idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
05.02.2020 10:25

Studie zeigt: Asiatische Hornisse erreicht Hamburg

Birgit Kruse Referat Medien- und Öffentlichkeitsarbeit
Universität Hamburg

    Die Asiatische Hornisse (Vespa velutina nigrithorax) hat Hamburg erreicht. Erstmals identifizierten Wissenschaftler des Centrums für Naturkunde der Universität zusammen mit Bürgerwissenschaftlern ein lebendes Exemplar in Norddeutschland. Die Studie, die zudem den aktuellen Wissensstand zur Invasion dieser Art zusammenfasst, ist in der aktuellen Ausgabe des Fachmagazins „Evolutionary Systematics“ erschienen.

    Invasive Arten sind eine der großen Herausforderungen in der modernen Welt, da sie sich durch die Globalisierung stark ausbreiten und so einheimische Arten bedrohen. Sie zählen deshalb zu den bedeutenden ökologischen und evolutionären Treibern. Hamburg als Hafenstadt mit Im- und Export steht hier besonders im Fokus, denn durch das „Tor zur Welt“ kommen neue, hier nicht heimische Arten in die Hansestadt.

    Die Asiatische Hornisse ist für ihr aggressives Verhalten gegenüber Honigbienen bekannt und wird daher vor allem von Imkern als ernsthafte Bedrohung für die Bienenzucht, aber auch für andere Insekten gefürchtet. Das nun beschriebene Exemplar ist 2,2 Zentimeter groß und wurde lebend in Billbrook auf einem Firmengelände gefunden. Die Hornissen, die vor allem in Südchina, Ostindien und Indonesien beheimatet sind, werden bis zu drei Zentimeter groß und sind damit kleiner als einheimische Hornissen.

    Ursprünglich reiste die Art offenbar über ein Nest in Töpferei-Produkten von Ostchina nach Europa. Das erste Exemplar dieser Art wurde 2005 in Südwestfrankreich gesichtet. Die Hornisse breitete sich in den Folgejahren schnell und unkontrolliert in Europa aus, über ganz Frankreich, in Teilen Spaniens, Portugals, Belgiens, Italiens, der Niederlande, Großbritanniens und im Südwesten Deutschlands. Die geschätzte Invasionsgeschwindigkeit für Frankreich liegt bei 78 Kilometern im Jahr.

    „Tatsächlich kann die Ausbreitung von Arten aufgrund anthropogener Faktoren, also dem zufälligen Transport durch den Menschen, erheblich beschleunigt werden“, sagt Dr. Martin Husemann, Insektenkundler am Centrum für Naturkunde (CeNak). Der erste Fund in Norddeutschland ist für ihn ein Grund zur Wachsamkeit: „Wir müssen den Hamburger Fund ernst nehmen und die Ausbreitung der Art beobachten.“

    Es ist noch nicht klar, ob sich in Norddeutschland schon eine Population der Asiatischen Hornisse angesiedelt hat oder ob es sich bei dem in Hamburg gesammelten Tier um einen Einzelfund handelt. „Angesichts der schnellen Invasionsgeschwindigkeit der Art und ihrer relativ hohen Klimatoleranz ist es jedoch durchaus möglich, dass die Art eigenständig nach Hamburg gelangt ist und sich dort jetzt vermehrt“, räumt Husemann ein. Der neue Fund könnte die Annahme widerlegen, dass der norddeutsche Raum klimatisch ungünstig für die Asiatische Hornisse ist.

    Die Insektenforscher um Martin Husemann legten in diesem Zusammenhang auch eine Studie zu der tropischen Ameise Brachymyrmex cordemoyi vor, einer weiteren invasiven Art. Nach einem Fund in den Niederlanden haben sie jetzt eine weitere Population im Westen Deutschlands, in der Nähe von Euskirchen, bestätigt. Es wird vermutet, dass die kleine Ameisenart wahrscheinlich über tropische Pflanzen eingeführt wurde. Martin Husemann: „Besonders kleine und stressresistente Arten können den Ferntransport überstehen und sich in neuen Umgebungen mit einem speziellen Mikroklima einnisten, wie beispielsweise in Häusern, Gewächshäusern oder Schwimmbädern, ohne in natürliche Umgebungen zu entkommen. Allerdings kann der Klimawandel dazu führen, dass diese Arten sich in Zukunft auch im Freien ausbreiten, mit unvorhersehbaren Konsequenzen für unsere heimische Natur.“


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Dr. Martin Husemann
    Universität Hamburg
    Centrum für Naturkunde
    Tel.: +49 40 42838-2373
    E-Mail: martin.husemann@uni-hamburg.de


    Originalpublikation:

    Husemann M, Sterr A, Maack S, Abraham R (2020) The northernmost record of the Asian hornet Vespa velutina nigrithorax (Hymenoptera, Vespidae). Evolutionary Systematics 4(1): 1-4. https://doi.org/10.3897/evolsyst.4.47358


    Weitere Informationen:

    https://www.reabic.net/journals/bir/2019/Accepted.aspx Link zur Studie über die Invasion der tropischen Ameise Brachymyrmex cordemoyi


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Biologie, Meer / Klima, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).