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05.09.2018 15:12

NRW-Landesregierung folgt HSD-Gutachten: Grabsteine aus Kinderarbeit verboten

Simone Fischer Informations- und Pressestelle
Hochschule Düsseldorf

    Die nordrhein-westfälische Landesregierung verbietet die Aufstellung von Grabsteinen, sofern Kinderarbeit bei ihrer Herstellung nicht ausgeschlossen werden kann. Per Kabinettsbeschluss (4.9.2018) folgt die Landesregierung damit den Empfehlungen eines umfangreichen Gutachtens, das Prof. Dr. Walter Eberlei (Hochschule Düsseldorf) vorgelegt hat.

    Das Gutachten belegt Kinderarbeit in Steinbrüchen in Indien, Vietnam und den Philippinen. Außerdem zeigt es auf, dass auch bei Steinen aus China nicht ausgeschlossen werden kann, dass Kinder an ihrem Abbau oder ihrer Bearbeitung beteiligt waren. Die genannten Länder gehören zu den Hauptlieferanten von Naturstein, der in Deutschland auch zu Grabsteinen verarbeitet wird. Steine aus diesen Ländern müssen künftig als kinderarbeitsfrei zertifiziert sein, sonst dürfen sie in NRW nicht aufgestellt werden.

    Die Arbeit in Steinbrüchen gehört zu den schlimmsten Formen von Kinderarbeit, die von der Internationalen Arbeitsorganisation (International Labour Organisation, ILO) schon vor Jahren strikt verboten wurden. Deutschland importiert in großem Maße Natursteine aus Ländern, in denen ausbeuterische Kinderarbeit an der Tagesordnung ist. Ein spezieller Fall sind dabei Grabsteine: Ein Großteil der Grabsteine und Grabeinfassungen auf deutschen Friedhöfen wird aus diesen Natursteinen gefertigt. Kinderarbeit in der Natursteinindustrie ist ausbeuterisch, gesundheitsschädigend, lebensgefährlich; sie wird schon seit vielen Jahren von den Vereinten Nationen besonders geächtet.

    Der Landtag Nordrhein-Westfalens hat im Juli 2014 das Bestattungsgesetz ergänzt und damit die Aufstellung von Grabsteinen, die mit ausbeuterischer Kinderarbeit produziert wurden, landesweit verboten. Natursteine aus Ländern, in denen Kinderarbeit in der Natursteinindustrie anzutreffen ist, müssten als kinderarbeitsfrei zertifiziert werden. Per Runderlass des federführenden NRW-Gesundheitsministeriums vom 18. März 2015 wurde die Zertifizierungspflicht jedoch ausgesetzt – die konkrete Umsetzung sei noch zu regeln. Dieser Prozess hat vier Jahre benötigt und wurde jetzt von der Landesregierung zum Abschluss gebracht.

    Ein zu klärender Aspekt betraf die Frage, welche Lieferländer betroffen sind. Im Auftrag der Landesregierung hat Professor Dr. Walter Eberlei von der Hochschule Düsseldorf (HSD) eine breit angelegte Studie koordiniert, in der die Länder identifiziert wurden, denen eine Zertifizierungspflicht auferlegt werden muss: So sind Indien, Vietnam und die Philippinen eindeutig als Lieferländer benannt worden, in denen schlimmste Formen von Kinderarbeit in der Natursteinindustrie nachgewiesen wurde. Für China ist Kinderarbeit im Natursteinsektor nicht auszuschließen. Die Ergebnisse liegen der Landesregierung seit Anfang 2017 vor, eine aufbereitete und ergänzte Fassung der Studien wurde kürzlich als Buch veröffentlicht.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Prof. Dr. Walter Eberlei
    walter.eberlei@hs-duesseldorf.de


    Originalpublikation:

    Walter Eberlei (Hg.): Grabsteine aus Kinderhand. Kinderarbeit in Steinbrüchen des globalen Südens als politische Herausforderung. Frankfurt/M. 2018. Webseite: www.grabsteine-aus-kinderhand.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Gesellschaft, Pädagogik / Bildung, Philosophie / Ethik, Politik
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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