einer Renaissance der Kernenergie? Frankreich und Finnland bauen neue Kernkraftwerke (KKW), die USA und Großbritannien planen welche. Auch in Deutschland verschärft sich vor der Bundestagswahl die Debatte: Atomlobby und CDU fordern verlängerte Laufzeiten für KKWs. Nur so ließen sich Klimaschutzziele und Versorgungssicherheit langfristig gewährleisten. Die Wissenschaftler des Öko-Instituts kommen zu einem anderen Ergebnis "Wir haben unsere wichtigsten Studien zusammen-gefasst und mit neuen Fakten und Zahlen untermauert", sagt Dr. Christoph Pistner, einer der Autoren. "Die Broschüre belegt wissenschaftlich fundiert, dass die Atomenergie vor ungelösten Problemen steht. Die vermeintlich neuen Argumente der Kernenergiebefürworter erweisen sich als leere Versprechen."

    Atomkraft: Kein Klimaretter
    Das Resümee der Publikation: Atomenergie kann nur einen geringen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Weltweit wird mit Kernenergie rund 15 Prozent des Strombedarfs produziert, insgesamt rund sechs Prozent des globalen Primärenergie-Verbrauchs. "Nur wenn die bestehenden 436 Atommeiler auf 1000 bis 1500 neue Anlagen ausgebaut würden, könnte Kernenergie überhaupt eine wichtige Rolle beim Klimaschutz spielen", betont der Kernenergie-Experte aus dem Öko-Institut Dr. Christoph Pistner. Doch die Uranreserven sind begrenzt: Bei einer Verdopplung der Nuklearkapazitäten in den nächsten 40 Jahren wären die Uranvorräte bald erschöpft. Zudem stehen den Ausbauszenarien erhebliche ökologische, sicherheitspolitische und wirtschaftliche Bedenken entgegen.

    Risikofaktor Kernenergie
    Philippsburg, Brunsbüttel, Forsmark, Bärsebeck - auch nach dem Super-Gau in Tschernobyl wurden immer wieder gefährliche Störfälle und Sicherheitsmängel gemeldet. Die Broschüre zeigt, dass auch heute noch die Sicherheit der Kernkraftwerke nicht garantiert werden kann. Der Schwachpunkt von KKWs liegt in ihrer hohen Komplexität. Menschliche Fehler bei der Bedienung lassen sich nicht ausschließen. Auch fehlt weltweit eine gesellschaftlich akzeptierte Lösung zur Entsorgung des Atommülls. Weitere Sicherheitsbedenken kommen hinzu: Atomanlagen sind potenzielle Terror-Anschlagsziele, ein Ausbau der zivilen Kernenergie könnte die Verbreitung von kernwaffenfähiger Technik und Material erhöhen und damit internationale Spannungen verstärken.

    Kernkraft ist nicht klimaneutral
    Anders als manche Experten behaupten, ist Kernenergie keine CO2-freie Technologie. Wer den gesamten Lebenszyklus von KKWs betrachtet - vom Uranabbau über die Anreicherung bis hin zur Endlagerung - stellt fest, dass auch bei der Produktion von Atomstrom CO2 freigesetzt wird. Fazit der Broschüre: Mit Strom aus regenerativen Energiequellen lässt sich genauso viel oder mehr CO2 einsparen wie mit Atomstrom.

    Kernkraft lohnt sich nicht
    Die Atomlobby behauptet: Ohne Rückkehr zur Kernenergie seien die Klimaziele nicht wirtschaftlich zu erreichen. Die Wissenschaftler des Öko-Instituts machen eine andere Rechnung auf: Neue Kernkraftwerke erfordern hohe Anfangsinvestitionen. Die Amortisationszeiträume sind sehr lange und es ist oft unsicher, ob sich die Investitionen überhaupt auszahlen. Ob Kernkraftwerke heute auch ohne Staatshilfen rentabel sind, ist fragwürdig. Das zeigt das Beispiel Südafrika: Dort wurden wegen der hohen Kosten und der unkalkulierbaren Risiken Neubauvorhaben gestoppt.

    Auf die richtigen Alternativen setzen!
    Die Wissenschaftler des Öko-Instituts halten verlängerte KKW-Laufzeiten für die falsche Lösung. Angesichts der Tatsache, dass in Deutschland der Primärenergieverbrauch zu 80 Prozent durch fossile Energieträger gedeckt wird, fordern sie stattdessen verstärkte Energiesparmaßnahmen und einen raschen Ausbau regenerativer Energien. Auch weltweit ließen sich aus ihrer Sicht die Klimaschutzziele selbst dann erreichen, wenn alle Staaten auf die Kernenergie verzichten. "Wir haben bessere Alternativen als die Kernenergie um unsere ehrgeizigen Klimaziele zu erreichen, vorausgesetzt der politische Wille dafür ist vorhanden", fasst Dr. Pistner die Ergebnisse zusammen.

    Die Broschüre "Streitpunkt Kernenergie - Eine neue Debatte über alte Probleme" ist jetzt veröffentlicht und steht als pdf-Fassung zum kostenlosen Download bereit: http://www.oeko.de/kernenergie
    In den nächsten Tagen erscheint zudem eine Druckfassung der Broschüre. Diese kann kostenlos bestellt werden: Öko-Institut e.V., Geschäftsstelle Freiburg, Romy Klupsch, Telefon 0761/452 95-24, r.klupsch(at)oeko.de.

    Öko-Institut und Stiftung Zukunftserbe stellen die Inhalte zudem mit einem eigenen Internetauftritt vor: http://www.streitpunkt-kernenergie.de

    Ansprechpartner:
    Dr. Christoph Pistner
    Öko-Institut e.V.
    Telefon: 06151/81 91-90
    E-Mail: c.pistner(at)oeko.de

    Das Öko-Institut ist eines der europaweit führenden, unabhängigen Forschungs- und Beratungsinstitute für eine nachhaltige Zukunft. Seit der Gründung im Jahr 1977 erarbeitet das Institut Grundlagen und Strategien, wie die Vision einer nachhaltigen Entwicklung global, national und lokal umgesetzt werden kann. Das Institut ist an den Standorten Freiburg, Darmstadt und Berlin vertreten. Mehr unter http://www.oeko.de

    Die Stiftung Zukunftserbe versteht sich als "Vordenkerin" zukunftsorientierter Lösungen und will gesellschaftliche Innovationen ankurbeln, die sich mit den strukturellen Problemen des 21. Jahrhunderts befassen. Vorrangige Ziele sind dabei die Förderung von Umweltschutz und einer nachhaltigen, zukunftsverträglichen Entwicklung. Mehr unter: http://www.zukunftserbe.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Energie, Politik, Umwelt / Ökologie, Wirtschaft
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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