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06.11.2019 11:27

DGTI: Blutgruppentyp entscheidet nicht über Charakter oder Diäterfolg

Medizin - Kommunikation Medizinkommunikation
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V.

    Mythen und Fakten rund um die Blutgruppe: Blutgruppentyp entscheidet nicht über Charakter oder Diäterfolg

    Nenne mir deine Blutgruppe und ich sage dir, was für ein Mensch du bist. In Japan ist die Blutgruppendeutung so verbreitet wie hierzulande Horoskope. In den USA landete ein Naturheilkundler vor Jahren einen Bestseller mit einem Buch über „Blutgruppendiät" – eine Methode, die auch in Deutschland Anhänger fand. Was an diesen Mythen dran ist und welche Rolle die Blutgruppe trotzdem spielt, erläutern Experten der Deutschen Gesellschaft für Transfusionsmedizin und Immunhämatologie (DGTI).

    In Japan gelten Menschen mit Blutgruppe Null als neugierig und großzügig, aber auch als hartnäckig. Menschen mit Blutgruppe AB wird dagegen eine künstlerische Ader nachgesagt. Sie sollen mysteriös und unberechenbar sein. „Solche Aussagen entbehren natürlich jeder wissenschaftlichen Grundlage: Blutgruppen sagen nichts über den Charakter aus“, entgegnet Professor Dr. med. Hermann Eichler vom Institut für Klinische Hämostaseologie und Transfusionsmedizin an der Universität des Saarlandes in Homburg/Saar und 1. Vorsitzender der DGTI. „Der Blutgruppe Null ist jedoch tatsächlich eine Besonderheit zuzusprechen: Die roten Blutkörperchen dieser Spender können in der Regel an jeden Menschen transfundiert werden, egal welche AB0-Blutgruppe er geerbt hat. Sie gelten also als sogenannte ‚Universalspender‘“, erläutert der Experte.

    Auch die Blutgruppe AB unterscheidet sich von anderen Gruppen. Diese Tatsache ist jedoch keine Frage des Charakters, sondern der Gene. Genau genommen ist es ein Gen, das AB0-Gen. Es bestimmt, ob auf den roten Blutkörperchen (Erythrozyten) die Eigenschaft A oder B vorhanden ist. Fehlen beide Anlagen, liegt die Blutgruppe Null vor. Null macht die Erythrozyten unangreifbar für solche natürlichen Antikörper, die gegen die Eigenschaften A oder B gerichtet sind. Darum sind Menschen mit Blutgruppe Null als Blutspender begehrt. Als Empfänger sind Menschen mit Blutgruppe Null jedoch „wählerisch“. In ihrem Blut sind Antikörper gegen die Merkmale A und B vorhanden, die die Erythrozyten dieser Blutgruppen erkennen und sich an sie binden mit der negativen Folge einer Zerstörung dieser Blutzellen. Menschen mit Blutgruppe Null können deshalb nur Blut der eigenen Blutgruppe erhalten. Im Unterschied dazu führt die Blutgruppe AB dazu, dass der Träger ein „Universalempfänger“ ist. Im Bedarfsfall können Menschen mit dieser Blutgruppe Erythrozyten jeder AB0-Blutgruppe erhalten.

    Um den Zusammenhang der Blutgruppe und der Ernährung ranken sich ebenso viele Mythen. „Die Blutgruppe hat auf den Diäterfolg keinerlei Einfluss“, klärt Eichler auf. Die sogenannte Blutgruppendiät besagt beispielsweise, dass Menschen mit Blutgruppe Null als Höhlenbewohner-Typ mehr Fleisch benötigen als andere Menschen. „Diese Aussage ist wissenschaftlich nicht belegt. Es gibt auch keinen Grund, warum Menschen mit Blutgruppe A sich vegetarisch ernähren und Menschen mit Blutgruppe B Milchprodukte bevorzugen sollten“, so der Experte.

    Ganz ohne Einfluss auf die Gesundheit sind die Blutgruppen jedoch nicht: So erkranken Menschen mit Blutgruppe Null seltener an Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Unter Magenbeschwerden leiden sie dagegen häufiger als die anderen Blutgruppen-Typen. Bei Menschen mit der Blutgruppe AB ist der Blutdruck seltener erhöht. Bei Menschen mit Blutgruppe B kommt es seltener zu Infektionen mit Noroviren, ihr Risiko, sich mit Malaria zu infizieren, ist jedoch etwas erhöht. „Die Ursachen für diese möglichen Anfälligkeiten beziehungsweise Widerstandsfähigkeiten bei bestimmten Krankheiten sind aktuell nicht bekannt“, sagt Eichler. Die Blutgruppeneigenschaften sind jedoch nicht nur auf den Erythrozyten, sondern auf den meisten Zellen des Körpers vorhanden. Sie beeinflussen damit möglicherweise die Bindung von Krankheitserregern und den Stoffwechsel. Auch eine Auswirkung auf das Krebswachstum ließe sich so erklären, sagt der Mediziner: „Die Krankheitsrisiken sind jedoch gering und Unterschiede in der Lebenserwartung deshalb kaum zu erwarten.“ Dennoch haben Menschen in der Regel ein starkes Interesse, ihre eigene Blutgruppe zu kennen. Welcher AB0-Blutgruppe man selbst angehört, kann man im Rahmen einer Blutspende ganz einfach erfahren.

    ***Bei Abdruck Beleg erbeten***


    Über die DGTI: http://dgti.de/organisation.html

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    Kontakt für Journalisten:
    Sabrina Hartmann
    Deutsche Gesellschaft für Transfusionsmedizin und Immunhämatologie (DGTI)
    Pressestelle
    Postfach 30 11 20
    70451 Stuttgart
    Tel.: 0711 89 31 649
    Fax: 0711 89 31 167
    hartmann@medizinkommunikation.org


    Weitere Informationen:

    http://dgti.de/organisation.html


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Medizin
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungs- / Wissenstransfer
    Deutsch


     

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