idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
02.07.2018 13:47

Studien belegen: Migränepatienten besitzen erhöhtes Risiko für Gefäßkrankheiten

Pressesprecher: Prof. Dr. Hans-Christoph Diener Pressestelle der DGN
Deutsche Gesellschaft für Neurologie e.V.

    Menschen mit Migräne besitzen ein erhöhtes Risiko für Gefäßerkrankungen. „Zwei große aktuelle Studien aus den USA und aus Dänemark zeigen, dass Migränepatienten etwas häufiger Herzinfarkte, Schlaganfälle und venöse Thrombosen erleiden“, so Privatdozent Dr. med. Charly Gaul, Generalsekretär der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG). „Zwar ist die Sterblichkeit von Menschen mit Migräne insgesamt nicht höher als in der Allgemeinbevölkerung. Ärzte, die Migränepatienten behandeln, sollten sich des Risikos aber bewusst sein“, sagt Prof. Dr. Hans-Christoph Diener von der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN).

    Menschen mit Migräne besitzen ein erhöhtes Risiko für Gefäßerkrankungen. „Zwei große aktuelle Studien aus den USA und aus Dänemark zeigen, dass Migränepatienten etwas häufiger Herzinfarkte, Schlaganfälle und venöse Thrombosen erleiden“, so Privatdozent Dr. med. Charly Gaul, Generalsekretär der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG). „Zwar ist die Sterblichkeit von Menschen mit Migräne insgesamt nicht höher als in der Allgemeinbevölkerung. Ärzte, die Migränepatienten behandeln, sollten sich des Risikos aber bewusst sein“, sagt Prof. Dr. Hans-Christoph Diener von der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN). Er rät dazu, insbesondere Frauen mit häufiger Migräne mit Aura auf Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu untersuchen und diese dann proaktiv zu behandeln.

    Etwa ein Fünftel aller Frauen und acht Prozent der Männer sind von Migräne betroffen, berichten DGN und DMKG in ihrer aktuellen medizinischen Leitlinie, die Ende April erschienen ist. Damit ist Migräne die häufigste neurologische Erkrankung in Deutschland. Heftige, häufig einseitige Kopfschmerzen, die mit Appetitlosigkeit, Übelkeit und Erbrechen einhergehen, zählen zu den typischen Merkmalen der Kopfschmerzerkrankung. Für die Behandlung und Vorbeugung von Migräneattacken steht zwar eine Vielzahl von Arzneien zur Verfügung, doch ein erheblicher Anteil der Migränepatienten wird nicht oder nicht ausreichend behandelt, wie eine Repräsentativbefragung der DMKG belegt.
    Die klinische Wissenschaft stellt sich in jüngerer Zeit die Frage, ob Menschen mit Migräne häufiger von zerebro- und kardiovaskulären Ereignissen betroffen sind als andere. Hinweise darauf hatten in den vergangenen Jahren mehrere Untersuchungen an ausgewählten Bevölkerungsgruppen ergeben, die nun gleich durch zwei große Studien bestätigt werden.

    Vergleichsstudien mit 450.000 Patienten

    „Die größte bisher publizierte Metaanalyse zum Zusammenhang zwischen zerebro- und kardiovaskulären Erkrankungen mit Migräne stützt sich auf die Daten von 16 Studien“, erläutert DMKG-Generalsekretär Gaul. Eingeschlossen wurden annähernd 400.000 Migränepatienten und ca. 750.000 nicht Betroffene als Kontrolle. Nimmt man alle vaskulären Ereignisse zusammen, so war das Risiko der Migränepatienten um 42 Prozent erhöht, für den Schlaganfall um 41 Prozent und für Herzinfarkte um 23 Prozent. Dabei war das Risiko unter den verschiedenen Formen der Migräne ungleich verteilt: Jenes Drittel der Patienten, die bei ihren Anfällen eine Aura erleben – das sind Sehstörungen wie flimmernde Blitze oder Gesichtsfeldausfälle –, hatte ein um 56 Prozent höheres Risiko für Schlaganfälle. Und während die Sterblichkeit an Krankheiten aller Art in der gesamten Gruppe nicht höher war als bei den Kontrollen, galt dies nicht für die Migräne mit Aura. Die Gesamtsterblichkeit dieser Patienten war um 20 Prozent erhöht.
    Zu ganz ähnlichen Ergebnissen kommt eine Studie aus Dänemark, wo man die Daten aller mehr als 50.000 Patienten im Land über einen Zeitraum von bis zu 19 Jahren mit denen von 500.000 Kontrollen verglichen hat.

    Keine Sorge, aber Vorsicht

    „Von dem erhöhten Risiko sollten Patienten sich nicht verängstigen lassen, denn die absolute Zahl der Ereignisse ist relativ gering“, so Diener, der zusammen mit Gaul und dessen Kollegen Peter Kropp auch die aktuelle Migräne-Leitlinie koordiniert hat. Eine Gruppe von Patienten erfordere jedoch besondere Aufmerksamkeit, wie sich aus den Studiendaten ergibt: „Frauen mit häufigen Migräneattacken mit Aura sollten nach ihren vaskulären Risikofaktoren befragt und diese dann konsequent behandelt werden. Von besonderer Bedeutung sind hier das Rauchen und die orale hormonelle Kontrazeption.“ Die Frage, ob durch eine wirksame Behandlung der Migräne auch das Risiko für vaskuläre Ereignisse gesenkt werden kann, ist noch nicht beantwortet. „Um dies nachzuweisen, müssten Studien mit einer Beobachtungszeit von mehr als zehn Jahren durchgeführt werden“, so Gaul.

    Quellen

    Mahmoud AN et al.: Migraine and the risk of cardiovascular and cerebrovascular events: a meta-analysis of 16 cohort studies including 1 152 407 subjects. BMJ Open. 2018 Mar 27;8(3):e020498. doi: 10.1136/bmjopen-2017-020498.

    Adelborg K et al.: Migraine and risk of cardiovascular diseases: Danish population based matched cohort study. BMJ. 2018 Jan 31;360:k96. doi: 10.1136/bmj.k96.

    Therapie der Migräneattacke und Prophylaxe der Migräne. Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) in Zusammenarbeit mit der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG), 26. April 2018. Online.

    Neue Migräne-Leitlinie veröffentlicht: Patienten in Deutschland müssen besser versorgt werden. Pressemitteilung der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN), 26. April 2018. Online.

    Gemeinsame Presseinformation der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) und der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG)

    Fachlicher Kontakt bei Rückfragen
    Priv.-Doz. Dr. med. Charly Gaul
    Generalsekretär der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft
    Migräne- und Kopfschmerzklinik Königstein
    Ölmühlweg 31, 61462 Königstein im Taunus
    Tel.: +49 (0)6174-29040, E-Mail: , www.dmkg.de

    Prof. Dr. Hans-Christoph Diener
    Seniorprofessor für klinische Neurowissenschaften
    Klinik für Neurologie, Universitätsklinikum Essen,
    Universität Duisburg-Essen
    Tel.: +49 (0)201 723 6540, E-Mail:

    Pressestelle der Deutschen Gesellschaft für Neurologie
    c/o albertZWEI media GmbH, Oettingenstraße 25, 80538 München
    Tel.: +49 (0)89 46148622, E-Mail:


    Weitere Informationen:

    https://www.dgn.org/presse/pressemitteilungen/56-pressemitteilung-2018/3626-stud...


    Bilder

    Anhang
    attachment icon Pressemitteilung als PDF

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).