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16.09.2021 11:15

Referenzzentrum veröffentlicht Bericht zu multiresistenten Erregern

Meike Drießen Dezernat Hochschulkommunikation
Ruhr-Universität Bochum

    Bakterien, die gegen viele Antibiotika resistent sind, sind besonders für Menschen, die im Krankenhaus behandelt werden, eine große Gefahr. Seit 2009 sammelt das Nationale Referenzzentrum (NRZ) für gramnegative Krankenhauserreger in der Abteilung für Medizinische Mikrobiologie der Ruhr-Universität Bochum (RUB) deutschlandweit Daten über solche Bakterien. Der Jahresbericht 2020 ist am 9. September 2021 im Epidemiologischen Bulletin des Robert-Koch-Instituts erschienen. Bedingt durch die Coronapandemie wurden weniger Funde gemeldet als im Vorjahr.

    Dennoch betonen die Forschenden die große Bedeutung der Überwachung von multiresistenten Bakterien sowie die korrekte Gabe und Einnahme von Antibiotika.

    Am Nationalen Referenzzentrum werden Bakterienisolate aus Kliniken in ganz Deutschland untersucht, die zum Beispiel aus Urinproben oder Abstrichen unter anderem von Wunden stammen. Der Fokus liegt hierbei auf der Untersuchung von Bakterienstämmen, die gegen eine Vielzahl von Antibiotika resistent sind und damit eine sogenannte Multiresistenz aufweisen. „Besonders wichtig ist dabei die Detektion von Carbapenemasen“, erklärt Dr. Niels Pfennigwerth vom NRZ: „Das sind bakterielle Enzyme, die die wichtigsten in der Humanmedizin angewendeten Antibiotika inaktivieren und ein Bakterium damit resistent gegen diese Antibiotika machen können.“ Besonders gefährlich ist, dass die Gene, die den Bauplan für diese Enzyme darstellen, häufig zwischen verschiedenen Bakterien übertragen werden können. „Deswegen ist die schnelle und verlässliche Detektion von Carbapenemasen für die Krankenhaushygiene von enormer Bedeutung“, so Niels Pfennigwerth.

    Weniger Menschen in Krankenhäusern, weniger Reisen

    Das NRZ konnte 2020 erneut eine Vielzahl von Carbapenemase-produzierenden Bakterienstämmen nachweisen. Erstmals seit 2009 verzeichnete das Zentrum zwar einen Rückgang der Einsendezahlen. Der beruhe aber sehr wahrscheinlich auf den Begleiterscheinungen der Covid-19-Pandemie, vermutet das Autorenteam. So wurden 2020 beispielsweise erheblich weniger Menschen in Krankenhäusern behandelt und auch die Reisetätigkeiten der Bevölkerung waren deutlich geringer als in den Jahren vor der Pandemie, sodass es zu weniger Übertragungen in Krankenhäusern oder Neueinträgen aus dem Ausland gekommen ist.

    Spitzenreiter bleiben dieselben

    Die häufigste in Enterobacterales wie Escherichia coli oder Klebsiella pneumoniae nachgewiesene Carbapenemase war wie den Vorjahren OXA-48, während in Pseudomonas aeruginosa VIM-2 und in Acinetobacter baumannii OXA-23 weiterhin die am häufigsten nachgewiesenen Carbapenemasen in Deutschland sind. Auch beobachtet das NRZ seit einigen Jahren einen deutlichen Anstieg der Nachweise der beiden Carbapenemasen NDM-5- und OXA-244, welcher auch im Jahr 2020 zu beobachten war und weiter aufmerksam verfolgt wird.

    „Es ist daher sehr wichtig, dass Labore in Deutschland weiterhin nach multiresistenten Bakterienstämmen suchen und diese an das NRZ weiterleiten“, unterstreicht Dr. Jennifer Schauer vom NRZ. Aber auch die korrekte Gabe und Einnahme von Antibiotika und die Umsetzung der Hygienemaßnahmen in Krankenhäusern spielen eine wichtige Rolle, um der weiteren Verbreitung dieser Bakterienstämme in Deutschland etwas entgegen zu setzen.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Dr. Niels Pfennigwerth
    Nationales Referenzzentrum für gramnegative Krankenhauserreger
    Abteilung für Medizinische Mikrobiologie
    Ruhr-Universität Bochum
    Tel.: +49 234 32 26938
    E-Mail: niels.pfennigwerth@rub.de


    Originalpublikation:

    Niels Pfennigwerth, Jennifer Schauer: Bericht des Nationalen Referenzzentrums für gramnegative Krankenhauserreger – Zeitraum 1. Januar 2020 bis 31. Dezember 2020, in: Epidemiologisches Bulletin 2021, DOI: 10.25646/8900 (PDF) https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2021/Ausgaben/36_21.pdf?__b...


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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