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10.11.2014 16:17

DFG verlängert Förderung des Graduiertenkollegs „Selbst-Bildungen“

Dr. Corinna Dahm-Brey Presse und Kommunikation
Carl von Ossietzky-Universität Oldenburg

    Es war Anfang der 90er Jahre, als der französische Philosoph Gilles Deleuze die Entstehung einer Kontrollgesellschaft diagnostizierte. Gut zwei Jahrzehnte später scheint sich der Befund zu bestätigen: Überwachung, Ausspähung und die Herrschaft der Algorithmen sind in öffentlichen Debatten Thema mehr denn je. Haben Reflexion und Kritik ausgespielt? Ist das „souveräne Subjekt“ nur noch eine Fußnote der Geschichte? Solche Fragen sind es, die WissenschaftlerInnen in der zweiten Phase des Graduiertenkollegs „Selbst-Bildungen. Praktiken der Subjektivierung in historischer und interdisziplinärer Perspektive“ behandeln.

    Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat es nun um viereinhalb Jahre verlängert, die Fördersumme beträgt rund 2,6 Millionen Euro. Sprecher ist der Soziologe und Sportsoziologe Prof. Dr. Thomas Alkemeyer, Stellvertretende Sprecherinnen sind die Historikerinnen Prof. Dr. Dagmar Freist und Prof. Dr. Gunilla Budde. Die Koordination liegt bei Marta Mazur und Robert Mitschke.

    Die weitere Unterstützung seitens der DFG sei ein großer Erfolg für die Oldenburger Geistes-, Gesellschafts- und Kulturwissenschaften, sagte Prof. Dr. Dr. h.c. Hans-Jürgen Appelrath, Vizepräsident für Forschung der Universität. Sie spreche für die hohe Qualität der Subjektkritik, die aus dem Graduiertenkolleg komme – und die zu einem besseren Verständnis unserer Gesellschaft beitrage. „Das Graduiertenkolleg hat nicht nur einen hohen Anspruch an Interdisziplinarität, sondern setzt ihn auch beeindruckend gut um“, so Appelrath.

    Geschichtswissenschaft, Soziologie, Sportwissenschaft, Kunstgeschichte, Germanistik, Erziehungswissenschaften, Philosophie und Evangelische Theologie: Aus acht Disziplinen kommen die 19 DoktorandInnen, zwei PostdoktorandInnen und zwei Forschungsstudierenden des Graduiertenkollegs. Sie erforschen die Handlungsmöglichkeiten des Subjekts, abweichend vom Alltagsverständnis. „Üblicherweise wird vorausgesetzt, dass das Subjekt einfach ‚da’ ist und dass es souverän handeln und entscheiden kann“, so Alkemeyer. „Im Graduiertenkolleg fassen wir es hingegen als das Produkt komplexer Selbstbildungsprozesse auf.“

    Traditionell dem Subjekt zugeschriebene Fähigkeiten wie Reflexion, Kritik oder auch Verantwortung entstünden zuallererst in der Interaktion mit anderen Menschen, aber auch mit Dingen und Technologien, erklärt Alkemeyer. Und dabei passierten Veränderungen. „In dem Graduiertenkolleg fragen wir: Durch welche Akte tritt jemand beispielsweise in den Praktiken des Literaturbetriebs als Autor-Subjekt in Erscheinung? Welche Spielräume der Selbst-Konstitution hat er hier? Und inwieweit wird er durch seine Auftritte und Selbst-Positionierungen nicht nur selbst als ein Autor-Subjekt anerkennbar, sondern verändert auch die Institutionen und kulturellen Räume, in denen er agiert?“ Die Dissertationsthemen in der zweiten Phase reichen von „Der Narr zwischen Mittelalter und postindustrieller Gesellschaft“ über „Waisen- und Arbeitshäuser der Frühen Neuzeit als Subjektivierungsanstalten“ bis hin zu „Spiele als Experimentalräume der Überschreitung“.

    Graduiertenkollegs der DFG sind Einrichtungen der Hochschulen zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses. Sie werden für maximal neun Jahre gefördert. Ziel der DFG ist es, die Promovierenden auf den komplexen Arbeitsmarkt „Wissenschaft“ intensiv vorzubereiten und gleichzeitig ihre frühe wissenschaftliche Selbstständigkeit zu unterstützen. „Selbst-Bildungen. Praktiken der Subjektivierung in historischer und interdisziplinärer Perspektive“, gestartet am 1. Oktober 2010, gehört zu insgesamt sechs Graduiertenkollegs an der Universität Oldenburg.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Kulturwissenschaften, Sprache / Literatur
    regional
    Forschungsprojekte, Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

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