idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
17.02.2005 07:23

Hilfe für Brandenburgs Obstbauern. Insektenforscher entwickelt Lockstoff und Falle gegen Käferplage

Ilka Seer Stabsstelle Kommunikation und Marketing
Freie Universität Berlin

    Der Gartenlaubkäfer beschädigt vor allem in Ostdeutschland die Apfelbäume und gefährdet so die Ernte. Denn die ausgewachsenen Käfer fressen nicht nur die Blätter der Bäume, sondern auch deren Früchte. Sie verursachen an Äpfeln einen typischen Lochfraß, der zum vorzeitigen Abfallen der Früchte führen kann und das Eindringen von Krankheitserregern erleichtert. An vielen Orten ist der Gartenlaubkäfer zu einer echten Plage geworden: Er befällt die Plantagen und vernichtet Mengen an Obst. Übliche Pflanzenschutzmittel sind nur bedingt einsetzbar - deshalb hat ein Insektenforscher von der Freien Universität Berlin einen Lockstoff entwickelt, mit dem die Käfer in Trichterfallen gefangen werden. Ein Feldversuch hat gezeigt: Ein großer Teil der Schäden kann so verhindert werden. Der Lockstoff ist zum Patent angemeldet worden.

    Besonders in Brandenburg kommt es durch den Lochfraß des Gartenlaubkäfers Phyllopertha horticola regelmäßig zu Schäden im Apfelanbau. Im Kampf gegen die Plage sind Pflanzenschutzmittel nur beschränkt einsetzbar: "Die Verwendung von Insektiziden ist problematisch, weil sie nicht nur die Schädlinge, sondern auch die Nützlinge bedrohen", erklärt der Insektenforscher Joachim Ruther von der Freien Universität Berlin. Die Larven können mit Hilfe von Insekten vernichtenden Fadenwürmern (Nematoden) bekämpft werden. Doch wie können die Früchte vor dem erwachsenen Gartenlaubkäfer beschützt werden? Hierfür hat Joachim Ruther einen Lockstoff entwickelt, mit dem die Käfer in Trichterfallen gefangen werden können.

    Der Köder besteht aus einem synthetischen Gemisch aus natürlich vorkommenden Pflanzenduftstoffen, das mit einem Membrandispenser während der gesamten Flugsaison der Käfer kontinuierlich abgegeben wird. Die Biologen haben einen Feldversuch in einer Apfelplantage in Werder durchgeführt. Das Ergebnis ist erstaunlich: "Es hat sich gezeigt, dass durch den neuen Lockstoff in Kombination mit den Trichterfallen die Äpfel erheblich seltener angeknabbert wurden", sagt Ruther. "Wir haben die Fraßschäden durch den Gartenlaubkäfer um etwa vierzig Prozent verringern können."

    Das Fallensystem ist auch als Kontrollsystem einsetzbar, um den Befall von Gartenlaubkäfern auf Obstbaumplantagen, oder Golfplätzen, wo der Käfer ebenfalls Schäden anrichtet, zu beobachten (Monitoring). So können drohende Massenvermehrungen rechtzeitig erkannt und der richtige Zeitpunkt für Bekämpfungsmaßnahmen bestimmt werden.

    Die Freie Universität Berlin hat die Lockstofferfindung lizenziert. Obstbauern können den Lockstoff und die Trichterfallen über die Firma Insect Services beziehen, die aus der AG Angewandte Zoologie/Ökologie der Tiere der Freien Universität Berlin hervorgegangen ist: IS Insect Services GmbH, Haderslebener Str. 9, 12163 Berlin, Tel.: 030 / 82 09 65 55, Mail: info@insectservices.de, im Internet unter: http://www.insectservices.de

    Hintergrundinformationen zum Gartenlaubkäfer:
    Der Entwicklungszyklus des Gartenlaubkäfers ist ein- bis zweijährig. Der Käferflug des erwachsenen Käfers findet zwischen Mitte Mai und Anfang Juli statt. Die Käferweibchen legen in einer Tiefe von fünf bis 16 Zentimeter durchschnittlich dreißig bis vierzig Eier in Erdhöhlen ab. Die Engerlinge, das sind die Larven des Gartenlaubkäfers, schlüpfen nach etwa drei Wochen und entwickeln sich sehr rasch, indem sie sich von Feinwurzeln ernähren. Das dritte Larvalstadium wandert dann ab Oktober zur Überwinterung in tiefere Bodenschichten ab. Die Verpuppung erfolgt im April des darauf folgenden Jahres und dauert etwa vier Wochen.

    Weitere Informationen erteilt Ihnen gern:
    Priv.-Doz. Dr. Joachim Ruther, Institut für Biologie der Freien Universität Berlin (Angewandte Zoologie), Tel.: 030 / 838-55910, E-Mail: ruther@zedat.fu-berlin.de


    Bilder




    None


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Chemie, Gesellschaft, Informationstechnik, Tier / Land / Forst
    überregional
    Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
    Deutsch


     


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).