idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
23.02.2024 11:45

Forschende stellen einen 240 Millionen Jahre alten "chinesischen Drachen" vor.

Meike Rech Presse
Staatliches Museum für Naturkunde Stuttgart

    Stuttgart, 23.02.2024. Ein internationales Team von Wissenschaftler*innen aus China, USA und Europa, darunter Dr. Stephan Spiekman, Paläontologe am Naturkundemuseum Stuttgart, hat neue Fossilien des Meeressauriers Dinocephalosaurus orientalis erforscht. Diese Untersuchungen haben es ermöglicht, das bizarre, sehr eindrucksvolle Tier zum ersten Mal vollständig zu beschreiben.

    Dinocephalosaurus orientalis hatte einen außergewöhnlich langen Hals und erinnert die Forschenden an den schlangenartigen, mythischen chinesischen Drachen. Die Forschungsergebnisse zu Dinocephalosaurus orientalis wurden nun in der Fachzeitschrift „Earth and Environmental Science Transactions of the Royal Society of Edinburgh“ veröffentlicht - pünktlich zu Beginn des chinesischen Jahres des Drachen.

    Im Jahr 2003 wurden ein Schädel und die ersten drei Halswirbel von Dinocephalosaurus orientalis in der Guanling-Formation der Provinz Guizhou entdeckt und untersucht. Seitdem wurden im Südwesten Chinas weitere Exemplare entdeckt, die heute im Institut für Wirbeltierpaläontologie und Paläoanthropologie in Peking und im Zhejiang Museum für Naturgeschichte in Hangzhou aufbewahrt werden. Diese Funde haben es Forscher*innen aus Schottland, Deutschland, den USA und China ermöglicht, in einer zehn Jahre dauernden Studie nahezu das komplette Skelett dieses Meeresreptils zu beschreiben.

    „Die Entdeckung der weiteren Fossilien ermöglicht es uns, dieses bemerkenswerte langhalsige Tier zum ersten Mal in seiner Gesamtheit zu sehen. Es erinnert an den langen, schlangenartigen, mythischen chinesischen Drachen. Wir sind sicher, dass Dinocephalosaurus orientalis aufgrund seines auffälligen Aussehens, die Fantasie auf der ganzen Welt beflügeln wird", so Dr. Nick Fraser vom National Museum of Scotland, einer der Autoren der Studie.

    Mit 32 separaten Halswirbeln hatte Dinocephalosaurus orientalis tatsächlich einen außergewöhnlich langen Hals. Dies legt einen Vergleich mit dem langhalsigen Giraffenhalssauriers Tanystropheus hydroides nahe. Tanystropheus kam zur Zeit der mittleren Trias sowohl in Europa als auch in China vor. Beide Reptilien waren von ähnlicher Größe und haben mehrere Merkmale des Schädels gemeinsam, darunter ein fischreusenartiges Gebiss.

    „Dinocephalosaurus ist insofern einzigartig, als dass er sowohl im Nacken als auch im Rumpf viel mehr Wirbel besitzt als der Giraffenhalssaurier Tanystropheus. Dinocephalosaurus war lebendgebärend und offensichtlich sehr gut an eine ozeanische Lebensweise angepasst, wie die Flossenglieder und die hervorragend erhaltenen Fische in seiner Magengegend zeigen“, so Dr. Stephan Spiekman, Spezialist für langhalsige Meeresreptilien am Naturkundemuseum Stuttgart.

    Trotz oberflächlicher Ähnlichkeiten war Dinocephalosaurus aber nicht eng mit den berühmten Plesiosauriern verwandt, die sich erst rund 40 Millionen Jahre später entwickelten und die als Inspiration für das Monster von Loch Ness dienten.

    „Dies war eine internationale Anstrengung. In Zusammenarbeit mit Kolleg*innen aus den Vereinigten Staaten von Amerika und Europa haben wir neu entdeckte Exemplare genutzt, um unser bisheriges Wissen über Dinocephalosaurus zu erweitern. Unter all den außergewöhnlichen Funden aus der Triaszeit, die wir in der Provinz Guizhou gemacht haben, ragt dieser Meeressaurier wahrscheinlich als der bemerkenswerteste heraus“, so Dr. Li Chun vom Institut für Wirbeltierpaläontologie und Paläoanthropologie in Peking.

    Die Wissenschaftler*innen hoffen, dass sie in Zukunft durch weitere Untersuchungen mehr Erkenntnisse über die Evolution dieser Tiergruppe zu gewinnen. Insbesondere über die genaue Funktion des langen Halses bei den Meeresreptilen.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Dr. Stephan Spiekman
    Staatliches Museum für Naturkunde Stuttgart, Germany
    Phone: +49/(0)711/89 36/170
    E-mail: stephan.spiekman@smns-bw.de

    Dr. Stephan Spiekman steht Ihnen für weiterführende Informationen und Interviews gerne zur Verfügung.


    Originalpublikation:

    Stephan Spiekman, Wei Wang, Lijun Zhao, Olivier Rieppel, Nicholas C. Fraser and Chun Li: Dinocephalosaurus orientalis Li, 2003: A remarkable marine archosauromorph from the Middle Triassic of southwestern China. Earth and Environmental Science Transactions of the Royal Society of Edinburgh.
    DOI: https://doi.org/10.1017/S175569102400001X
    Veröffentlichungsdatum: 23.02.2024


    Weitere Informationen:

    http://www.naturkundemuseum-bw.de


    Bilder

    Dinocephalosaurus Fossil (Institute of Vertebrate Paleontology and Paleoanthropology, Chinese Academy of Sciences, Beijing).
    Dinocephalosaurus Fossil (Institute of Vertebrate Paleontology and Paleoanthropology, Chinese Academ ...
    Nicholas C. Fraser
    Copyright: Nicholas C. Fraser

    Die Künstlerin Marlene Donelly hat eine naturgetreue Illustration des Dinocephalosaurus orientalis angefertigt, der neben einem prähistorischen Fisch namens Saurichthys schwimmt.
    Die Künstlerin Marlene Donelly hat eine naturgetreue Illustration des Dinocephalosaurus orientalis a ...
    Marlene Donelly
    Copyright: Marlene Donelly


    Anhang
    attachment icon Pressemitteilung Forschende stellen einen 240 Millionen Jahre alten "chinesischen Drachen" vor.

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Biologie, Geowissenschaften, Meer / Klima
    überregional
    Forschungsergebnisse, Kooperationen
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).