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16.02.2005 15:19

Die längste elektronische Tafel Berlins. FU-Informatiker entwickeln intelligenten Hörsaal

Ilka Seer Stabsstelle Kommunikation und Marketing
Freie Universität Berlin

    Der erste elektronische Hörsaal ist an der Freien Universität Berlin eingeweiht worden. Kernstück des Vorlesungssaals sind vier berührungssensitive Projektionsflächen mit einer Gesamtlänge von sechs Metern - Berlinweit der größte, berührungsempfindliche Computerbildschirm. Der Dozent kann an den elektronischen Bildschirmen direkt arbeiten, Worte oder Diagramme wie an einer herkömmlichen Kreidetafel anbringen. Doch die Tinte ist nur noch digital: Statt Kreide benutzt der Dozent einen Laserstift - daher der Name "elektronische Kreide" (E-Kreide) -, das Tafelbild wird von einem Computer erzeugt. Der Vorteil für die Studierenden liegt auf der Hand: Ist die Vorlesung zu Ende, steht die Transkription bereits im Netz. Die Studierenden können sich auf die Vorlesung konzentrieren und müssen nicht mehr mitschreiben. Das Institut für Informatik hat den "intelligenten Hörsaal" vor wenigen Wochen eingeweiht, doch das E-Kreide-Projekt läuft bereits seit fast fünf Jahren und hat europaweit mehrere Preise gewonnen.

    "Unser Traum ist ein elektronisches und intelligentes Klassenzimmer", sagt der Informatik-Professor Raúl Rojas, unter dessen Leitung die Arbeitsgruppe Künstliche Intelligenz den elektronischen Hörsaal konzipiert hat. "Intelligenz bedeutet hier, dass der angeschlossene Computer meine Vorlesung beobachtet und Hilfe liefert, wenn ich sie brauche oder darum bitte." Intelligente Agenten sind dabei immer zur Hand: Computerprogramme lösen diffizile Aufgaben oder helfen, indem sie entsprechende mathematische Definitionen anbieten.

    Die intelligente Kreide-Tafel versteht die Handschrift des Benutzers und kann die Dozenten bei verschiedenen Aufgaben unterstützen: Die Tafel übersetzt Sprachen, kann mathematische Funktionen als Bilder wiedergeben oder logische Schaltungen erkennen und zum Laufen bringen. Auch Computerprogramme können handschriftlich eingegeben werden und sind sofort lauffähig.

    Rojas schreibt in grüner Farbe die mathematische Formel f(x,y) = xy an die E-Tafel und während er noch erklärt, baut sich auf der Plasmaoberfläche langsam der zugehörige dreidimensionale Graph auf. "Hierzu benutzen wir einen kommerziellen algebraischen Server", sagt der Informatik-Professor. Wer wissen möchte, was das Wort "Kreide" auf Englisch heißt, braucht es ebenfalls nur auf die Tafel schreiben und schon erscheint der englische Begriff "chalk" - allerdings ebenfalls nur, wenn über einen Script eine Verbindung zum Internet besteht und der Dozent zuvor ein "bookmark" zu der entsprechenden Seite gesetzt hat.

    Die Vorlesungen im neuen elektronischen Saal werden per Internet übertragen. Noch Tage und Wochen nach der Veranstaltung sind sie durch Audio, Video und Tafelbild jederzeit und überall abrufbar. "Unsere Bühne ist jetzt die ganze Welt und nicht nur Dahlem", sagt der Professor.

    Der Laserstift, der die klassische Kreide ersetzt, enthält eine Elektronik, die per Funk Befehle an den Computer geben kann. Der Dozent kann dann die Tafel mit einer Taste nach oben oder unten verschieben, die Farbe der elektronischen Kreide wechseln oder Fehler löschen. "Das einzige, was dieser elektronischer Stift nicht kann, ist quietschen", scherzt Rojas. Da die Akzeptanz der E-Kreide bei den Studierenden groß ist, planen die Informatiker, das System noch weiter auszubauen: Sie entwickeln derzeit ein Programm, mit dem das Videobild, das den Dozenten zeigt, und das Tafelbild beim Computer des Empfängers übereinander gelegt werden. Dann werden nicht mehr getrennte Fenster benötigt, sondern der Vortragende wird über das hoch aufgelöste Tafelbild dargestellt. "Unser Ziel ist es, dass die Studierenden den Dozenten mit einem Tastendruck semitransparent machen und dadurch das gesamte Tafelbild sehen können - ohne dass der Dozent die halbe Tafel verdeckt", verrät der FU-Informatiker.

    Im Internet unter:
    http://www.e-kreide.de

    Weitere Informationen erteilt Ihnen gern:
    Prof. Dr. Raúl Rojas, Institut für Informatik der Freien Universität Berlin
    Telefon: 030 / 838-75130, E-Mail: rojas@inf.fu-berlin.de oder e-kreide@inf.fu-berlin.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft, Informationstechnik, Medien- und Kommunikationswissenschaften, Pädagogik / Bildung
    überregional
    Forschungsprojekte, Studium und Lehre
    Deutsch


     


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