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26.05.2015 09:37

Placeboeffekte bei Altersdepressionen – unabhängig vom Schweregrad

lic. phil. Christoph Dieffenbacher Kommunikation & Marketing
Universität Basel

    Ältere Menschen mit einer depressiven Störung sprechen bei einer Behandlung mit Medikamenten stark auf Placebo an. Der Schweregrad ihrer Depression hat dabei keinen Einfluss – ganz im Unterschied zu Patienten im Erwachsenenalter. Das zeigt eine Meta-Analyse verschiedener Studien mit über 5700 Patienten, die Forschende der Universität Basel mit internationalen Kollegen im Fachmagazin «Journal of Affective Disorders» veröffentlicht haben.

    Die Altersdepression ist die meistverbreitete psychische Störung bei älteren Menschen. Sie hat einen stark negativen Einfluss auf die Lebensqualität und Funktionsfähigkeit sowie den Verlauf von körperlichen Erkrankungen. Richtlinien zur Behandlung empfehlen neben psychotherapeutischen Interventionen neuere Antidepressiva.

    Bei Erwachsenen lassen sich laut bisherigen Studien gewisse Vorteile der Antidepressiva gegenüber Placebobehandlungen nachweisen. Die Effekte sind aber moderat und werden von der Schwere der ursprünglichen depressiven Symptomatik bestimmt: Stark depressive Erwachsene sprechen stärker auf Medikamente im Vergleich zum Placebo an. Wie sich nun bei älteren Patienten der Schweregrad der Depression auf die Placeboeffekte auswirkt, haben nun Cosima Locher MSc, Dr. Joe Kossowsky und Prof. Jens Gaab von der Fakultät für Psychologie der Universität Basel erforscht.
    Psychosoziale Unterstützung wichtig

    Zusammen mit Kollegen der Harvard Medical School analysierten sie die Daten von 19 Studien, die insgesamt 5’737 ältere Menschen ab 55 Jahren untersucht hatten. Die Ergebnisse zeigen, dass hier bei der Behandlung grosse und klinische bedeutsame Placeboeffekte beobachtet werden können. Diese sind bei der Altersdepression nicht vom ursprünglichen Schweregrad der Depression abhängig.

    Die Autoren gehen aufgrund ihrer Analyse davon aus, dass bei einer medikamentösen Behandlung von altersdepressiven Patienten vor allem die psychosoziale Unterstützung einen hohen Anteil des Placeboeffekts erklärt – und damit auch der Behandlungsreaktion. «Diese Erkenntnis ist besonders wichtig für die Behandlung älterer Personen mit depressiven Störungen. Bedeutsam sind hier nämlich die persönliche Zuwendung und die subjektive Plausibilität der Behandlung – und zwar unabhängig vom Schwergrad der Depression, wie wir fanden», sagt Mitautor Prof. Jens Gaab.

    Originalbeitrag

    Locher, C., Kossowsky, J., Gaab, J., Kirsch, I., Bain, P., & Krummenacher, P. (2015)
    Moderation of antidepressant and placebo outcomes by baseline severity in late-life depression: A systematic review and meta-analysis.
    Journal of Affective Disorders, 181, 50-60. doi: 10.1016/j.jad.2015.03.062

    Weitere Auskünfte

    Cosima Locher MSc, Fakultät für Psychologie der Universität Basel, Abteilung Klinische Psychologie und Psychotherapie, Tel. +41 61 267 03 85, E-Mail: cosima.locher@unibas.ch


    Weitere Informationen:

    http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/25917293 - Abstract


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    Medizin, Psychologie
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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