idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
05.10.2016 12:58

Mangel an Gelegenheiten fördert Brutfürsorge

Dr. Sabine Spehn Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Max-Planck-Institut für Ornithologie

    Allein für die Fürsorge verantwortliche Männchen des Grillkuckucks sind genau so erfolgreich bei der Jungenaufzucht wie die nah verwandten Weißbrauenkuckucke, bei denen sich die Eltern den Job teilen. Forscher vom Max-Planck-Institut für Ornithologie in Seewiesen haben herausgefunden, dass auch beim Weißbrauenkuckuck ein Elternteil für die Aufzucht ausreichen würde. Sie gehen davon aus, dass sich die Weibchen vor allem aus Mangel an Gelegenheit, weitere Männchen zu finden, an der Brutfürsorge beteiligen: Das Geschlechterverhältnis ist beim Weißbrauenkuckuck relativ ausgeglichen, während es beim Grillkuckuck durchschnittlich mehr als doppelt so viele Männchen wie Weibchen gibt.

    Bei den meisten Tieren kümmern sich die Weibchen viel mehr um die Jungenaufzucht als die Männchen. Aber es gibt Ausnahmen: So konkurrieren bei zirka einem Prozent aller Vogelarten die Weibchen um die Gunst der Männchen, und die Männchen ziehen die Jungen ganz alleine groß. Solche Ausnahmen helfen Biologen dabei, die evolutionären Prozesse bei der Ausbildung von Geschlechterrollen zu erforschen.

    Eine dieser Arten ist der Grillkuckuck, bei dem sich ein Weibchen in einer Saison mit bis zu fünf Männchen verpaart. Nach der Eiablage kümmert sich jedes ihrer Männchen alleine um den jeweiligen Nachwuchs, das Weibchen hingegen verteidigt ihr großes Revier und legt Eier für den nächsten Partner. Bei einer nah verwandten Art, dem Weißbrauenkuckuck, sieht es ganz anders aus: Zwar kommt der Weißbrauenkuckuck im gleichen Gebiet vor und besetzt eine ähnliche ökologische Nische, aber hier bilden ein Weibchen und ein Männchen dauerhaft ein Paar, das sich dann gemeinschaftlich um die Aufzucht der Jungen kümmert.

    Forscher vom Max-Planck-Institut für Ornithologie Seewiesen haben nun untersucht, wie sich der Aufwand für die Jungenaufzucht bei den beiden Arten unterscheidet. Demnach liegt der Aufwand für ein Grillkuckucksmännchen um ein Vielfaches höher als für ein Pärchen vom Weißbrauenkuckuck. Grillkuckucksväter füttern ihre Jungen vier bis fünf Mal so häufig wie ein Elternteil des Weißbrauenkuckucks. Selbst wenn man die Leistung der beiden Partner zusammenzählt, fliegt ein Grillkuckucksvater immer noch zwei bis drei Mal so häufig zum Nest wie ein Paar des Weißbrauenkuckucks zusammen - was wahrscheinlich daran liegt, dass Weißbrauenkuckucke ihren Jungen mehr Frösche als Insekten füttern. Im Gegensatz zum Grillkuckuck verbringen Weißbrauenkuckucke auch während der Brutzeit sehr viel Zeit damit, einfach nur in Büschen zu sitzen. Der elterliche Aufwand, eine Brut großzuziehen, scheint für sie relativ gering zu sein.

    „Wahrscheinlich würde beim Weißbrauenkuckuck genau wie beim Grillkuckuck auch ein Elternteil ausreichen, um die Jungen erfolgreich großzuziehen“, schlussfolgert Wolfgang Goymann, der Leiter der Studie. Die Forscher vermuten, dass Weißbrauenkuckucke nur deshalb Paare bilden und sich gemeinsam um die Aufzucht der Jungen kümmern, weil es den Weibchen dieser Art an Möglichkeiten mangelt, weitere männliche Partner zu finden. Beim Grillkuckuck ist das Geschlechterverhältnis wohl aufgrund einer erhöhten Jugendsterblichkeit bei den Weibchen stark zugunsten der Männchen verschoben: Auf ein Weibchen kommen im Schnitt zweieinhalb Männchen. Es findet also leicht mehrere Partner, denen sie dann die Brutfürsorge überlässt. Beim Weißbrauenkuckuck ist das Geschlechterverhältnis relativ ausgeglichen. Daher hat ein Weibchen kaum Chancen, weitere Partner zu finden und ist wohl besser dran, wenn sie mit ihrem gegenwärtigen Partner in die Aufzucht investiert.

    Kontakt:
    Prof. Dr. Wolfgang Goymann
    Max-Planck-Institut für Ornithologie, Seewiesen
    Abteilung Verhaltensneurobiologie
    Tel.: +49 8157 932 301
    E-Mail: goymann@orn.mpg.de


    Weitere Informationen:

    http://rsos.royalsocietypublishing.org/content/3/10/160463


    Bilder

    Männchen von Grill- (links) und Weißbrauenkuckuck (rechts).
    Männchen von Grill- (links) und Weißbrauenkuckuck (rechts).
    Wolfgang Goymann
    None

    Weißbrauenkuckucke füttern ihren Jungen mehr Frösche als Insekten
    Weißbrauenkuckucke füttern ihren Jungen mehr Frösche als Insekten
    Wolfgang Goymann
    None


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Biologie
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).