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18.09.2015 08:48

Eingefrorene Konflikte

Bianca Wiedemann Stabsstelle Kommunikation/Pressestelle
Friedrich-Schiller-Universität Jena

    Zentrum für Versöhnungsforschung der Universität Jena veranstaltet vom 27.9. bis 4.10. die 5. Internationale Sommerschule

    Ob die Länder der Balkanhalbinsel, wie Albanien, Serbien und Mazedonien, als sogenannte „sichere Herkunftsländer“ gelten können, daran scheiden sich in der aktuellen Flüchtlingsdebatte die Geister. Zwar gehört die kriegerische Phase des Balkankonflikts der Vergangenheit an, konfliktfrei ist die Region im Südosten Europas deshalb aber nicht. „Wir gehen grundsätzlich davon aus, dass Konflikte reaktiviert werden können. Wir können nicht für das gesamte Balkangebiet von sicheren Ländern sprechen, wenn man etwa die Diskriminierung von Minderheiten bedenkt“, sagt Prof. Dr. Martin Leiner von der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Der Theologe und Leiter des Jenaer Zentrums für Versöhnungsforschung (JCRS) sieht das Konfliktpotenzial darin begründet, dass die verschiedenen ethnischen und religiösen Gruppen nicht miteinander, sondern nebeneinander leben. Hinzu kommen nach wie vor bestehende alte Feindschaften sowie die bis heute nicht aufgearbeiteten Geschehnisse des Zweiten Weltkrieges. „Versöhnungsforscher sprechen auch von einem eingefrorenen Konflikt“, so Leiner. Die Besonderheit dabei: Auf dem Balkan, etwa in Jugoslawien, hat es über eine lange Zeit ein friedliches Miteinander von u. a. Serben und Kroaten gegeben. Dennoch kam es Ende des 20. Jahrhunderts zum Krieg und der Renationalisierung, die zum Zerfall des Staates führten. Parallelen dazu sieht der Jenaer Lehrstuhlinhaber für Systematische Theologie auch im Kaukasus.

    Konfliktpotenziale und Versöhnungsprozesse im Kaukasus und Balkan

    Konfliktpotenziale und Versöhnungsprozesse im Kaukasus und Balkan sind deshalb Schwerpunkt der 5. Internationalen Sommerschule des JCRS, die vom 27. September bis 4. Oktober 2015 in Jena stattfindet. Gemeinsam mit Politikwissenschaftler Prof. Dr. Rafael Biermann von der Uni Jena, Prof. Dr. Karina Korostelina (George Mason University, Washington) und Prof. Dr. Lily Gardner-Feldman (John-Hopkins University, Washington) begrüßt Martin Leiner 30 junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in der Jenaer Sozialakademie. Unter dem Titel „Societies in Transition. The Caucasus and the Balkans between Conflict and Reconciliation“ kommen die Theologen, Politikwissenschaftler, Historiker, Soziologen und Psychologen zusammen, um sich über aktuelle Ansätze der Versöhnungs- und Friedensforschung transdisziplinär auszutauschen. Dabei hören die Nachwuchswissenschaftler nicht nur Vorträge, sondern nehmen an Workshops teil und haben die Gelegenheit, ihre eigenen Forschungsprojekte zu präsentieren und mit den eingeladenen Referenten zu besprechen.

    „Wir sind besonders froh darüber, dass wir auch Gäste aus Armenien, Georgien und Aserbaidschan begrüßen können“, sagt Prof. Leiner und ergänzt: „Diese Länder setzten sehr streng auf Abschottung und es ist zum Teil sogar strafbar, an Friedensinitiativen teilzunehmen“.

    Höhepunkt der inzwischen 5. Auflage der Internationalen Sommerschule ist der Besuch von Paata Zakreshvili, dem georgischen Minister für Versöhnung und soziale Gleichheit. Er verfolgt einen friedlichen Ansatz in der Politik mit Armenien, Aserbaidschan und Georgien und wird darüber berichten. Zudem wird der Minister für vier Tage an der Sommerschule teilnehmen und mit den Nachwuchswissenschaftlern diskutierten sowie bei der gemeinsamen Abschlussveranstaltung in Berlin anwesend sein. Vom 2. bis 4. Oktober besuchen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer u. a. die East Side Gallery und die Gedenkstätte Hohenschönhausen und analysieren dabei Konflikte und Versöhnung im Kalten Krieg.

    Die diesjährige Internationale Sommerschule des JCRS ist die 5. Veranstaltung dieser Art. Sie verfolgt einen weltweit ausgerichteten komparativen Ansatz und diskutiert bestehende sowie neue Ansätze der Versöhnungsforschung. In den vergangenen Jahren standen die Ukraine und ehemalige Sowjetunion, Asien und Australien, Schwarzafrika und Lateinamerika im Fokus.

    Kontakt:
    Prof. Dr. Martin Leiner
    Theologische Fakultät der Friedrich-Schiller-Universität Jena
    Fürstengraben 6, 07743 Jena
    Tel.: 03641 / 941145
    E-Mail: Martin.Leiner[at]uni-jena.de


    Weitere Informationen:

    http://www.jcrs.uni-jena.de/ISS.html - Weitere Informationen zur Sommerschule


    Bilder

    Prof. Dr. Martin Leiner leitet das Jenaer Zentrum für Versöhnungsforschung (JCRS).
    Prof. Dr. Martin Leiner leitet das Jenaer Zentrum für Versöhnungsforschung (JCRS).
    Foto: Jan-Peter Kasper/FSU
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Studierende
    Philosophie / Ethik, Politik, Religion
    überregional
    Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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