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03.04.2012 09:57

Experte für Leberkrankheiten

Gunnar Bartsch Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Julius-Maximilians-Universität Würzburg

    Entgiftungsorgan, Energiespeicher, Gallefabrik: Die Leber erfüllt als lebenswichtiges Organ viele Aufgaben im Organismus. Mit ihren Erkrankungen befasst sich Professor Andreas Geier. Der 41-Jährige hat im Januar 2012 die Leitung der Abteilung Hepatologie an der Medizinischen Klinik II der Universität Würzburg übernommen.

    Die häufigste Bedrohung für die Leber stellt der Alkohol dar. Fakt ist: Wer sich ungezügelt dem Alkohol hingibt, läuft Gefahr, dass seine Leber verfettet und sich krankhaft entzündet. Allerdings kann sich die so genannte Fettleber in der westlichen Welt auch ohne den Einfluss von Alkohol entwickeln, was häufig bei zuckerkranken oder stark übergewichtigen Menschen geschieht. Diese Erkrankung wird dann als „nicht-alkoholische Fettleber“ bezeichnet.

    Durch die vermehrte Einlagerung von Fetten in die Leberzellen nimmt die Leber an Größe zu. Beschwerden verursacht das zunächst kaum oder gar nicht. Doch über die Jahre hinweg kann aus der Fettleber eine Leberentzündung oder durch eine Vernarbung der Leber eine Leberzirrhose entstehen. Darum befürworten Mediziner bei den Betroffenen Maßnahmen wie Alkoholentzug, Gewichtsreduktion oder – bei Diabetikern – eine optimale Einstellung des Blutzuckers. Bis heute gibt es aber keine Medikamente mit Langzeitwirkung gegen die Fettleber.

    „Bisher ist nicht im Detail klar, wie eine Fettleber beziehungsweise die Entzündung genau entsteht“, sagt Andreas Geier. Möglicherweise sind daran Botenstoffe des Immunsystems und bestimmte Immunzellen beteiligt. Das Team des neuen Professors untersucht darum deren Rolle im Krankheitsprozess.

    Ein weiteres Forschungsthema von großem öffentlichem Interesse ist Vitamin D: „Es gibt Hinweise darauf, dass eine Gabe von Vitamin D bei der Therapie der Fettleber hilfreich sein könnte. Doch weder die Wirkmechanismen noch der therapeutische Nutzen sind belegt.“ Daher führt die Gruppe um Professor Geier nicht nur im Labor Untersuchungen zu Vitamin D durch, sondern auch eine klinische Studie an betroffenen Patienten.

    Wenn Viren die Leber befallen

    Ein weiterer Forschungsschwerpunkt des hepatologischen Teams waren in den vergangenen Jahren auch verschiedene Faktoren, die den Verlauf der chronischen Virushepatitis C beeinflussen. Möglicherweise spielt Vitamin D auch bei Patienten, die chronisch mit dem Hepatitis-C-Virus infiziert sind, eine wichtige Rolle im Krankheitsverlauf. Diese Infektion, die etwa ein Prozent der Bevölkerung betrifft, kann immer noch nicht durch eine Impfung verhindert werden. Bei vielen Betroffenen verursacht sie Leberentzündung und Leberkrebs.

    Leberkrebs und seine Ursachen

    Menschen mit chronischen Lebererkrankungen bekommen häufiger Leberkrebs als Gesunde. „Welche Rolle hier Störungen bei der Ausscheidung von Giftstoffen, sogenannten Nahrungsmittelkarzinogenen, spielen, wird bei uns ebenfalls erforscht“, so Professor Geier. „Unsere Arbeitsgruppe hat nachgewiesen, dass bei einer Fettleber bestimmte Transportvorgänge in der Leber gestört sind“. Das schränkt die Entgiftungsfunktion der Leber ein, so dass sich potenzielle Schadstoffe anhäufen. „Ob dieser Mechanismus als Auslöser für Leberkrebs in Frage kommt, wollen wir in einer Studie klären, die von der Europäischen Diabetesgesellschaft gefördert wird.“

    Die Würzburger Hepatologen befassen sich auch mit den Effekten der Leberkrebs-Therapie mittels RFTA (radiofrequency thermal ablation) auf das Immunsystem. Dabei wird eine dünne Elektrode in den Lebertumor eingeführt und erhitzt, wodurch die Tumorzellen absterben. „Bei dieser Prozedur werden Tumorzellbestandteile freigesetzt, die möglicherweise das Immunsystem dazu anregen, die verbleibenden Tumorzellen anzugreifen. Diese Prozesse wollen wir genauer untersuchen“, sagt Professor Geier.

    Andreas Geiers Lebenslauf

    Geboren wurde Andreas Geier im Jahr 1970 in Passau. Das Medizinstudium absolvierte er an der Ludwig-Maximilians-Universität München und in den Vereinigten Staaten an der University of Texas. 1998 wechselte er nach Aachen. Dort war er zehn Jahre lang ärztlich am Universitätsklinikum tätig. Nach der Habilitation im Jahr 2004 wurde er zum Leiter der dortigen Leberambulanz ernannt.

    2008 ging Andreas Geier dann ans Universitätsspital Zürich und übernahm neben seiner klinischen Tätigkeit die Leitung des Labors für Molekulare Hepatologie. Er gehörte dort dem Direktorium des Transplantationszentrums an und war Mitglied im Zentrum für Integrative Humanphysiologie. Aus Zürich folgte er zum Januar 2012 dem Ruf ans Würzburger Universitätsklinikum. Hier leitet er die Abteilung Hepatologie der Medizinischen Klinik II und – zusammen mit seinen Kollegen aus der Chirurgie – das Lebertransplantationsprogramm.

    Kontakt

    Prof. Dr. Andreas Geier, Medizinische Klinik II, Universitätsklinikum Würzburg, T (0931) 201-40021, Geier_A2@medizin.uni-wuerzburg.de


    Bilder

    Professor Andreas Geier vom Würzburger Universitätsklinikum.
    Professor Andreas Geier vom Würzburger Universitätsklinikum.
    Foto: privat
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Medizin
    überregional
    Personalia
    Deutsch


     

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