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23.06.2010 11:39

Erhöhtes Fehlgeburt-Risiko auch bei leichter Schilddrüsenunterfunktion

Medizin - Kommunikation Medizinkommunikation
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften

    Regenstauf – Eine aktuelle Veröffentlichung zeigt, dass bereits eine symptomlose, „subklinische“ Unterfunktion der Schilddrüse eine Fehlgeburt auslösen kann. Durch eine Hormonbestimmung wird das Risiko frühzeitig erkannt und kann behandelt werden. TSH, das thyreotrope Hormon, sollte schon vor Beginn einer Schwangerschaft im Blut gemessen werden, empfiehlt Professor Dr. Helmut Schatz, Bochum, Mediensprecher der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE).

    Schwangere mit einer bekannten Unterfunktion der Schilddrüse, einer sogenannten Hypothyreose, werden mit dem Schilddrüsenhormon Thyroxin (T4) behandelt. Auch Frauen, die an einer Thyreoiditis, einer Schilddrüsenentzündung erkrankt sind und Antikörper gegen die körpereigenen Hormone entwickelt haben, erhalten T4-Tabletten.

    Bei der Mehrzahl aller Schwangeren ist ein solcher Hormonmangel jedoch nicht bekannt. Sie sind völlig beschwerdefrei und es ist kein Kropf sichtbar. Die Diagnose ist dann nur durch eine Blutuntersuchung möglich. Man bestimmt die Konzentration von TSH, einem Hormon aus der Hirnanhangdrüse, das die Schilddrüse steuert. Auch bei einer leichten Unterfunktion der Schilddrüse ist TSH im Blut schon erhöht. Bis vor einigen Jahren galten für Schwangere TSH-Werte bis zu 4 – 5 mU/l als normal, insbesondere wenn keine Schilddrüsenantikörper bekannt waren. Vor drei Jahren wurde dieser obere Grenzwert von einigen Fachgesellschaften für schwangere Patientinnen, die schon unter einer T4-Behandllung standen, auf 2.5 mU/l herabgesetzt.

    Eine neue Untersuchung aus Italien zeigt jetzt an schilddrüsengesunden Frauen, die kein Schilddrüsenhormon einnahmen und auch keine Schilddrüsenantikörper aufwiesen, dass bereits bei TSH-Werten über 2,5 mU/l in der Frühschwangerschaft Schädigungen des Kindes auftreten können. Fehlgeburten im ersten Schwangerschaftsdrittel sind in der Studie bei TSH-Werten zwischen 2.5 und 5 mU/l mit 6,1 Prozent gegenüber 3,6 Prozent fast doppelt so häufig wie bei Frauen mit einem TSH-Wert unter 2,5 mU/l.

    Noch ist unklar, ob ein generelles Screening aller Schwangeren die Zahl der Frühgeburten senken kann. Bei jedem, auch nur geringem Verdacht auf eine Unterfunktion sollte jedoch möglichst schon zu Schwangerschaftsbeginn, besser vor der Schwangerschaft der TSH-Wert bestimmt werden. Ein erhöhtes Risiko besteht bei Schwangeren, die zu einem früheren Zeitpunkt an der Schilddrüse erkrankt waren oder eine Strahlentherapie im Halsbereich erhalten haben. Auch Verwandte mit Schilddrüsenerkrankungen sind ein Hinweis. Schon eine geringe Vergrößerung der Schilddrüsenregion am Hals sollte ebenfalls Anlass zu einem Test sein.

    Blutarmut und erhöhte Cholesterinwerte können neben den klassischen Symptomen wie Müdigkeit, Kältegefühl oder Antriebslosigkeit Zeichen einer Schilddrüsenunterfunktion sein. Auch Frauen mit Typ-1-Diabetes mellitus oder anderen Autoimmunerkrankungen wie Nebennierenschwäche, aber auch Rheumatoider Arthritis, Morbus Bechterew, Morbus Crohn, Colitis ulcerosa oder Multipler Sklerose sollen die Schilddrüse checken lassen. Manchmal ist auch ein längere Zeit unerfüllt gebliebener Kinderwunsch ein Zeichen für eine latente Unterfunktion der Schilddrüse. Die DGE rät im Zweifelsfall immer zu einem Test, da eine übersehene Schilddrüsenunterfunktion der Mutter auch die geistige Entwicklung des Kindes behindern kann.

    Quelle:
    Negro R, Schwartz A, Gismondi R, Tinelli A, Mangieri T, Stagnaro-Green A. Increased Pregnancy Loss Rate in Thyroid Antibody Negative Women with TSH Levels between 2.5 and 5.0 in the First Trimester of Pregnancy.
    J Clin Endocrinol Metab. 2010 (in print)

    Kontakt für Journalisten:
    Beate Schweizer
    Pressestelle
    Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE)
    Postfach 30 11 20, 70451 Stuttgart
    Tel.: 0711 8931 295, Fax: 0711 8931 167
    Schweizer@medizinkommunikation.org


    Weitere Informationen:

    http://www.endokrinologie.net Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie
    http://jcem.endojournals.org/cgi/content/abstract/jc.2010-0340v1 URL


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Medizin
    überregional
    Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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