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05.04.2005 11:38

Mit Nadelstichen gegen den Zahnschmerz

Gabriele Rutzen Kommunikation und Marketing
Universität zu Köln

    Mit Nadelstichen gegen den Zahnschmerz
    Erste Studie über den Weg der Akupunktur in die deutsche Zahnmedizin

    Jesuiten-Mönche kannten es, Chinesen wenden es seit Jahrtausenden an: das Heilen mit den Nadeln. Als Schmerzmittel ohne Nebenwir-kungen wird die Akupunktur heute von manchen Zahnmedizinern gepriesen. Moderne Mittel wie Strom, Magnetfeld und Laser verstärken möglicherweise die Wirkung der Stimulation durch die Akupunkturnadeln. Das traditionelle Heilverfahren fand vergleichsweise spät Eingang in die deutsche Zahnmedizin - erst in den 50er Jahren befassten sich Forscher mit der jahrtausendalten Methode. Studien über ihre Wirkung fehlen bis heute. Die Geschichte der Akupunktur in der deutschen Zahnheilkunde und ihren heutigen Stel-lenwert erforscht in einer bundesweit einmaligen Studie Dr. Eleonore Sach am Institut für Geschichte und Ethik der Medizin an der Universität zu Köln.

    Ein Gedicht über Gichtleiden macht die Akupunktur auf dem Alten Kontinent bekannt. Die Frau eines Geistlichen beschreibt Ende des 17.Jahrhunderts in Versen die Be-schwerden ihres Ehemannes in einem medizinischen Sammelband. Die Kunst des Heilstechens, die seine Schmerzen gelindert hat, schildern die weiteren Aufsätze mit Zeichnungen der Nadel und der Wirkungspunkte. Eine Integration des chinesischen Verfahrens in die europäische Medizin findet in dieser frühen Epoche nicht statt -- zu unterschiedlich ist die östliche Tradition von den kausal-analytischen Vorstellungen des Westens.

    Die Akupunktur beruht auf der mystischen Vorstellung, dass die kosmische Ordnung vom harmonischen Zusammenspiel der polaren Energien Ying und Yang beherrscht wird. Aus deren Wechselwirkung entsteht die Lebensenergie Qi, die durch den menschlichen Körper fließt. Krankheit ist eine Störung dieses Flusses, die die Ärzte durch das Einstechen an bestimmten Punkten, die den Organsystemen zugeordnet werden, beseitigen können.

    Erst Mitte des 20. Jahrhunderts verbreitet sich die Heilmethode in der deutschen Zahnmedizin, stellt die Kölner Wissenschaftlerin fest. Ein deutscher Arzt ist es, der die alte chinesische Methode mit moderner Technik verbindet: der Arzt Reinhard Voll verwendet elektrischen Strom zur Stimulierung der Korrespondenzpunkte im Körper. Weltbekannt wird die Akupunktur in den 70er Jahren. Als ein amerikanischer Journa-list, der den Präsidenten Nixon in China begleitet, anstatt mit herkömmlicher Betäu-bung mit Hilfe der feinen Nadeln schmerzfrei operiert wird, gehen die Bilder dieser Operation um die Erde. Seit diesem Zeitpunkt steht die Heilmethode bei den Schmerztherapeuten im Brennpunkt des Interesses.

    Unabhängig von einem bisher fehlenden wissenschaftlichen Nachweis der Wirksam-keit, so Dr. Sach, wird die Methode auch von Schulmedizinern in Deutschland teilweise akzeptiert. 1406 deutsche Zahnärzte haben eine Grundausbildung absolviert, in der Praxis wird die Ohr- und Mundakupunktur zur Schmerzlinderung und Betäubung eingesetzt. Parallel zur steigenden Akzeptanz der Methoden wird ein gewisser Qualitätsverfall beobachtet. In wissenschaftlichen Studien über die traditionelle Methode fehlen häufig statistische Daten und klinische Erfahrungsberichte über die Anwendung und Wirkung der Nadelstiche. Daher fordert die Kölner Medizinerin Zahnärzte aus Praxis und Klinik auf, ihre Erfahrungen wissenschaftlich auszuwerten und zu analysieren, um objektive Erkenntnisse über den Erfolg der Akupunktur bei Zahnbehandlung zu erlangen.

    Verantwortlich: Maria Wasinski

    Für Rückfragen steht Ihnen Professor Dr. Klaus Bergdolt unter der Telefonnummer 0221/478-5266, der Fax-Nummer 0221/478-6794 und unter der E-Mail-Adresse ajg04@uni-koeln.de zur Verfügung.
    Unsere Presseinformationen finden Sie auch im World Wide Web unter http://www.uni-koeln.de/pi/.-


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    regional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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