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27.02.2013 09:42

Auch Kinder haben Rheuma: Tag der seltenen Erkrankungen am 28. Februar

Dr. Annette Tuffs Unternehmenskommunikation
Universitätsklinikum Heidelberg

    Der zehnjährige Pascal wird in der Kinderrheumatologie am Universitätsklinikum Heidelberg betreut / Ärzte und Forscher aus 13 verschiedenen Fachrichtungen arbeiten im Zentrum für Seltene Erkrankungen Heidelberg zusammen / Zentrale Anlaufstelle erleichtert Betroffenen Weg zu Diagnose und Therapie / Internationaler Tag der seltenen Erkrankungen macht auf seltene Schicksale aufmerksam

    Morgens nach dem Aufstehen sind Pascals Gelenke steif und schmerzen. Eine halbe Stunde vergeht, bis der zehnjährige Junge sich normal bewegen kann. Pascal leidet an einer entzündlichen rheumatischen Erkrankung – eine von rund 9.000 verschiedenen seltenen und meist sehr schweren Erkrankungen, auf die der Internationale Tag der seltenen Erkrankungen am 28. Februar aufmerksam macht. Um sie besser erforschen und behandeln zu können, kooperieren Wissenschaftler und Ärzte über Grenzen von Fachrichtungen und Ländern hinaus – wie das diesjährige Motto „Rare disorders without borders – seltene Erkrankungen ohne Grenzen“ verdeutlicht. Ein starker Knoten in diesem Netzwerk ist das Zentrum für Seltene Erkrankungen (ZSE) am Universitätsklinikum Heidelberg. Hier wird Pascal von Ärzten der Kinderrheumatologie betreut.

    An einer seltenen Erkrankung leiden nur wenige Patienten. Doch insgesamt sind in Deutschland etwa vier Millionen Menschen betroffen. Zu den bekanntesten gehören die Mukoviszidose, angeborene Stoffwechselerkrankungen, aber auch Herzerkrankungen oder seltene rheumatische Erkrankungen bei Erwachsenen. Dass auch Kinder und Jugendliche bereits an rheumatischen Erkrankungen leiden können, ist dagegen noch wenig bekannt. „Die Kinder werden in der Regel in spezialisierten Zentren betreut“, erklärt Dr. Thomas Lutz, Leiter des Bereichs Kinderrheumatologie in Heidelberg. „Niedergelassene Kinderrheumatologen gibt es wenige.“ Da der Krankheitsverlauf sehr variieren kann, die Patienten oft starke Medikamente nehmen müssen und deshalb anfällig für schwere Infekte sind, gehören regelmäßige Kontrollen in der Rheumaambulanz dazu. In besonders schweren Fällen werden die Kinder stationär aufgenommen.

    Ein tapferer Junge mit einer langen Krankheitsgeschichte

    Schon im ersten Lebensjahr wurde bei Pascal eine seltene Erkrankung, die septische Granulomatose, diagnostiziert. Eines von 200.000 Kindern leidet an dieser Erbkrankheit, bei der die Immunabwehr des Patienten gestört ist und die in schweren Fällen zum Tod führen kann. Schwere Infektionen und Fieberschübe waren bei Pascal die Folge. Im Alter von drei Jahren erhielt der Junge eine Knochenmarkstransplantation, mit der die septische Granulomatose erfolgreich behandelt wurde. Infolge der Knochenmarkstransplantation entwickelte sich eine chronische Autoimmunerkrankung mit starken rheumatischen Beschwerden. Wieder eine seltene Erkrankung, die nur sehr wenige Kinder nach einer Transplantation trifft. Im Februar 2010 kam Pascal mit seiner Mutter zum ersten Mal in die Ambulanz für Kinder- und Jugendrheumatologie des Universitätsklinikums Heidelberg: Starke Schmerzen, Schwellungen und steife Gelenke in Knien, Händen und Fingern plagten den Jungen. Seitdem wird Pascal von Dr. Thomas Lutz und Dr. Jürgen Grulich-Henn, ebenfalls Leiter der Kinderrheumatologie, behandelt.

    Trotz allem ist Pascal ein fröhlicher Junge, der tapfer seine Erkrankung meistert. Dank neuer Medikamente, den so genannten Biologicals, die Rheumatologen seit rund zehn Jahren einsetzen, geht es Pascal besser. Aber die Medikamente haben auch starke Nebenwirkungen. „Ich bin oft müde, manchmal ist mir von den Tabletten schlecht“, erklärt Pascal. Auch beim Sport muss der begeisterte Fußballspieler aufpassen: überanstrengt er sich, leidet er oft tagelang unter den Folgen. „Wenn ich müde bin, mach ich `ne Pause“, sagt der Viertklässler.

    Frühe Diagnose in spezialisierten Zentren verkürzt Leidenswege

    Glück im Unglück hatte Pascal, da seine rheumatische Erkrankung frühzeitig erkannt und behandelt wurde. Das ist nicht immer so. „Oft haben die Betroffenen eine jahrelange Odyssee von Arzt zu Arzt hinter sich“, erklärt Dr. Grulich-Henn. Unbehandelt führen die chronischen Entzündungen zu schweren Gelenkschäden. Manche Betroffene benötigen schon in jungen Jahren künstliche Hüft- oder Kniegelenke.

    Das Heidelberger Zentrum für Seltene Erkrankungen wirkt solchen Leidensgeschichten entgegen: Bei Dr. Pamela Okun, der Koordinatorin des Zentrums, melden sich Patienten mit den unterschiedlichsten, oft unklaren Symptomen. Auch Ärzte wenden sich an sie. Die Koordinatorin leitet die Anfragen je nach Beschwerdebild an eines der dreizehn beteiligten Einzelzentren weiter. Oft beraten sich Kollegen verschiedener Fachrichtungen.

    Junge Rheumapatienten profitieren am Universitätsklinikum Heidelberg von der Kooperation zwischen Kinder- und Erwachsenen-Rheumatologie. Der Übergang in der Betreuung ist fließend. Doch Pascal hofft lieber auf Heilung seiner Krankheit – bei der Hälfte der Patienten klingt das Rheuma im jungen Erwachsenenalter ab.


    Informationen im Internet:

    Zentrum für Seltene Erkrankungen am Universitätsklinikum Heidelberg
    http://www.klinikum.uni-heidelberg.de/Zentrum-fuer-Seltene-Erkrankungen.119129.0...

    Kinderheilkunde I, Allgemeine Pädiatrie, Neuropädiatrie, Stoffwechsel, Gastroenterologie, Nephrologie am Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin
    http://www.klinikum.uni-heidelberg.de/Kinderheilkunde-I.820.0.html

    Internationaler Tag der seltenen Erkrankungen
    http://www.rarediseaseday.org

    Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie e.V.
    http://dgrh.de/selbsthilfe.html

    Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie
    http://www.gkjr.de/informationen-fuer-patienten.html

    Deutsche Rheuma-Liga in Baden-Württemberg: Eltern-Kind-Treff in Heidelberg http://www.rheuma-liga-bw.de/

    Allianz Chronischer Seltener Erkrankungen
    http://www.achse-online.de

    Ansprechpartner:
    Dr. Pamela Okun
    Koordinatorin Zentrum für Seltene Erkrankungen
    am Universitätsklinikum Heidelberg
    Tel.: 06221 / 56 4503
    E-Mail: seltene.erkrankungen@med.uni-heidelberg.de

    Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Heidelberg
    Krankenversorgung, Forschung und Lehre von internationalem Rang

    Das Universitätsklinikum Heidelberg ist eines der bedeutendsten medizinischen Zentren in Deutschland; die Medizinische Fakultät der Universität Heidelberg zählt zu den international renommierten biomedizinischen Forschungseinrichtungen in Europa. Gemeinsames Ziel ist die Entwicklung innovativer Diagnostik und Therapien sowie ihre rasche Umsetzung für den Patienten. Klinikum und Fakultät beschäftigen rund 11.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und engagieren sich in Ausbildung und Qualifizierung. In mehr als 50 klinischen Fachabteilungen mit ca. 1.900 Betten werden jährlich rund 110.000 Patienten voll- bzw. teilstationär und 400.000 Patienten ambulant behandelt. Das Heidelberger Curriculum Medicinale (HeiCuMed) steht an der Spitze der medizinischen Ausbildungsgänge in Deutschland. Derzeit studieren ca. 3.500 angehende Ärztinnen und Ärzte in Heidelberg.

    http://www.klinikum.uni-heidelberg.de

    Bei Rückfragen von Journalisten:
    Dr. Annette Tuffs
    Leiterin Unternehmenskommunikation / Pressestelle
    des Universitätsklinikums Heidelberg und der
    Medizinischen Fakultät der Universität Heidelberg
    Im Neuenheimer Feld 672
    69120 Heidelberg
    Tel.: 06221 56-4536
    Fax: 06221 56-4544
    E-Mail: annette.tuffs@med.uni-heidelberg.de

    Julia Bird
    Referentin Unternehmenskommunikation / Pressestelle
    des Universitätsklinikums Heidelberg und der
    Medizinischen Fakultät der Universität Heidelberg
    Im Neuenheimer Feld 672
    69120 Heidelberg
    Tel.: 06221 56-7071
    Fax: 06221 56-4544
    E-Mail: julia.bird@med.uni-heidelberg.de

    Diese Pressemitteilung ist auch online verfügbar unter
    http://www.klinikum.uni-heidelberg.de/presse

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    27 / 2013

    SM


    Bilder

    Dr. Thomas Lutz, Leiter der Kinderrheumatologie am Universitätsklinikum Heidelberg, untersucht per Ultraschall das Handgelenk seines Patienten Pascal.
    Dr. Thomas Lutz, Leiter der Kinderrheumatologie am Universitätsklinikum Heidelberg, untersucht per U ...
    Foto: Universitätsklinikum Heidelberg.
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Medizin
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft
    Deutsch


     

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