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27.03.2023 09:57

DFG fördert 13 neue Forschungsgruppen

Magdalena Schaeffer Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)

    Themen von der Deformationsanalyse über Xenokratie vor Ort bis hin zur Stadterweiterung in Zeiten der Reurbanisierung / Insgesamt rund 48,6 Millionen Euro für erste Förderperiode

    Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) richtet 13 neue Forschungsgruppen ein. Dies beschloss der Hauptausschuss der DFG auf Empfehlung des Senats. Die neuen Forschungsgruppen erhalten insgesamt rund 48,6 Millionen Euro inklusive einer 22-prozentigen Programmpauschale für indirekte Kosten aus den Projekten. Die neuen Verbünde werden maximal zweimal vier Jahre gefördert. Zusätzlich zu den 13 Neueinrichtungen wurde die Verlängerung von vier Forschungsgruppen sowie zwei Klinischen Forschungsgruppen und einer Kolleg-Forschungsgruppe für eine zweite Förderperiode beschlossen. Zwei der neu eingerichteten Forschungsgruppen und eine um eine weitere Förderperiode verlängerte Forschungsgruppe werden im Rahmen der D-A-CH-Zusammenarbeit mit dem österreichischen Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF) bzw. dem Schweizerischen Nationalfonds (SNF) gefördert.

    Forschungsgruppen ermöglichen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, sich aktuellen und drängenden Fragen ihrer Fachgebiete zu widmen und innovative Arbeitsrichtungen zu etablieren. Im Ganzen fördert die DFG zurzeit 182 Forschungsgruppen, 12 Klinische Forschungsgruppen und 17 Kolleg-Forschungsgruppen. Klinische Forschungsgruppen sind zusätzlich durch die enge Verknüpfung von wissenschaftlicher und klinischer Arbeit charakterisiert, während Kolleg-Forschungsgruppen speziell auf geistes- und sozialwissenschaftliche Arbeitsformen zugeschnitten sind.

    Die neuen Verbünde im Einzelnen
    (in alphabetischer Reihenfolge der Hochschulen der Sprecherinnen und Sprecher):

    Process Mining ist eine Technik zur systematischen Auswertung und Analyse von (Geschäfts-)Prozessen etwa im Bereich Logistik oder im Gesundheitswesen. Im klassischen Process Mining stammen die Ereignisdaten meist aus einer Quelle und sind lokal an einem Ort gespeichert. Inzwischen stammen die Daten jedoch häufig aus verteilten, sensorbasierten Systemen, beispielsweise aus Sensoren zur Temperatur-, Geschwindigkeits- oder Zeitmessung, und sind zudem verteilt gespeichert. Ziel der Forschungsgruppe „SOURCED – Process-Mining auf verteilten Ereignisquellen“ ist deshalb, die methodischen Grundlagen für neuartige Process-Mining-Techniken für verteilte Ereignisdaten zu entwickeln. (Sprecherin: Professorin Dr. Agnes Koschmider, Universität Bayreuth)

    Das in der altertumswissenschaftlichen Forschung etablierte Konzept der Aitiologie bezeichnet ein Erzählprinzip, das eine ursächliche Verbindung zwischen der Gegenwart einer Gesellschaft – zu einem bestimmten historischen Zeitpunkt – und Narrativen vom Anfang, den Gründen und Ursachen herstellt. Die Forschungsgruppe „Aitiologien: Figuren und Funktionen begründenden Erzählens in Wissenschaft und Literatur“ macht dieses Konzept interdisziplinär fruchtbar und untersucht in diesem Sinne Schöpfungserzählungen, literarische und wissenschaftliche Urszenen sowie politische Gründungsnarrative mit Blick auf ihre jeweiligen Rhetoriken in der Zeit. (Sprecherin: Professorin Dr. Susanne Gödde, FU Berlin)

    Die Forschungsgruppe „Deformationsanalyse mit Messungen terrestrischer Laserscanner (TLS-Defo)“ zielt darauf ab, eine genauere Abschätzung von Veränderungen in Bauwerken zu ermöglichen und die Überwachung von Infrastruktur signifikant zu verbessern. Gerade im Hinblick auf die zunehmend alternde Bausubstanz ist dies von Bedeutung. Zu diesem Zweck legt der Verbund, der im Rahmen der D-A-CH-Zusammenarbeit gemeinsam mit dem österreichischen Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF) gefördert wird, bei der Vermessung von Bauten mithilfe terrestrischer Laserscanner (TLS) einen Schwerpunkt auf die Analyse von Messunsicherheiten bei diesem Verfahren. Das ist wichtig, um die Daten zielgerichtet in die Deformationsanalyse einbeziehen zu können. (Sprecher: Professor Dr.-Ing. Heiner Kuhlmann, Universität Bonn)

    Der zunehmende Bedarf an nachhaltiger Kühlung und Klimatisierung lässt die Nachfrage nach Kältemitteln weltweit steigen. Das erhöht auch die sicherheitstechnischen Anforderungen an die Verwendung natürlicher oder synthetischer Kältemittel. Die Forschungsgruppe „ExRef: Explosionsgefahren von Kältemitteln mit geringem Treibhauspotenzial“ widmet sich dieser Thematik. Sie will ein mathematisches Modell zur Antizipation von Entzündung und Flammenausbreitung entwickeln und physikalisch-chemische wie auch methodische Fragen bearbeiten, die für verschiedene Klassen von Kältemitteln von großem Interesse sein können. (Sprecher: Dr.-Ing. Detlev Markus, Physikalisch-Technische Bundesanstalt, Braunschweig)

    Für umfassende Klimamodelle ist die Kopplung von Atmosphäre, Ozean und Meereis und die Berücksichtigung der mit diesen Fluiden verbundenen geophysikalischen Effekte von großer Bedeutung. Ziel der Forschungsgruppe „Mathematische Untersuchungen von geophysikalischen Fluid-Modellen: Analysis und Numerik“ ist die Entwicklung eines konsistenten und mathematisch validierten Modells für das System Atmosphäre – Ozean – Meereis bestehend aus hierarchischen Teilmodellen. Dabei werden unterschiedliche Skalen, Multiphysik- und Glättungseffekte sowie auch die Fluid-Struktur-Wechselwirkung betrachtet. (Sprecher: Professor Dr. Matthias Hieber, TU Darmstadt)

    Heutige Technologien sind in der Lage, Sonnenenergie via Fotovoltaik direkt oder mit Windenergie bzw. Wasserkraft indirekt in Strom umzuwandeln. Deren Verfügbarkeit schwankt jedoch regional wie zeitlich stark. Daher ist die Energiespeicherung eine große Herausforderung. Hier können neuartige molekulare Materialien Lösungen bieten. Die Forschungsgruppe „Molekulares Management von Sonnenenergie – Chemie von MOST-Systemen“ untersucht daher das Potenzial fotoschaltbarer Moleküle, die einzeln sowohl die Umwandlung als auch die Speicherung und Freisetzung von Sonnenenergie in sogenannten Solarthermiespeichern (MOST-Systemen) bewerkstelligen können. (Sprecher: Professor Dr. Hermann A. Wegner, Universität Gießen)

    Die in der statistischen Physik angesiedelte Forschungsgruppe „Quantenthermalisierung, Lokalisierung und eingeschränkte Dynamik mit wechselwirkenden ultrakalten Atomen“ untersucht grundlegende Fragen der Thermalisierung – also den Prozess physikalischer Körper, die durch gegenseitige Wechselwirkung das thermische Gleichgewicht erreichen – in abgeschlossenen Vielteilchen-Quantensystemen. Langfristig will die Forschungsgruppe das Verständnis der Nichtgleichgewichtsdynamik voranbringen und zu neuartigen Konzepten zur Kontrolle von Thermalisierung und Nichtergodizität beitragen. (Sprecher: Professor Dr. Fabian Heidrich-Meisner, Universität Göttingen)

    In Deutschland herrscht in den Städten ein enormer Wohnungsdruck, der dazu führt, dass Städte durch neue „Quartiere“ erweitert werden. Die Forschungsgruppe „Stadterweiterung in Zeiten der Reurbanisierung – neue (Sub)Urbanität?“ analysiert Strategien zur Stadterweiterung vor dem Hintergrund veränderter gesellschaftlicher und planerischer Idealvorstellungen, wirtschaftlicher Anforderungen sowie individueller Wohnpräferenzen. Perspektivisch sollen neue Erkenntnisse zu den Diskrepanzen zwischen Planung und Realität gewonnen werden, die einen Paradigmenwechsel in der Planung in Bezug auf die Bewertung von suburbanen Räumen ermöglichen. (Sprecher: Professor Dr.-Ing. Uwe Altrock, Universität Kassel)

    Biodiversitätsverlust und Klimawandel: Wegen dieser und weiterer aktueller Entwicklungen ist die Wiederherstellung von Ökosystemen zu einer globalen Herausforderung geworden. Allerdings sind die ökologischen, sozialen und sozial-ökologischen Folgen von Wiederherstellungsmaßnahmen nahezu unbekannt. Die Forschungsgruppe „Ein sozial-ökologischer Systemansatz zur Wiederherstellung von Ökosystemen in ländlichen Regionen Afrikas“ will zur Klärung eine sozial-ökologische, ortsspezifische Systemperspektive am Beispiel Ruandas entwickeln. Die neu gewonnenen Erkenntnisse sollen für die Wiederherstellung geschädigter Ökosysteme auf der ganzen Welt genutzt werden. (Sprecher: Professor Dr. Jörn Fischer, Universität Lüneburg)

    Im digitalen Zeitalter nutzen Studierende das Internet als Hauptquelle für die Suche nach Lernmaterial und Informationen. Die Forschungsgruppe „Kritisches Denken in Online-Lernumgebungen in der Hochschulbildung (CORE)“ will die effektive Nutzung des Internets als Lern- und Informationstool von Studierenden beleuchten. Dazu werden deren Fähigkeiten in Bezug auf einen kritischen Umgang mit Online-Informationen, die Merkmale und Qualität dieser Informationen sowie die Effekte der Informationsnutzung und -qualität auf den Lernerfolg im Studium untersucht. Damit soll das Verständnis und die Förderung besonders relevanter Kompetenzen im digitalen Zeitalter verbessert werden. (Sprecherin: Professorin Dr. Olga Zlatkin-Troitschanskaia, Universität Mainz)

    Die Stieleiche (Quercus robur L.) ist eine Schlüsselart der europäischen Wälder mit langer Lebensdauer, großer geografischer Verbreitung sowie einer besonders hohen Vielfalt an organismischen Interaktionen. Sie steht im Mittelpunkt der Arbeit der Forschungsgruppe „PhytOakmeter – Erforschung von Akklimatisierung und Anpassung von langlebigen Waldbaum-Holobionten an ökologische Veränderungen und den Klimawandel mittels klonaler Eichen Phytometer“, die im Rahmen der D-A-CH-Zusammenarbeit gemeinsam mit dem Schweizerischen Nationalfonds (SNF) gefördert wird. Anhand der Stieleiche sollen die Muster und Mechanismen der Akklimatisierung und Anpassung von Bäumen an sich verändernde Umweltbedingungen insbesondere in Zusammenhang mit dem Klimawandel untersucht werden. (Sprecher: Professor Dr. Lars Opgenoorth, Universität Marburg)

    Phänomene fremder Herrschaft – wie im vormodernen Europa oder auch im Kontext kolonialer Herrschaft – wurden in den Geschichtswissenschaften bisher überwiegend epochal und räumlich getrennt betrachtet. In diese Lücke stößt die Forschungsgruppe „Xenokratie vor Ort. Adminis-tration und kulturelle Verflechtung in der Vormoderne“. Sie will eine umfassende Aufstellung der Formen von Fremdherrschaft für die globale Vormoderne entwickeln und spezifische Muster sowie deren Variationen identifizieren. Ziel ist es, eine neue, auf die Vormoderne zugeschnittene Perspektive auf das viel diskutierte Phänomen des Kolonialismus zu ermöglichen. (Sprecherin: Professorin Dr. Ulrike Ludwig, Universität Münster)

    Das „Jiangmen Underground Neutrino Observatory“ (JUNO) ist ein Neutrinoexperiment im Süden Chinas, das der Präzisionsmessung der Oszillationen von Neutrinos aus mehreren nahe gelegenen Kernreaktoren sowie geo- und astrophysikalischen Beobachtungen durch Messung von Neutrinos aus diesen Quellen dient. In Deutschland tätige Forschende haben wesentlich zur Entwicklung des Detektors und zum Bau der Hardware beigetragen. Erste Daten werden für 2024 erwartet. Die Forschungsgruppe „Präzisions-Neutrinophysik mit JUNO“ wertet diese Daten mit aus – und will dabei helfen, die wichtige Frage der Hierarchie der Massen der verschiedenen Neutrinogenerationen zu klären. Ein weiteres langfristiges Ziel ist es, erstmals den diffusen Supernova-Neutrino-Hintergrund aus der Überlagerung der Neutrino-Emission aller Supernovae im Universum nachzuweisen. (Sprecher: Professor Dr. Tobias Lachenmaier, Universität Tübingen)

    Die für eine zweite Förderperiode verlängerten Verbünde
    (in alphabetischer Reihenfolge der Hochschulen der Sprecherinnen und Sprecher und mit Verweisen auf die Projektbeschreibungen in der DFG-Internetdatenbank GEPRIS zur laufenden Förderung):

    KFO „Nahrungsmittelallergie und Toleranz (Food@)“ (Sprecherin: Professorin Dr. Margitta Worm, Charité – FU Berlin und HU Berlin; Klinische Leiterin: Professorin Dr. Kirsten Beyer, Charité) https://gepris.dfg.de/gepris/projekt/409525714

    FOR „UNODE – Ungewöhnliche Anodenreaktionen“ (Sprecher: Professor Dr. Wolfgang Schuhmann, Universität Bochum)
    https://gepris.dfg.de/gepris/projekt/413163866

    FOR „Sakralraumtransformation. Funktion und Nutzung religiöser Orte in Deutschland“ (Sprecher: Professor Dr. Albert Gerhards, Universität Bonn)
    https://gepris.dfg.de/gepris/projekt/387623040

    FOR „Multifunktionale, grobkörnige, refraktäre Verbundwerkstoffe und Werkstoffverbunde für großvolumige Schlüssel-Bauteile in Hochtemperaturprozessen“ (Sprecher: Professor Dr.-Ing. Christos G. Aneziris, TU Freiberg) https://gepris.dfg.de/gepris/projekt/416817512

    Kolleg-FOR „Zukünfte der Nachhaltigkeit: Modernisierung, Transformation, Kontrolle“ (Sprecher: Professor Dr. Frank Adloff, Universität Hamburg)
    https://gepris.dfg.de/gepris/projekt/392769165

    FOR „Pathophysiologie autoimmuner Enzephalitiden – SYNABS“ (Sprecher: Professor Dr. Christian Geis, Universität Jena)
    https://gepris.dfg.de/gepris/projekt/415914819
    Die Forschungsgruppe wird im Rahmen der D-A-CH-Zusammenarbeit mit dem österreichischen Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF) gefördert.

    KFO „Organdysfunktion im Rahmen systemischer Inflammationssyndrome)“ (Sprecher: Professor Dr. Alexander Zarbock, Universität Münster; Klinischer Leiter: Professor Dr. Jan Rossaint, Universitätsklinikum Münster) https://gepris.dfg.de/gepris/projekt/414847370

    Weiterführende Informationen

    Medienkontakt:
    Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der DFG, Tel. +49 228 885-2109, presse@dfg.de

    Ausführliche Informationen erteilen auch die Sprecherinnen und Sprecher der Verbünde.

    Ansprechpartnerin in der DFG-Geschäftsstelle:
    Julie Martin, Qualitäts- und Verfahrensmanagement, Tel. +49 228 885-2577, julie.martin@dfg.de

    Zu den Forschungsgruppen der DFG:
    www.dfg.de/for
    www.dfg.de/kfo
    www.dfg.de/kolleg_forschungsgruppen


    Weitere Informationen:

    http://www.dfg.de/for
    http://www.dfg.de/kfo
    http://www.dfg.de/kolleg_forschungsgruppen


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    fachunabhängig
    überregional
    Forschungsprojekte, Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

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