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27.03.2020 13:29

#Chloroquin, ein Wundermittel gegen #COVID-19?

Marie de Chalup Wissenschaftliche Abteilung
Wissenschaftliche Abteilung, Französische Botschaft in der Bundesrepublik Deutschland

    Laut einer chinesischen Veröffentlichung vom 19. Februar hat eine klinische Studie, die in zehn chinesischen Krankenhäusern durchgeführt wurde, um “die Wirksamkeit von Chloroquin bei der Behandlung von Lungenentzündungen im Zusammenhang mit Covid-19” zu messen, ermutigende Ergebnisse bei “mehr als 100 Patienten” erbracht.

    Chloroquin ist ein kostengünstiges Malariamittel, das seit mehreren Jahrzehnten verwendet und insbesondere unter dem Namen Nivaquine vermarktet wird. Diese Behandlung wird oft als Prävention empfohlen, wenn man sich in ein Gebiet begeben will, das von dem von Mücken übertragenen Malariaparasiten befallen ist.

    Den Verfassern dieser Studie zufolge war Chloroquinphosphat “wirksamer als die Behandlung der Kontrollgruppe, um das Fortschreiten der Lungenentzündung einzudämmen, den Zustand der Lungen zu verbessern, den Patienten wieder negativ auf das Virus zu testen und die Dauer der Krankheit zu verkürzen”.

    Für Professor Didier Raoult, Direktor des Mittelmeer-Infektionsinstituts in Marseille und renommierter Spezialist für Infektionskrankheiten, der diese Studie in Frankreich weitergab, ist die mögliche Wirksamkeit von Chloroquin eine “ausgezeichnete Nachricht”.

    Diese Meinung ist jedoch nicht einhellig, und dieser potenzielle Vorsprung muss mit größter Vorsicht bewertet werden, warnten mehrere andere französische Spezialisten, die von der AFP befragt wurden.
    “Man muss äußerst vorsichtig sein”, bemerkt François Maignen, Doktor der Pharmazie und Spezialist für öffentliche Gesundheit, der die Grenzen der chinesischen Studie aufzeigt.

    “Man muss die Protokolle zur Verfügung haben, um zu wissen, wie die Studie durchgeführt wurde, was die Bewertungskriterien waren, die Patientenpopulation”, erklärt er nach den üblichen Standards für Arzneimitteltests.

    Und “sobald die Ergebnisse vorliegen, muss es eine offizielle Publikation geben, damit die Daten kritisch ausgewertet werden können”, so der Experte, Wissenschaftler an der Weltgesundheitsorganisation (WHO), weiter.

    In Ermangelung solider und öffentlicher klinischer Daten kann man daraus weder einen Wirksamkeitsnachweis noch Empfehlungen ableiten, betont François Maignen, der dem Kollektiv “FakeMed” angehört, das Fehlinformationen im Gesundheitsbereich bekämpft. Zudem könne Chloroquin sogar “im Falle einer Überdosierung sehr gefährlich sein”, fügt er hinzu und warnt auch vor dem Risiko, eine Resistenz gegen Chloroquin zu entwickeln.

    “Man muss vorsichtig sein, denn Chloroquin (…) hat eine gewisse Anzahl unerwünschter Wirkungen (…), Erkrankungen des Immunsystems, Magen-Darm-Erkrankungen, Übelkeit, Erbrechen, Leber- oder sogar hämatologische Störungen”, so Professor Jean-Paul Giroud, einer der anerkanntesten Spezialisten für Pharmakologie und Mitglied der französischen Nationalen Akademie für Medizin. Es ist “ein wichtiges Produkt gegen Malaria, aber das bedeutet nicht, dass es gegen irgendeine Infektion eingesetzt werden sollte, ohne die Sicherheit zu haben, dass dieses Produkt zu einer Verbesserung führt”, fügt er hinzu und weist auch auf die unzureichenden Daten aus der chinesischen Studie hin.

    “Dass Nivaquine in vielen Medikamentenschränken herumliegt”, beunruhigt den Allgemeinmediziner Christian Lehmann (Kollektiv “FakeMed”), der dazu aufruft, “Nivaquine nicht ohne ärztlichen Rat anzufassen”, weil es sehr giftig sei.

    Während Chloroquin nach Ansicht chinesischer Wissenschaftler Anzeichen von Wirksamkeit gezeigt hat, wurde von internationalen Behörden noch keine Behandlung gegen das neue Coronavirus validiert. Der stellvertretende Leiter des französischen Gesundheitsministeriums Jérôme Salomon bestätigte diese Vorbehalte auf der wöchentlichen Pressekonferenz des Ministeriums am Mittwochabend. “Heute ist die wissenschaftliche Gemeinschaft nicht sehr überzeugt. Das bedeutet nicht, dass wir nicht interessiert sein sollten”, sagte er, „aber mit viel mehr Forschung.“

    Redaktion: Abteilung für Wissenschaft und Technologie der Französischen Botschaft in Deutschland

    Quelle: Pressemitteilung der Agence France Presse AFP
    Weitere Information:

    Chinesische Studie, veröffentlicht in der Zeitschrift BioScience Trends
    https://www.jstage.jst.go.jp/article/bst/advpub/0/advpub_2020.01047/_article

    Mittelmeer-Infektionsinstituts in Marseille


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    jedermann
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medien- und Kommunikationswissenschaften, Medizin, Wirtschaft
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer, Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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