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18.10.2017 12:06

Vom Kühlschrank der Zukunft bis Doping-Mythen: Uni-Gesellschaft zeichnet beste Doktorarbeiten aus

Claudia Ehrlich Pressestelle der Universität des Saarlandes
Universität des Saarlandes

    Von einer umweltfreundlichen Kühlmethode über enttarnte Doping-Mythen bis hin zu einem neuen Verständnis des Bankrott-Strafrechts reicht in diesem Jahr die Themenvielfalt der preisgekrönten Doktorarbeiten: Am Dienstag, dem 24. Oktober, zeichnet die Universitätsgesellschaft des Saarlandes zwölf herausragende Doktorandinnen und Doktoranden aus allen Fakultäten der Saar-Uni aus. Die Eduard-Martin-Preis-Verleihung findet im Rahmen der Semestereröffnungsfeier für Doktoranden um 18.15 Uhr im Graduate Centre auf dem Campus (C9 3) statt.

    Den Festvortrag hält der frühere Eduard-Martin-Preisträger und Professor für Sport- und Gesundheitsmanagement Jörg Königstorfer von der TU München: „Förderung gesunder Lebensstile: Erwünschte und unerwünschte Effekte des Marketings".

    Ob Kühlschrank oder Klimaanlage: Kühlen frisst Unmengen an Strom. An einer umweltfreundlichen Kühlmethode, die weniger Energie verbrauchen soll und außerdem ohne klimaschädigende Kühl- oder Kältemittel auskommt, forschte Marvin Schmidt. Für seine Doktorarbeit bei den Professoren Stefan Seelecke und Andreas Schütze arbeitete der Ingenieur an der Saar-Uni und am Saarbrücker Zentrum für Mechatronik und Automatisierungstechnik. „Wir setzen Formgedächtnis-Materialien, so genannte künstliche Muskeln, ein, um Wärme zu transportieren. Werden diese verformt, nehmen sie anschließend die alte Form wieder an. Hierdurch können sie wie Muskeln an- und entspannen. Dabei nehmen sie Wärme auf und geben sie wieder ab. Das nutzen wir zum Kühlen“, erklärt Marvin Schmidt. Gemeinsam mit Wissenschaftlern der Saar-Uni und aus Bochum erforschte er, wie der Kühlmechanismus am effizientesten abläuft. Aufbauend auf diesen Ergebnissen wird jetzt ein optimierter Prototyp zur Luftkühlung gebaut.

    Die Universitätsgesellschaft des Saarlandes verleiht Marvin Schmidt hierfür einen der Eduard-Martin-Preise. Insgesamt zwölf herausragende Doktorandinnen und Doktoranden aus allen Fakultäten zeichnet die Universitätsgesellschaft in diesem Jahr aus. Jährlich schließen an der Saar-Uni zwischen 300 und 400 Nachwuchsforscherinnen und -forscher ihre Doktorarbeiten ab. Hierfür tauchen sie mehrere Jahre lang tief ein in ein ganz spezielles Gebiet ihres Faches und entdecken Neuland: Sie erarbeiten neue wissenschaftliche Erkenntnisse.

    So auch Monika Frenger. In ihrer jetzt preisgekrönten Doktorarbeit bei Sportsoziologe und Sportökonom Professor Eike Emrich räumt sie mithilfe wissenschaftlicher Methoden mit Mythen rund um Doping auf. Ihre Erkenntnisse tragen dazu bei, die komplizierten sozio-ökonomischen Zusammenhänge im Geschäftsfeld Doping besser zu verstehen und sind damit entscheidende Voraussetzung für tatsächlich wirkungsvolle Maßnahmen gegen Doping. So nahm sie genauer unter die Lupe, ob Doping tatsächlich nur ein Phänomen des Leistungssports ist, ob hierdurch Medien- und Zuschauer-Interesse zurückgehen, ob höhere Strafen das Doping-Problem lösen, Doping der Athletengesundheit schadet und ob Geld und Kommerzialisierung automatisch zu mehr Doping führen. Mit statistischen und mathematischen Methoden entkräftet sie anhand umfangreichem Datenmaterial und zahlreicher Sportler-Befragungen diese Pauschalisierungen. Etwa wenn es um Geld geht: „Gerade in den Spitzenrängen 1 bis 10, wo es beim Kampf um den mit Abstand höchst dotierten Platz 1 tatsächlich um Geld geht, wird eher weniger gedopt. In der zweiten Reihe dagegen mehr, im Breitensport kamen wir auf eine Dopingrate von sechs bis acht Prozent“, erklärt Monika Frenger. Eine weitere ihrer Erkenntnisse: Hohe Strafen führen nicht zu weniger Doping. „Eine höhere Wahrscheinlichkeit, erwischt zu werden, dagegen schon. Daher sollten Maßnahmen hier ansetzen“, sagt sie.

    Die Juristin Alexandra Windsberger dagegen befasste sich mit dem strafbaren Bankrott. Die Norm im Strafgesetzbuch geht auf Napoleon zurück: Ihn störte, dass skrupellose Unternehmer ihr Geld beim Glückspiel verzockten und Gläubiger wie Arbeiter leer ausgingen. Daher führte er drakonische Strafen ein, für den, der bei drohender oder vorhandener Zahlungsunfähigkeit etwa Spekulationsgeschäften, Spiel oder Wetten nachging. Im Wandel der Zeit interpretierte die Rechtsprechung das Gesetz neu, fordert bis heute zusätzlich einen „tatsächlichen Zusammenhang“ zwischen dem schlechten Tun des Unternehmers und dem Bankrott, der so gar nicht im Gesetz steht. Alexandra Windsberger vertritt in ihrer Arbeit bei Doktorvater Professor Marco Mansdörfer die Meinung, dass es diesen Begründungsaufwand mit all seinen Argumentations-Schwierigkeiten gar nicht braucht: „Es genügt, den Gesetzestext anzuwenden. Wer in einer solch prekären Lage so unverantwortlich handelt, macht sich strafbar, wenn die Gefahr des Bankrotts typischerweise zu erwarten ist. Ein tatsächlicher Zusammenhang mit dem Bankrott ist nicht erforderlich“, erklärt die Eduard-Martin-Preisträgerin.

    Die Preisverleihung organisiert die Universitätsgesellschaft in Kooperation mit dem Graduiertenprogramm der Universität des Saarlandes (GradUS).

    Hintergrund:

    Dr.-Eduard-Martin-Preis
    Die Auszeichnung für die besten Doktorarbeiten wird seit 1963 vergeben, seit 1976 trägt der Preis den Namen des Ehrensenators und langjährigen Präsidenten der Freunde-Vereinigung der Universität, Dr. Eduard Martin. Bei der Festveranstaltung der Universitätsgesellschaft erhalten die Preisträger einen Geldpreis und eine bunte Eule: Sie wurde im Jahr 2014 erstmals gestiftet von Arno Müller, einem Absolventen der Saar-Uni, und seiner Firma Tom's Drag.
    http://www.uni-saarland.de/page/unigesellschaft/eduard-martin-preis.html

    Die Universitätsgesellschaft des Saarlandes
    will Wissenschaftler, Mitarbeiter und Studenten der Saar-Uni mit Ehemaligen (Alumni) und Förderern in intensiven Kontakt bringen. Sie unterstützt vor allem Studenten und junge Wissenschaftler bei ihren Projekten und fördert das akademische Leben im Saarland. So prämiert sie unter anderem jedes Jahr mit dem Eduard-Martin-Preis die besten Dissertationen an der Saar-Uni, fördert junge Wissenschaftler zum Beispiel bei der Teilnahme an internationalen Tagungen oder Wettbewerben und unterstützt das bundesweite Deutschlandstipendium für die besten Studenten.
    http://www.uni-saarland.de/page/unigesellschaft.html

    Das Graduiertenprogramm GradUS
    will Doktoranden der Saar-Uni untereinander vernetzen und bietet für ihre überfachliche Qualifizierung ein vielfältiges Weiterqualifizierungs- und Förderprogramm.
    http://www.uni-saarland.de/gradus

    Kontakt: Dr. Theo Jäger: 0681 302-58095; t.jaeger@mx.uni-saarland.de

    Weitere Informationen zur Veranstaltung und zum Vortrag von Professor Jörg Königstorfer unter http://www.uni-saarland.de/page/unigesellschaft/veranstaltungen.html

    Pressefotos für den kostenlosen Gebrauch finden Sie unter
    http://www.uni-saarland.de/pressefotos. Dort finden Sie ab 25. Oktober auch Fotos der Preisverleihung. Bitte beachten Sie die Nutzungsbedingungen.

    Hinweis für Hörfunk-Journalisten: Telefoninterviews in Studioqualität möglich über Rundfunk-Codec (IP-Verbindung mit Direktanwahl oder über ARD-Sternpunkt 106813020001). Interviewwünsche bitte an die Pressestelle (0681/302-64091 oder -2601).


    Bilder

    Eduard-Martin-Preisträger Marvin Schmidt (links) arbeitete mit Johannes Ullrich (r.) im Forscherteam der Professoren Andreas Schütze und Stefan Seelecke an einer umweltfreundlichen Kühlmethode.
    Eduard-Martin-Preisträger Marvin Schmidt (links) arbeitete mit Johannes Ullrich (r.) im Forscherteam ...
    Foto: Oliver Dietze
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Studierende
    fachunabhängig
    regional
    Personalia, Wettbewerbe / Auszeichnungen
    Deutsch


     

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