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Deutsche Vertriebene wollen gegen den polnischen Staat auf Entschädigung von Alteigentümern klagen; das polnische Parlament - der Sejm - wiederum fordert die Regierung in Warschau zu Reparationsforderungen gegenüber Deutschland auf. Zwei Aspekte, die auf alten Wunden aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges hindeuten - und darauf, dass diese Wunden zwischen Deutschland und Polen noch immer nicht verheilt sind. Befinden sich die Beziehungen zwischen beiden Staaten derzeit in einer Eiszeit? Diese Frage wird auch zahlreiche Sozialwissenschaftler der Universität Bremen und der Jagellionen Universität Krakau beschäftigen. Sie treffen sich am 23. und 24. September in Krakau zu einer Konferenz, um über die Entwicklung der deutsch-polnischen Beziehungen im Zuge der EU-Osterweiterung zu diskutieren.
Die Konferenz beruht auf einer gemeinsamen Initiative des Instituts für Interkulturelle und Internationale Studien (InIIS) der Universität Bremen und des Instituts für Internationale Beziehungen der Jagellionen-Universität Krakau. Sie wird von der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit (eine gemeinsame deutsch-polnische Einrichtung) gefördert. Von Seiten der Bremer Universität nehmen auch Vertreter des vor kurzem gegründeten Bremer Europazentrums teil. Außerdem haben das Auswärtige Amt in Berlin und das Ministerium für Auswärtige Beziehungen in Warschau ihre Teilnahme zugesagt.
Im Zentrum der Zusammenkunft steht die Frage, wie Polen und Deutschland - jetzt gemeinsame Nachbarn in der Europäischen Union - ihre Partnerschaft in Zukunft entwickeln werden. Nach 1989/90 wurde im Zeichen der Wiedervereinigung Deutschlands und der Konstituierung eines freien, demokratischen Polen ein neues Kapitel in den deutsch-polnischen Beziehungen aufgeschlagen. Seitdem haben sich - nicht zuletzt vor dem Hintergrund der Osterweiterung der Europäischen Union - institutionell, gesellschaftlich, wirtschaftlich und kulturell vielfältige Kontakte und Kooperationen zwischen Deutschland und Polen entwickelt. Auch der wissenschaftliche Austausch hat eine neue Qualität erreicht. Es gibt zahlreiche intensive Beziehungen zwischen deutschen und polnischen Universitäten; Hunderte von polnischen Studierenden besuchen deutsche Universitäten, und es sind gemeinsame Institutionen gegründet worden.
Immer noch Dissonanzen und Kommunikationsstörungen
Gleichwohl gibt es sowohl auf der Ebene der Politik als auch auf der Ebene der Gesellschaft nach wie vor eine Reihe von Dissonanzen und Kommunikationsstörungen zwischen den beiden Ländern, die auf unterschiedliche geschichtliche, politische und kulturelle Erfahrungshorizonte und Prägungen verweisen. So ist u.a. in der Diskussion über einige Elemente der politischen Architektur der europäischen Verfassung zu einem ernsthaften Disput zwischen den Regierungen der beiden Länder gekommen. Auch die unterschiedlichen Positionen während des Irak-Krieges haben Differenzen im Verhältnis zu den USA deutlich werden lassen. Schließlich hat auch die Auseinandersetzung um den Standort für ein europäisches Vertriebenenzentrum zu Irritationen beigetragen.
Vor diesem Hintergrund werden sich die Vorträge der Konferenz mit Fragen einer europäischen Sicherheitspolitik, mit dem Verhältnis beider Länder zu den USA und zu Russland sowie mit Fragen der Begegnung der beiden Gesellschaften beschäftigen. Die Ergebnisse sollen anschließend in einem Konferenzband veröffentlicht werden.
Die Bremer Delegation von sechs Wissenschaftlern wird von Professor Ulrike Liebert (Jean-Monnet-Center for European Studies) und Dr. Lothar Probst (Institut für Internationale und Interkulturelle Studien) geleitet.
Weitere Informationen bei:
Dr. Lothar Probst
Geschäftsführer des
Instituts für Interkulturelle und Internationale Studien
Tel. 0421/218-3236
E-mail probst@uni-bremen.de
oder
Prof. Dr. Ulrike Liebert
Jean-Monnet-Center for European Studies
Tel. 0421/218-9033
E-mail liebert@uni-bremen.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Politik, Recht
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
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