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01.10.2019 10:17

Wie Rehen das Winterfutter auf den Pansen schlägt

Nina Grötschl Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation
Veterinärmedizinische Universität Wien

    Eine soeben erschienene Studie der Vetmeduni Vienna zeigt, dass die Winterfütterung von Rehen eine deutliche Veränderung der Mikrobiota im Pansen der Wildwiederkäuer verursacht – mit potentiell negativen Auswirkungen auf deren Gesundheit.

    Rehe (Capreolus capreolus) bevölkern weite Teile Europas und sind jahreszeitlich bedingt mit einem saisonal schwankenden Nahrungsmittelangebot konfrontiert. In einigen europäischen Ländern – darunter auch in Österreich – ist es deshalb üblich, Wildtiere im Winter zusätzlich zu füttern.
    Wie sich die Verfügbarkeit von leicht verdaulichem, energiereichem Futter im Winter auf den Verdauungsapparat der Wildwiederkäuer auswirkt ist jedoch bislang nicht ausreichend verstanden. Dies ist besonders bei diesen Tierarten relevant, da heimische Wildwiederkäuer ausgeprägte jahreszeitliche Veränderungen von physiologischen Vorgängen, unter anderem auch im Verdauungsapparat während der kalten Jahreszeit aufweisen.

    Das Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie, das Institut für Lebensmittelsicherheit, Lebensmitteltechnologie und öffentliches Gesundheitswesen der Vetmeduni Vienna zusammen mit dem Institut für Wildbiologie und Jagdwirtschaft der BOKU sind deshalb in einer gemeinsamen Forschungsarbeit der Frage nachgegangen, inwieweit die winterliche Nahrungsergänzung die bakterielle Zusammensetzung im Pansen beeinflusst. Zu diesem Zweck untersuchten die WissenschafterInnen die Zusammensetzung der Pansenbakterien von freilebenden weiblichen Rehen. Dabei wurden Tiere aus einem Gebiet mit zusätzlichen Fütterungsstellen mit solchen verglichen, die ausschließlich auf natürliches Futter angewiesen waren.

    Signifikante Unterschiede der Pansen-Mikrobiota

    Bei der Analyse der Daten zeigten sich deutliche Unterschiede, wie Stefanie Wetzels und Gabrielle Stalder, LetztautorInnen der Studie, erklären: „Die Ergebnisse unserer Studie lassen darauf schließen, dass die Versorgung von Rehen mit leicht fermentierbaren Ergänzungsfuttermitteln im Winter die bakterielle Population im Pansen von Rehen signifikant beeinflusst und ähnlich negative Veränderungen wie bei domestizierten Wiederkäuern hervorrufen kann.“ Die soeben im renommierten Fachjournal „Wildlife Biology“ veröffentlichte Studie liefert damit grundlegende Basisdaten zur Diversität und Zusammensetzung von Pansenmikrobiota bei europäischen Rehen, die einen Ausgangspunkt zum besseren Verständnis der Veränderungen der Pansenmikrobiota bilden.

    Mögliche negative Auswirkung durch Winterfütterung

    Im Detail zeigen die Ergebnisse einen deutlichen qualitativen Unterschied zwischen der Mikrobiota-Zusammensetzung der beiden untersuchten Populationen. Demnach fördert beispielsweise auch bei Rehen leicht fermentierbares Ergänzungsfuttermittel die Entwicklung von Bakterienstämmen, die bei Hauswiederkäuern zu Azidosezuständen – einer Störung des natürlichen Säure-Basen-Haushaltes – führen. „Die Veränderung der Pansen-Mikrobiota durch die Winterfütterung lässt eine negative Auswirkung auf den Gesundheitszustand von Rehen vermuten“, so Wetzels und Stalder weiter.
    Laut den ForscherInnen sind weitere Studien wünschenswert, um negative Auswirkungen auf den Gesundheitszustand der Tiere näher abzuklären. Die im Rahmen der Studie festgestellte hohe Häufigkeit nicht klassifizierter Bakterienstämme zeigt außerdem, dass mehr Wissen über die Mikrobiota in Pansen von Wildwiederkäuern nötig ist.

    Service:
    Der Artikel „Impact of supplemental winter feeding on ruminal microbiota of roe deer (Capreolus capreolus)“ von Sara Ricci, Robin Sandfort, Beate Pinior, Evelyne Mann, Stefanie U. Wetzels und Gabrielle Stalder wurde in Wildlife Biology veröffentlicht.
    https://bioone.org/journals/Wildlife-Biology/volume-2019/issue-1/wlb.00572/Impac...

    Über die Veterinärmedizinische Universität Wien
    Die Veterinärmedizinische Universität Wien (Vetmeduni Vienna) ist eine der führenden veterinärmedizinischen, akademischen Bildungs- und Forschungsstätten Europas. Ihr Hauptaugenmerk gilt den Forschungsbereichen Tiergesundheit, Lebensmittelsicherheit, Tierhaltung und Tierschutz sowie den biomedizinischen Grundlagen. Die Vetmeduni Vienna beschäftigt 1.300 MitarbeiterInnen und bildet zurzeit 2.300 Studierende aus. Der Campus in Wien Floridsdorf verfügt über fünf Universitätskliniken und zahlreiche Forschungseinrichtungen. Zwei Forschungsinstitute am Wiener Wilhelminenberg sowie ein Lehr- und Forschungsgut in Niederösterreich gehören ebenfalls zur Vetmeduni Vienna. Die Vetmeduni Vienna spielt in der globalen Top-Liga mit: 2019 belegt sie den exzellenten Platz 5 im weltweiten Shanghai-Hochschulranking im Fach „Veterinary Science. http://www.vetmeduni.ac.at


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Dr. Gabrielle Stalder
    Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie
    Veterinärmedizinische Universität Wien (Vetmeduni Vienna)
    T +43 1 25077-7250
    Gabrielle.Stalder@vetmeduni.ac.at


    Originalpublikation:

    https://bioone.org/journals/Wildlife-Biology/volume-2019/issue-1/wlb.00572/Impac...


    Weitere Informationen:

    https://www.vetmeduni.ac.at/de/infoservice/presseinformationen/presseinformation...


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Biologie, Tier / Land / Forst
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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