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01.12.2020 10:51

Verändert die Corona-Krise die Aussichten auf eine sozial-ökologische Transformation? Ein Statement aus dem SOFI

Dr. Jennifer Villarama Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Soziologisches Forschungsinstitut Göttingen (SOFI)

    In einem Beitrag für die aktuell erschienene Corona-Sonderausgabe der WSI-Mitteilungen reflektieren Silke Ötsch und René Lehweß-Litzmann vom Soziologischen Forschungsinstitut Göttingen (SOFI), welche Konsequenzen die Corona-Krise für die dringende Bewältigung von ökologischen und sozialen Problemen haben könnte. Die eingetretene Pandemie bringt in mancher Hinsicht eine neue Lage. Aufgrund der großen Unmittelbarkeit, mit der sie in unser Leben eingreift, könnte sie den Blick auf größere, aber weniger akute Herausforderungen verstellen. Der Beitrag gibt einen Überblick zu verschiedenen umfassenden Reformkonzepten und erörtert deren Chancen auf politischen Rückhalt in Zeiten von Corona.

    Die Umwelt ist durch menschenverursachte Einwirkungen so stark belastet, dass sie sich in bestimmten Bereichen für die folgenden Generationen nicht mehr regenerieren kann. Es besteht weitgehend Konsens darüber, dass die bisher getroffenen Maßnahmen zum Schutz der Umwelt zu bescheiden sind, um daran etwas zu ändern. Im Gegensatz zur Umweltkrise markiert die jüngst aufgeflammte Corona-Krise einen qualitativen Wandel politischen Handels: „Staatliche Handlungsfähigkeit zeigt sich in beträchtlichen fiskalpolitischen Stimuli und drastischen Eingriffen in die Lebensführung der Bevölkerung. Die Corona-Pandemie holt ein politisches System aus seiner ‚Trägheit‘ und betont die Handlungskompetenz des Staates. Eine Mehrheit der Bürger*innen akzeptiert die getätigten Maßnahmen aus Überzeugung. In einer solchen Situation scheint ein ‚großer Wurf‘, der ökologische und soziale Probleme gleichzeitig in Angriff nähme, politisch noch wünschenswerter als in ‚normalen‘ Zeiten“, betonen Lehweß-Litzmann und Ötsch.

    Der New Deal aus den USA der 1930er-Jahre ist jüngst in verschiedenen Zusammenhängen als Vorbild für ein entsprechendes Projekt diskutiert worden, so das Autor*innenteam: „Das historische Projekt Roosevelts musste allerdings keine Umweltkrise im heutigen Maßstab lösen und konnte soziale Probleme durch Wirtschaftswachstum bekämpfen. Aufgrund der planetarischen Grenzen würden ähnliche Vorgehensweise heute nur mit einer massiven Entkopplung von Wachstum und Umweltverbrauch funktionieren. Zu lernen ist aus dem damaligen politischen Großprojekt, dass eine Politik über Jahrzehnte Unterstützung erhalten kann, die breit akzeptierte Vorhaben zumindest teilweise über kurzfristige Wirtschaftsinteressen stellt. Beim New Deal spricht vieles dafür, dass der Begriff eine Projektionsfläche für positive Zukunftsvisionen war, die von verschiedenen Akteur*innen unterschiedlich gefüllt wurden, aber den gemeinsamen Nenner einer sorgenden Politik hatten.“

    Umfrageergebnisse im Frühjahr 2020 deuten zunächst darauf hin, dass die Politik in Deutschland auch in der Corona-Krise das Mandat hat, Umweltschutz weit oben auf die Agenda zu setzen. Die Forschung zeigt aber auch, dass die Unterstützung von Umweltzielen nicht unabhängig von sozioökonomischen Faktoren ist: In vergangenen Krisenperioden, etwa der ‚Großen Rezession‘ nach 2008, konnte beobachtet werden, dass ökonomische Sorgen Umweltthemen teilweise verdrängten. Forschungen auf Basis von Corona-aktuellen Befragungen deuten darauf hin, dass ökonomische Sorgen oder tatsächliche ökonomische Einbußen negativ auf das Umweltbewusstsein wirken. Dieser Zusammenhang unterstreicht die Sinnhaftigkeit einer Kombination von ökologischen und sozialen Politikangeboten im Allgemeinen, und die Wichtigkeit sozialer Stabilisierungsmaßnahmen im Fall einer Wirtschaftskrise wie der aktuellen, wenn sie die Arbeit an langfristigen Umweltzielen nicht in Gefahr bringen soll.

    Veröffentlichung:

    Silke Ötsch, René Lehweß-Litzmann: Ansätze und Aussichten einer sozial-ökologischen Transformation: Was verändert die Corona-Krise? In: WSI-Mitteilungen, Sonderheft 6-2020: Die Corona-Pandemie: zwischen Krisenintervention und Transformation, S. 418-426.

    https://www.wsi.de/de/wsi-mitteilungen-ansaetze-und-aussichten-einer-sozial-oeko...

    Weitere Informationen und Kontakt:

    Dr. René Lehweß-Litzmann
    Soziologisches Forschungsinstitut Göttingen (SOFI) e.V.
    Tel.: +49 551 52205-26
    E-Mail: rene.lehwess@sofi.uni-goettingen.de

    PD Dr. Silke Ötsch
    Soziologisches Forschungsinstitut Göttingen (SOFI) e.V. /
    Universität Hamburg
    Tel.: +49 176-23264357
    E-Mail: silke.oetsch@sofi.uni-goettingen.de

    Dr. Jennifer Villarama
    Soziologisches Forschungsinstitut Göttingen (SOFI) e.V.
    Tel.: +49 551 52205-19
    E-Mail: kommunikation@sofi.uni-goettingen.de

    www.sofi.uni-goettingen.de


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Dr. René Lehweß-Litzmann
    Soziologisches Forschungsinstitut Göttingen (SOFI) e.V.
    Tel.: +49 551 52205-26
    E-Mail: rene.lehwess@sofi.uni-goettingen.de

    PD Dr. Silke Ötsch
    Soziologisches Forschungsinstitut Göttingen (SOFI) e.V. /
    Universität Hamburg
    Tel.: +49 176-23264357
    E-Mail: silke.oetsch@sofi.uni-goettingen.de


    Originalpublikation:

    Silke Ötsch, René Lehweß-Litzmann: Ansätze und Aussichten einer sozial-ökologischen Transformation: Was verändert die Corona-Krise? In: WSI-Mitteilungen, Sonderheft 6-2020: Die Corona-Pandemie: zwischen Krisenintervention und Transformation, S. 418-426.

    https://www.wsi.de/de/wsi-mitteilungen-ansaetze-und-aussichten-einer-sozial-oeko...


    Weitere Informationen:

    http://www.sofi.uni-goettingen.de


    Bilder

    Anhang
    attachment icon SOFI Presseinformation_Verändert die Corona-Krise die Aussichten auf eine sozial-ökologische Transformation? Ein Statement aus dem SOFI

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler, jedermann
    Gesellschaft, Politik, Umwelt / Ökologie, Wirtschaft
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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