idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
10.06.2015 13:20

Neue Studie: Warum Jungs schlechter in der Schule sind und was helfen könnte

Britta Schlüter Campus Limpertsberg
Universität Luxemburg - Université du Luxembourg

Laut eines vor kurzem veröffentlichen OECD-Berichts* sind schlechte Schulnoten bei 15-jährigen Jungen wahrscheinlicher als bei Mädchen im gleichen Alter. Dies ist ein weiterer Beleg für einen weltweiten Trend, dass manche Jungen in der Schule ins Hintertreffen geraten. Forscher der Universität Luxemburg haben zwei mögliche Hauptursachen und eine eventuelle Lösung in einer neuen Studie festgestellt, die kürzlich im Journal „Masculinities and Social Change” veröffentlicht wurde**. In dieser Studie wurden die Aussagen von Kindern direkt gesammelt, statt nach der Meinung von Lehrern oder Eltern zu fragen, wie dies normalerweise der Fall ist.

„Wir beobachteten eine starke Tendenz, dass sich Jungs mit schlechten Schulnoten von der Schule entfremden. Sie ist zu entfernt und wird als sinnlos angesehen“, so Andreas Hadjar, Professor für Erziehungssoziologie und Leiter der Studie. „Zudem gab es einen klaren Zusammenhang zwischen schlechten Leistungen und einer traditionellen Meinung über ihre Geschlechterrolle, nämlich, dass Männer Frauen `führen´ sollen“, so Andreas Hadjar weiter. Jungs mit diesen Merkmalen neigten eher dazu, den Unterricht zu stören, und schnitten deshalb schlechter ab: Sie erzielten ein um rund acht Prozent schlechteres Jahresergebnis als der durchschnittliche männliche Schüler im gleichen Jahrgang.

Gleich viele Mädchen wie Jungs berichteten von einer Entfremdung von der Schule, aber diese Einstellung hatte einen negativeren Einfluss auf Jungs. Auch traditionelle Ansichten über Männer- und Frauenrollen schienen Jungs gleichermaßen zu beeinflussen wie Mädchen, aber die Studie zeigte, dass diese Meinung bei Jungs viel weiter verbreitet ist als bei Mädchen. Andere Faktoren wie die Meinungen von Peergroups und der sozio-ökonomische Hintergrund haben ebenfalls negative Auswirkungen auf die Schulnoten, da sie eine Entfremdung von der Schule sowie eine traditionelle Rollenverteilung beeinflussen und demnach auch die schulischen Leistungen.

Fragebögen, Gruppendiskussionen und Videoaufnahmen des Unterrichts wurden verwendet, um das Verhalten von 872 Kindern zu untersuchen, von denen die meisten 13 bis 14 Jahre alt waren und in Bern (Schweiz) zur Schule gingen. Diese Daten wurden mit den Ergebnissen von Tests und Klassenarbeiten verglichen. So konnten die Forscher die Aussagen der Kinder und ihr Unterrichtsverhalten untersuchen und auf dieser Grundlage statistische Analysen machen.

Es gibt aber eine mögliche Lösung für dieses „Jungs-sind-schlechtere-Schüler-Syndrom“. Denn indem sie das Unterrichtsverhalten beobachteten, stellten die Forscher fest, dass Jungs mit schlechten schulischen Leistungen am besten auf autoritäre Unterrichtsstile mit einer strukturierten, engagierten, aber kontrollierten Einstellung reagierten. Dies hat nichts mit überstrengen, autoritären Methoden zu tun.

Diese Studie zeigt, dass unangebrachte Unterrichtsstile Entfremdungsgefühle von der Schule bewirken oder verstärken können. „Lehrer mit einem autoritären Unterrichtsstil interessieren sich klar für ihre Schüler, lenken sie und sind bei Problemen für sie da“, bemerkte Prof. Hadjar. „Diese Forschungsarbeit zeigt, dass Lehrer flexibel beim Umgang mit unterschiedlichen Persönlichkeiten sein müssen.“

* http://oecdinsights.org/2015/03/05/a-closer-look-at-gender-gaps-in-education-and...

** Hadjar, Andreas; Backes, Susanne; Gysin, Stefanie: School Alienation, Patriarchal Gender-Role Orientations and the Lower Educational Success of Boys. A Mixed-method Study. Masculinities and Social Change. Feb. 2015


Weitere Informationen:

http://orbilu.uni.lu/handle/10993/20145 - Link zur wissenschaftlichen Publikation
http://www.uni.lu - Homepage der Universität Luxemburg
http://bit.ly/1JJuehT - Link und Kontakt zu Prof. Andreas Hadjar


Bilder

Ergänzung vom 10.06.2015

Achtung Übersetzungsfehler!! Im vorletzten Absatz muss es heissen:

"Denn indem sie das Unterrichtsverhalten beobachteten, stellten die Forscher fest, dass Jungs mit schlechten schulischen Leistungen am besten auf autoritative Unterrichtsstile mit einer strukturierten, engagierten, aber kontrollierten Einstellung reagierten."

Wir bitten dies zu entschuldigen.

Ergänzung vom 10.06.2015

Und ausserdem:

„Lehrer mit einem autoritativen Unterrichtsstil interessieren sich klar für ihre Schüler, lenken sie und sind bei Problemen für sie da“, bemerkte Prof. Hadjar.


Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Lehrer/Schüler, Wissenschaftler
Gesellschaft, Pädagogik / Bildung, Psychologie
überregional
Forschungsergebnisse
Deutsch


 

Hilfe

Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
Verknüpfungen

Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

Klammern

Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

Wortgruppen

Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

Auswahlkriterien

Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).