idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
03.12.2019 14:29

Kleine Wälder sind wichtiger als bisher angenommen

Hendrik Schneider Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) e.V.

    Kleine Wälder umgeben von Ackerland haben laut einer neuen Studie pro Fläche mehr Nutzen für den Menschen als große Wälder. Die kleinen Wälder, manchmal sogar kleiner als ein Fußballfeld, können in der Agrarlandschaft leicht unbemerkt bleiben. Doch diese kleinen Waldreste können mehr Kohlenstoff im Oberboden speichern, sind besser für die Jagd geeignet und beherbergen weniger Zecken als große Wälder, womit sie einen guten Beitrag zum Wohlergehen des Menschen leisten.

    „Der Wert sehr kleiner Wälder wurde bislang nicht untersucht, obwohl das Auftreten kleiner Wälder in Agrarlandschaften durch die Fragmentierung der Wälder zugenommen hat“, sagt Alicia Valdés, die Erstautorin der Studie. Der Grund, warum diese kleinen Wälder uns mehr Dienstleistungen bieten können, liegt darin, dass sie längere Waldränder haben, die dem Einfluss der Umgebung ausgesetzt sind.

    Zum Beispiel gibt es mehr Nahrung für Rehwild, wie Blaubeeren und junge Birken- und Eichenbäume, weil die Waldränder mehr Sonnenlicht und Nährstoffe aus den umliegenden Ackerflächen erhalten. Dies wiederum wird voraussichtlich mehr Rehe anziehen, die von Menschen gejagt werden können", berichtet Alicia Valdés.

    Diese kleinen Wälder können auch mehr Kohlenstoff pro Fläche im Oberboden speichern als ältere große Wälder, weil sie eine erhöhte bodenbiologische Aktivität haben, welche die Aufnahme organischer Stoffe beschleunigt. Potenziell können diese als bessere Kohlenstoffsenken fungieren und deshalb helfen, die Auswirkungen der globalen Erwärmung auszugleichen.

    Ein weiterer Vorteil der kleinen Wälder ist, dass sie ein geringeres Risiko für eine durch Zecken übertragene Krankheit darstellen. Denn in dem trockenen und heißen Mikroklima der Waldränder können weniger Zeckenlarven überleben.

    „Das ist nur eine Vorhersage über alle möglichen Vorteile. Wie Menschen diese nutzen, muss weiter untersucht werden“, meint Alicia Valdés.

    Nachdem die Autoren nun herausgefunden haben, dass die kleineren Wälder einen höheren Wert haben als bisher angenommen, argumentieren sie, dass mehr Erhaltungsmaßnahmen erforderlich sind, um ihre wichtige Rolle und ihren Wert in der Agrarlandschaft zu erhalten.

    „Die Erhaltung der großen Wälder ist wegen ihrer höheren Biodiversität wichtig, aber der Erhalt kleinerer Wälder, insbesondere der älteren, wird dazu beitragen, das Wohlbefinden der Menschen in Agrarlandschaften zu steigern. Diese kleinen Wälder brauchen spezifische politische Instrumente, die ihren zukünftigen Erhalt sicherstellen“, sagt Alicia Valdés.

    Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des ZALF haben die Forschungsarbeiten für zwei Landschaftsfenster in der Prignitz (Nordwestbrandenburg) koordiniert und überwiegend selbst durchgeführt. Neben der Auswahl geeigneter Waldflächen, haben sie historisches Kartenmaterial bereitgestellt, die Pflanzenartenvielfalt erfasst, Laufkäfer und Spinnen gefangen sowie Boden- und Streuproben genommen.

    Über die Studie

    Die Studie untersuchte 224 Waldflächen in ganz Europa (Frankreich, Belgien, Deutschland und Schweden). Die Vielfalt von sechs verschiedenen Organismengruppen (krautige Pflanzen, Pilze, Laufkäfer, Spinnen, Asseln und Tausendfüßler) wurde bestimmt, und das Potenzial jedes Waldes, fünf Ökosystemdienstleistungen zu erbringen (Angebot an nutzbaren Pflanzen, Stammholzvolumen, Schädlingsbekämpfungspotenzial, Kohlenstoffspeicher und Wildproduktionspotenzial) sowie das Risiko dem Menschen durch Zeckenkrankheiten zu schaden wurden bewertet.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    apl. Prof. Dr. Monika Wulf
    Programmbereich 2
    AG: Biotische Interaktionen zwischen Wald- und Agrarflächen
    T +49 (0)33432 82-246
    mwulf@zalf.de


    Originalpublikation:

    Den wissenschaftlichen Artikel im Journal of Applied Ecology lesen: DOI: 10.1111/1365-2664.13537


    Bilder

    Waldfragment bei Sint-Truiden (Belgien), in dem die Ökosystemleistungen untersucht wurden.
    Waldfragment bei Sint-Truiden (Belgien), in dem die Ökosystemleistungen untersucht wurden.
    Pieter De Frenne, Uni Gent
    None


    Anhang
    attachment icon Presseinformation des ZALF: Kleine Wälder sind wichtiger als bisher angenommen

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Tier / Land / Forst, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).