idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
19.07.2022 11:17

„Digitalisierung als Prozess, nicht als Schalter“ – HHL-Studie „Digitalisierung im Sächsischen Mittelstand“

Eva Echterhoff Media Relations
HHL Leipzig Graduate School of Management

    Mittelständische Unternehmen in Sachsen gehen Digitalisierung aktiv und optimistisch an / Herausforderungen im Bereich der Mitarbeitergewinnung und -weiterentwicklung / Digitalagentur Sachsen und Unternehmerinnen und Unternehmer (Wiewald GmbH und WAKU Robotics GmbH) geben Erfahrungen preis.

    Die Studie „Digitalisierung im Sächsischen Mittelstand“: https://www.hhl.de/app/uploads/2022/07/Lehmann-Grosse-Maier-2022-Zukunftsland-Sa...

    „Sächsische Mittelständler sind gut bis sehr gut im Bereich der Digitalisierung aufgestellt. Sie sind selbstbewusst, erzielen Erfolge, gehen die digitalen Neuerungen aktiv an und sind optimistisch, was ihre Chancen angeht“, so Studienleiter Prof. Dr. Erik Maier, HHL-Lehrstuhlinhaber für Marketing und Handel bei der Vorstellung der Studie in einer Pressekonferenz am 15.7.22.

    Die Studie zeigt, dass viele Unternehmen Vorteile der Digitalisierung wie Effizienzgewinne, höhere Geschwindigkeiten, digitale Absatzkanäle und flexiblere Geschäftsmodelle für sich erkennen. So glauben 65 % der befragten Mittelständler, durch die Digitalisierung erfolgreicher zu werden.
    Zwar ordnen sich die meisten sächsischen klein- und mittelständischen Unternehmen (KMU), nämlich 57 %, eher im Mittelfeld ein bezüglich ihres Umgangs mit der Digitalisierung. 22 % sehen sich aber sogar als Vorreiter und nur 21 % empfinden sich als Nachzügler. Dabei wird deutlich: Je größer ein Unternehmen, desto positiver wird die Digitalisierung eingeschätzt. Fast 80 % nutzen digitale administrative Prozesse („papierloses Büro“) oder digitale Kundenkommunikation. Nur ein Bruchteil der Unternehmen greift bisher auf künstliche Intelligenz (KI) und maschinelles Lernen zurück (8 %).

    Vor allem bei der Mitarbeitergewinnung und -weiterentwicklung sehen sich die teilnehmenden Unternehmen allerdings großen Herausforderungen ausgesetzt. Dabei gaben die meisten als ihr schwierigstes Thema an, neue Mitarbeitende für Digitalisierungsinitiativen zu gewinnen. Auch die Schulung der Mitarbeitenden im Bereich der Digitalisierung wird als relativ schwierig empfunden.
    Bei der Studie wurden Unternehmen befragt, die die gesamte Breite des sächsischen Mittelstandes abdecken. Die meisten der teilnehmenden Unternehmen haben zwischen 10 und 49 (32 %) und 50 bis 249 Mitarbeitende (26 %). Am stärksten vertreten sind Teilnehmende aus der Stadt und dem Landkreis Leipzig.

    „Überraschend für uns war, dass einer der zentralen Treiber hier in Sachsen für das Thema Digitalisierung die Unternehmensnachfolge zu sein scheint. Das ist deutlich zu sehen. Offenbar ist der Prozess der Übergabe von Unternehmen an neue Inhaber der Moment, der die Digitalisierung stark voranbringt“, meint Prof. Dr. Claudia Lehmann, Projektleiterin Zukunftsland Sachsen und HHL-Lehrstuhlinhaberin für Digitale Innovation in Dienstleistungsbranchen.

    Diese Erkenntnis wird von der Geschäftsführerin der Wiewald GmbH in Leipzig und Unternehmensnachfolgerin in fünfter Generation, Skadi Berger, deutlich gestützt:

    „Mit meinem Eintreten als Unternehmensnachfolgerin hat die Digitalisierung bei uns tatsächlich Fahrt aufgenommen. Viele Prozesse sind händisch passiert, sodass ich irgendwann gesagt habe: Wir müssen jetzt mal überlegen, was wir eigentlich machen und wie wir das für die Zukunft gestalten wollen.“

    Dass sächsische Unternehmende wertvolle Unterstützung erhalten können, unterstreicht auch Frauke Greven, Leiterin der Digitalagentur Sachsen:

    „Digitalisierung beginnt im Kopf. Das Wichtigste dabei ist, sich im Vorfeld die Zeit zu nehmen und konkret zu klären, welches Problem man für wen lösen möchte. Strategie vor IT heißt die Devise! Vordenken anstatt später nachzudenken. Denn im schlimmsten Fall wird vorschnell gehandelt und ein nicht optimaler analoger Prozess nur 1:1 in einen dann ebenso nicht optimalen digitalen Prozess ohne Mehrwert übersetzt. Das gilt es zu vermeiden. Die Erfahrung zeigt, dass die Zeit dafür zwar knapp, aber gleichzeitig maximal gut investiert ist.“

    Leo Käßner, Mitgründer der jungen Firma WAKU Robotics, betont, dass die Bedingungen, die er in Sachsen vorfindet, sehr hilfreich sind für das eigene digitale Handeln.
    „Sachsen bietet einen exzellenten Pool an Forschung und Know-How. Außerdem gibt es ein Riesenpotenzial an jungen Talenten, die technisch sehr versiert sind“, so Käßner. Diese Bedingungen seien nach seiner Erfahrung nicht zu unterschätzen. „Silicon Saxony oder Smart Systems Hub zum Beispiel bieten eine Vernetzung in die Industrie, auch der HHL-Accelerator SpinLab und andere Coworking-Orte sind wichtig. Es gibt hier sehr viel, wo man Fuß fassen kann. Das hat uns geholfen, Fahrt aufzunehmen“, meint Leo Käßner weiter.

    Die Studie „Digitalisierung im sächsischen Mittelstand“
    wurde durchgeführt, um den Stand der Digitalisierung im sächsischen Mittelstand zu erfassen. Das methodische Vorgehen teilte sich dabei in zwei Bereiche: Mit einer quantitativen Umfrage unter 221 sächsischen Mittelständlern wurde erhoben, wie der Digitalisierungsprozess bei den teilnehmenden Unternehmen voranschreitet. Darüber hinaus wurden in einer qualitativen Erhebung 35 Führungskräfte sächsischer Unternehmen verschiedener Branchen persönlich befragt, um ihre Erfahrungen im Umgang mit der Digitalisierung tiefergehend erfassen zu können. Dazu gehörten u.a. die Wiewald GmbH und WAKU Robotics GmbH. Alle Regionen Sachsens und sämtliche Unternehmenstypen, -größen, - und -branchen wurden dabei mit einbezogen.
    Eine so einfache wie wichtige Botschaft an Unternehmende formuliert Studienleiter Maier:
    „Digitalisierung funktioniert nicht wie ein Schalter, den man umlegt und dann ist von einem Moment auf den anderen ein Unternehmen digitalisiert und bleibt es auch. Digitalisierung ist viel mehr als Prozess zu begreifen, der immer weiter fortläuft.“

    Die Studie – Teil des „Zukunftsland Sachsen“
    Die Studie ist im Rahmen des „Zukunftsland Sachsen“ (ZLS) entstanden, eines gemeinsamen Projektes der Handelshochschule Leipzig (HHL) mit dem Freistaat Sachsen, um Unternehmen bei der Digitalisierung zu unterstützen. Das Projekt ZLS besteht zum einen Teil aus der hier vorgestellten Studie und zum anderen aus einer mehrwöchigen Themenreise durch ganz Sachsen mit Veranstaltungen in Chemnitz, Olbernhau, Görlitz, Oelsnitz, Radebeul, Delitzsch, Seifhennersdorf, Dresden, Zwickau und Leipzig, die im Mai endete. Kompetenzträger aus klein- und mittelständischen Unternehmen (KMU) Sachsens gaben Einblicke in ihr teilweise vorbildliches digitales Handeln, vernetzten sich und erhielten konkrete Anregungen zum Umgang mit Digitalisierung.

    Die Autoren der Studie
    Prof. Dr. Claudia Lehmann stammt aus Brandenburg und ist seit 2020 Professorin für Digitale Innovation in Dienstleistungsbranchen und Geschäftsführerin des CLIC (Center for Leading Innovation and Cooperation) an der Handelshochschule Leipzig (HHL). Ihr Arbeitsschwerpunkt liegt auf Methoden und Werkzeugen für die Entwicklung und Bereitstellung von digital gestützten Dienstleistungen und Geschäftsmodellen. Im Fokus steht dabei die interdisziplinäre und interaktive Vermittlung von Innovationskompetenz für das Service Engineering in der digitalen Transformation mit dem Ziel, Unternehmen in die Lage zu versetzen, digitale Dienstleistungen und Geschäftsmodelle zu gestalten und umzusetzen.

    Prof. Dr. Erik Maier ist Professor für Marketing und Handel an der Handelshochschule Leipzig (HHL). Der gebürtige Oberlausitzer forscht in zahlreichen Praxiskooperationen zu den Auswirkungen der Digitalisierung auf Verbraucher im Handel (z.B. durch neue Technologien) und den Handel selbst (z.B. digitale Vertriebswege, Plattformen, Ladensterben). Ab 2015 besetzte er die Juniorprofessur für Handels- und Multi-Channel-Management an der Handelshochschule Leipzig (HHL) mit dem Fokus auf den digitalen Handel sowie das digitale Marketing. Gleichzeitig leitet er den HHL Re-Invent Retail-Think-Tank, welcher sich mit Wissensgenerierung und Praxistransfer zu Themen der Digitalisierung befasst.

    Dr. Caroline Große ist als Senior Researcher am CLIC (Center for Leading Innovation and Cooperation) der Handelshochschule Leipzig (HHL) tätig. Davor wirkte sie an verschiedenen Stationen im Institut für Service und Relationship Management der Universität Leipzig und dem Fraunhofer-Zentrum für Internationales Management und Wissensökonomie IMW in Leipzig. Sie promovierte an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Leipzig und absolvierte ihr Studium mit dem Fokus auf Dienstleistungs- und Marketingmanagement in Leipzig und Riesa.


    Originalpublikation:

    https://www.hhl.de/app/uploads/2022/07/Lehmann-Grosse-Maier-2022-Zukunftsland-Sa...


    Bilder

    Anhang
    attachment icon Studie „Digitalisierung im Sächsischen Mittelstand“

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler, jedermann
    Informationstechnik, Wirtschaft
    überregional
    Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).