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Wissenschaft
Bei der politischen Beteiligung gibt es je nach sozialem Status klar erkennbare Unterschiede. Wenn politische Beteiligung über soziale Medien vermittelt wird, sind diese Unterschiede jedoch deutlich weniger ausgeprägt, zeigt der neue Weizenbaum Report.
Eine aktive Beteiligung an politischen Prozessen setzt Ressourcen und Zeit, oft aber auch besondere Fähigkeiten oder Zugänge voraus. Deshalb verwundert es kaum, dass in allen Formen politischer Partizipation sozial Bessergestellte durchweg aktiver sind als sozial Benachteiligte. Das gilt zum einen für Spenden oder Formen des Boykotts/Buycotts, die eine Verfügbarkeit entsprechender Mittel voraussetzen, aber zum anderen auch für traditionelle Partizipationsformen wie beispielsweise eine Parteimitgliedschaft, politische Mobilisierungsarbeit oder das ehrenamtliche Engagement.
Gleichzeitig sind diese traditionellen Partizipationsformen seit Jahren rückläufig. Relativ stabil hingegen sind moderne, digitale Partizipationsformen wie zum Beispiel das Teilen und Kommentieren von politischen Inhalten auf Social Media. Und bei diesen Partizipationsformen sind die sozialen Unterschiede deutlich weniger ausgeprägt. „Auch wenn soziale Unterschiede nicht vollständig eingeebnet sind, macht es doch Mut, dass Formen politischer Beteiligung auf dem Vormarsch sind, die zum einen relativ resilient gegenüber großen Krisen wie Pandemie, Krieg oder Energiekrise erscheinen und zum anderen auch sozial benachteiligten Gruppen eine politische Teilhabe ermöglichen“, so Katharina Heger, Autorin des Weizenbaum Reports und wissenschaftliche Mitarbeiterin in der „Weizenbaum Panel“-Langfriststudie.
Ebenso untersucht wurde, ob autoritär eingestellte Menschen, die unsere Demokratie ablehnen, sich politisch eher mehr oder weniger beteiligen. Tatsächlich teilen sie weniger Petitionen, sind deutlich weniger aktiv auf Social Media und fallen bei anderen Formen der politischen Partizipation noch weiter ab. „In der medialen Debatte, aber auch in sozialen Medien werden extreme politische Positionen regelmäßig nach oben gespült und mit überproportional viel Aufmerksamkeit bedacht. Dagegen engagieren sich antidemokratisch eingestellte Personen politisch eher in geringerem Maße“, so Professor Martin Emmer, Principal Investigator am Weizenbaum Institut und wissenschaftlicher Leiter der Studie.
Weitere zentrale Befunde des Weizenbaum Report 2023 sind:
1. Bevölkerung steht KI und sozialen Medien ambivalent gegenüber
Während sich das Internet und seine Nutzung in der Gesellschaft etabliert haben und von der Mehrheit der deutschen Bevölkerung positiv bewertet werden, fällt die Einschätzung sozialer Medien deutlich kritischer aus. Rund ein Drittel der Befragten bewertet soziale Medien negativ. Bei der Bewertung von Künstlicher Intelligenz prägen Unsicherheit und Unentschiedenheit die Haltung der Menschen.
2. Digitale Partizipationsformen und Lebensstilpolitik etablieren sich
Bei traditionellen Formen der politischen Partizipation lassen sich rückläufige Tendenzen beobachten. Das digitale politische Engagement der Bürger:innen bleibt hingegen stabil. Politische Erwägungen spielen auch bei alltäglichen Entscheidungen eine große Rolle. Rund die Hälfte der Befragten trifft Kaufentscheidungen aus politischen, ethischen oder sozialen Gründen.
3. NetzDG und bürgerschaftliches Engagement zeigen Wirkung gegen Hass im Netz
Trotz rückläufiger Wahrnehmung von Hassrede im Internet setzen sich Menschen weiterhin gegen Hass und Hetze sowie gegen Falschnachrichten im Internet ein.
Der Bericht ist ab sofort unter folgender URL verfügbar:
https://www.weizenbaum-institut.de/news/weizenbaum-report-2023
Prof. Dr. Martin Emmer
Katharina Heger
https://www.ssoar.info/ssoar/handle/document/86248
ÜBER DAS WEIZENBAUM-INSTITUT
Das Verbundprojekt Weizenbaum-Institut für die vernetzte Gesellschaft – Das Deutsche Internet-Institut wird seit September 2017 von einem Forschungskonsortium aus Berlin und Brandenburg getragen. Diesem gehören an: die Freie Universität Berlin, die Humboldt-Universität zu Berlin, die Universität der Künste Berlin, die Technische Universität Berlin, die Universität Potsdam, das Fraunhofer-Institut für Offene Kommunikationssysteme (FOKUS) und das Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung. Aufgabe des Weizenbaum-Instituts ist es, die ethischen, rechtlichen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Aspekte von Internet und Digitalisierung zu erforschen. Das Weizenbaum-Institut wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und dem Land Berlin gefördert. Weitere Informationen unter: https://www.weizenbaum-institut.de/
PRESSEKONTAKT
Dr. Mikiya Heise
Leitung Kommunikation
Tel.: +49 (0)30 700 141 010
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E-Mail: mikiya.heise@weizenbaum-institut.de
V.i.S.d.P.
Dr. Ricarda Opitz
Administrative Geschäftsführerin des Weizenbaum-Instituts
E-Mail: ricarda.opitz@weizenbaum-institut.de
Telefon: +49 (0)30 700 141 100
Merkmale dieser Pressemitteilung:
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Deutsch
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