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27.08.2001 14:22

AWMF: Wissenschaftlich basierte Leitlinien nutzen!

Wolfgang Müller M.A. AWMF Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften

    Die AWMF hat für den "Runden Tisch" des Bundesministeriums für Gesundheit ihre Position zum Thema "Weiterentwicklung der Qualität der Gesundheitsversorgung unter Nutzung wissenschaftlich basierter Leitlinien" in einer Stellungnahme formuliert. "Evidenzbasierung" ist demnach eine notwendige, aber keineswegs hinreichende Voraussetzung für die Erstellung wissenschaftlich basierter Leitlinien.

    Leitlinien der Medizinischen Versorgung (Clinical practice guidelines) sind nach der heute weltweit akzeptierten Definition:

    - systematisch entwickelte Feststellungen (statements) mit dem Ziel, die Entscheidungen von Ärzten und Patienten über eine angemessene Gesundheitsversorgung für spezifische medizinische Situationen zu unterstützen.

    Die in Deutschland zunehmend um sich greifende Einengung des Begriffs "systematisch" auf "evidenzbasiert" hat vor allem in den USA so niemals gegolten und ist heute nicht mehr ausreichend: "Guidelines without Evidence-based Medicine are a problem, but guidelines with Evidence-based Medicine only are a catastrophy".

    Die Leitlinienentwicklung der AWMF trägt dem Rechnung. Die Leitliniensystematik der AWMF umfaßt fünf Kriterien:

    1. Eine spezielle Logik (klinische Algorithmen, Entscheidungsbäume): "wenn-dann" Logik auf einem Problemlösungspfad. Das heute diskutierte disease-management, d.h. Gesamtbetrachtung aller diagnostischen Methoden und Behandlungswege sind in der Regel Teile eines solchen klinischen Algorithmus. Leitlinien sind deshalb eine Voraussetzung von disease-management.

    2. Eine formale und transparente Konsensfindung mit evaluierten Verfahren (z.B. Nominaler Gruppenprozeß).

    3. Eine formale und transparente wissenschaftliche Beweisführung: die systematische Recherche, Beurteilung und Verwendung von gegenwärtigen Forschungsresultaten als Basis für klinischen Entscheidungen. Gesundheitsversorgung basiert auf "evidence", abgeleitet von den besten erhältlichen Studien.

    4. Eine formale Outcome-Analyse (klinisches Gesamtergebnis) mit klarer Stellungnahme zur klinischen Relevanz (Werteordnung), mit Methoden der quantitativen und der qualitativen Analyse

    5. Eine formale Analyse der Kosten-Effektivität: Vergleich der Kosten bei gleichem medizinischen Ergebnis (outcome).

    Die meisten der bisher rund 950 von den wissenschaftlichen Fachgesellschaften bei der AWMF erarbeiteten Leitlinien entsprechen der Entwicklungsstufe S1 (= Expertengruppe). Ab Entwicklungsstufe S2 (= formaler Konsens) sind die Leitlinien als "evidence"-basierte Konsensleitlinien anzusehen, derzeit liegen in Deutschland insgesamt rund 65 Leitlinien der Entwicklungsstufe S2 und Entwicklungsstufe S3 (= alle 5 Elemente der systematischen Entwicklung) vor.

    Die komplette Entwicklung und Implementierung der hochentwickelten Leitlinien kann von den wissenschaftlichen medizinischen Fachgesellschaften jedoch nicht finanziert werden. Eine finanzielle Förderung durch das zuständige Bundesgesundheitsministerium und die Partner der Selbstverwaltung (vor allem der Kassen) muß erfolgen.

    Der vollständige Text inkl. Anlagen ist über die u.a. Links zu erhalten (als HTML- und PDF-Datei).


    Weitere Informationen:

    http://leitlinien.net/wb-ll.htm
    http://leitlinien.net/wb-ll.pdf


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin, Politik, Recht
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Publikationen, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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