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28.05.2001 13:44

Jahrestagung 2001 der DGSP in Jena: Zwischen den Stühlen - Sucht in der Psychiatrie

Annette Leucke Marketing und Kommunikation
Fachhochschule Jena

    Vom 22. bis 24. November findet in Jena die Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Soziale Psychiatrie (DGSP) statt.
    Die DGSP wurde vor 30 Jahren als unabhängiger Fachverband, in dem alle in der Psychiatrie tätigen Berufsgruppen zusammenarbeiten, in der BRD gegründet und ist seit der Wende auch in den neuen Bundesländern aktiv. Die DGSP stellt sich die Aufgabe,
    zur Entwicklung einer kommunalen Psychiatrie in der Deutschland beizutragen, die an den Bedürfnissen der psychisch und psychosozial Leidenden orientiert ist. Bundesweit hat die Gesellschaft rund 2500 Mitglieder.
    Das Thema der diesjährigen Tagung "Zwischen den Stühlen - Sucht in der Psychiatrie" wurde vom Fachausschuss Sucht vorgegeben. Professor Dr. Klaus-Dieter Dresler, der am Fachbereich Sozialwesen der Fachhochschule Jena die Fächer Sozialmedizin und Sozialpsychiatrie vertritt, koordiniert die lokale Vorbereitungsgruppe. Die Fachhochschule Ist Mitveranstalter und unterstützt die Tagung mit Mitteln aus dem Rektorfonds.
    Die lokale Vorbereitungsgruppe bildet eine Projektgruppe Studierender des Fachbereiches Sozialwesen der FH Jena. Einbezogen und eingeladen zur Mitarbeit sind auch Vertreter von Psycho-sozialen Einrichtungen in Jena und Interessenvertretungen von Menschen mit psychischen Erkrankungen und ihrer Angehörigen.
    An der Jahrestagung nehmen mehr als 200 Mitglieder der DGSP und interessierte Fachvertreter teil. Eingeladen sind aber auch Betroffene, Angehörige und Interessenverbände. Als Referenten konnten national und international anerkannte Spezialisten gewonnen werden, so u. a. Dr. Alexander Kupfer, Bonn (Autor des Handbuches "Künstliche Paradiese"), Dr. Günther Wienberg, Bielefeld (Hrsg. des Buches "Die vergessene Mehrheit), PD Dr. Dirk R. Schwoon, Hamburg (Hrsg. des Buches "Suchtkranke: die ungeliebten Kinder der Psychiatrie"), Dr. Nils Pörksen, Bielefeld, Thomas Bader, Tübingen, Dr. Martin Zinkler, London, der von seinen Erfahrungen zum Tagungsthema aus Großbritannien berichten wird.
    Das Thüringer Ministerium für Soziales, Familie und Gesundheit wird durch Dr. Oesterheld, als Redner und Teilnehmer an einer Podiumsdiskussion beteiligt sein.

    Das Tagungsthema "Zwischen den Stühlen - Sucht in der Psychiatrie" wurde bewusst gewählt, da gerade die Versorgung Suchtkranker derzeit in der Diskussion steht. Ein ausgebautes und differenziertes psychiatrisches Versorgungssystem muss für alle Problemlagen adäquate Hilfsangebote gewährleisten. Dass dies nicht so ist, beweist die Versorgungslage der Gruppe von Menschen, die unter einer Vielzahl von Problemen leiden. Bezeichnungen wie "Menschen mit Doppeldiagnosen", "chronisch mehrfach Erkrankte" "Systemsprenger" oder "die vergessene Mehrheit" weisen uns immer wieder darauf hin, dass Menschen mit Multi-Problemlagen auch in gut ausgebauten Versorgungsregionen von den Hilfeangeboten nicht oder nicht in ausreichendem Maße erreicht werden. Es sind dies diejenigen Menschen, die fachlicher Hilfe am nötigsten bedürfen, deren Existenz in vielen Fällen am "seidenen Faden" hängt. Es wird die Frage aufgeworfen, wie der "Hilfe-Bedarf" dieser Menschen durch unsere Angebote zu decken ist, bzw. warum dies bislang vielfach nicht in ausreichender Art und Weise gelungen ist. Die bestehenden Versorgungsbausteine erfüllen diese Aufgabe nicht, erreichen mit ihren Hilfen diese Menschen nicht mehr oder nur eingeschränkt. Die Erfahrung zeigt, dass die bestehenden Hilfesysteme in ihrer derzeitigen Arbeitsweise zu starr sind, unterschiedliche Hilfesysteme - z.B. Psychiatrie und Suchtkrankenhilfe - geradezu unverbunden nebeneinander arbeiten, obwohl viele Menschen mit schweren psychischen Störungen auch Suchtprobleme haben und Suchtkranke in großer Zahl in der Psychiatrie behandelt und betreut werden.
    Von daher drängt sich auch das Tagungsthema "Sucht in der Psychiatrie" auf. Und zwar als Hinweis darauf, dass Menschen mit Suchterkrankungen auch in der Psychiatrie behandelt werden und viele Menschen mit psychischen Störungen auch Suchtprobleme haben. Auf die Frage, was der gemeinsame Versorgungsauftrag für den Personenkreis der mehrfach Geschädigten sein muss, wird im Rahmen der Veranstaltung Antworten finden. Das Denken und Handeln über institutionelle Grenzen hinweg ist naheliegend und wird neben der Frage, wie diese Gesellschaft mit psychisch- und suchtkranken Menschen umgeht, verschiedene Suchbewegungen leiten.
    Erfahrungen in der Versorgung mehrfach Geschädigter aus England und die Bedeutung koordinierter Hilfen aus den Bereichen Sucht und Psychiatrie für die qualitative Entwicklung des Versorgungssystems in der Gemeinde werden konkrete Hinweise zur Themenbearbeitung bieten.
    Neben den fachlich-inhaltlichen Themenbereichen wird auch die versorgungspolitische Seite dieser Thematik bearbeitet werden. Neben einem Grundsatzreferat des Fachausschusses Sucht der DGSP zu dieser Frage wird es ein Statement zur Frage der Finanzierbarkeit ambulanter Hilfen geben. Aus Sicht des Landes Thüringen wird ein Vertreter des Thüringer Ministerium für Soziales, Familie und Gesundheit eine Positionierung zur Landespolitik in dieser Frage darlegen, die in einer anschließenden Podiumsdiskussion gemeinsam mit Nutzern und deren Angehörigen kritisch reflektiert werden wird.
    Neben den Plenarveranstaltungen werden zahlreiche Arbeitsgruppen angeboten, in denen Teilaspekte des Themas bearbeitet werden. Die Arbeitsgruppen bieten insbesondere Gelegenheit des fachlichen Erfahrungsaustausches bzw. die Möglichkeit bestehendes Fachwissen zu erweitern.
    "Wir erhoffen uns als Ergebnis der Fachtagung zahlreiche Impulse für eine Weiterentwicklung bei der gemeindeintegrativen Versorgung von chronisch mehrfach erkrankten Menschen", umreißt Professor Dr. Klaus-Dieter Dresler, der sich für die Gründung eines Thüringer Landesverbandes der DGSP auf der diesjährigen Jahrestagung ausspricht.

    Bei Rückfragen:
    Professor Dr. Klaus-Dieter Dresler,
    Fachbereich Sozialwesen
    Telefon: 0 36 41 / 205-811
    E-Mail: Klaus-Dieter.Dresler@fh-jena.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft, Psychologie
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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