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12.04.2005 14:56

Laudatio Hermes Award 2005 von Prof. Dr. Wolfgang Wahlster

Reinhard Karger M.A. DFKI Saarbrücken
Deutsches Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz GmbH

    Am Abend des 10. April hat Prof. Wolfgang Wahlster den Preisträger des mit 100.000 Euro dotierten HERMES AWARD 2005 im Rahmen der offiziellen Eröffnungsfeier bekannt gegeben. Die ungekürzte Fassung seiner Laudatio finden Sie hier:

    "Sehr geehrter Herr Präsident Putin, sehr geehrter Herr Bundeskanzler, sehr geehrte Frau Ministerin Bulmahn, sehr geehrter Herr Ministerpräsident Wulff, sehr geehrte Nominierte, Exzellenzen, meine Damen und Herren,

    Innovation bedeutet, dass zunächst aus Forschungsgeldern Wissen entsteht und dass dann aus diesem Wissen über neuartige Produkte neue Arbeitsplätze geschaffen werden und Geld verdient wird, um damit den nächsten Innovationszyklus zu finanzieren. Wir Wissenschaftler haben die Kanzler-Initiative "Partner für Innovation" sehr begrüßt, weil in dieser Runde neue Innovationspartnerschaften zwischen Wissenschaft und Industrie geschmiedet werden und eine weitreichende Innovationsagenda erarbeitet wird. Damit soll der Marke "Made in Germany" insbesondere durch Spitzentechnologien neuer Glanz im globalen Wettbewerb verliehen werden. Wir müssen zunächst lernen, dass Spitzenwissenschaft und deren Umsetzung in wirtschaftliche Erfolge keine Gegensätze sind, sondern die Grundlage für jegliche Innovation bilden. Wenn wir möglichst viele "Ideen erfolgreich machen" wird es möglich, nicht nur Exportweltmeister sondern auch wieder Innovationsweltmeister zu werden.

    Eine wichtige Säule für eine neue Innovationskultur ist die breite gesellschaftliche Anerkennung von Innovationseliten. Dazu sind hervorragende Preise für vorbildliche Innovatoren ein wirkungsvolles Mittel. Der Hermes Award kam 2004 also genau zur rechten Zeit und wir sind Herrn Sepp Heckmann, dem Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Messe AG, für diesen Beitrag zur Innovationsoffensive sehr dankbar.

    In diesem Jahr wird der Hermes Award, der internationale Technologiepreis der HANNOVER MESSE, zum zweiten Mal verliehen. Er ist nach dem deutschen Zukunftspreis des Bundespräsidenten mit 100.000 Euro einer der höchstdotierten Technologiepreise für die Wirtschaft - auch im weltweiten Maßstab. Wie bei der Oscar-Verleihung wird es nun in den nächsten Minuten sehr spannend, denn von den fünf Nominierten wird nur ein einziger den "Innovations-Oscar der Industrie" gewinnen. Wer dieser Hauptgewinner sein wird, weiß außer der Jury bis jetzt noch niemand. Aber wie bei der Oscar-Verleihung ist bereits die Nominierung eine erstklassige Auszeichnung mit großer Presseresonanz. Für den Gewinner 2004 führte der Hermes Award zum Durchbruch: Durch die einzigartige Medienpräsenz kamen für die Firma eStop aus Grafrath bei München mit der prämierten mechatronischen Keilbremse "Ebrake®" im letzten Jahr die lange ersehnten Kontakte zu den richtigen Partnern zustande. Für den Geschäftsführer Bernd Gombert war ein Traum in Erfüllung gegangen, als er schließlich mit Siemens VDO den richtigen industriellen Partner für seine Innovation gefunden hat.

    Für den Hermes Award 2005 erfolgte die Auswahl der Top 5 und des Hauptgewinners am 11. März dieses Jahres auf einer eintägigen Klausur unserer internationalen Jury. Zuvor hatten drei wissenschaftliche Berater aus einer Vielzahl von Bewerbungen der diesjährigen Messeaussteller die zwanzig besten Einreichungen selektiert. Das unabhängige Expertengremium bewertete vor allem den technologischen Innovationsgrad sowie den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Nutzen der eingereichten Produkte und Verfahren. Aus diesen Top 20 wurden nach intensiver Diskussion die Nominierten und schließlich mit einem sehr klaren Votum der diesjährige Preisträger ausgewählt.

    Ich bin seit zwei Jahren Mitglied der Nobelpreis-Akademie in Stockholm. Ich kann daher bestätigen, dass die Auswahl der Preisträger in der Jury für den Hermes Award mit der gleichen Gründlichkeit, Fairness und Objektivität erfolgt wie dies für die Nobelpreise Tradition hat. Unsere Jury für den Hermes Award ist mit Vertretern des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, der Fraunhofer Gesellschaft, des Europäischen Patentamtes, des VDI sowie verschiedenen Medienpartnern wie Handelsblatt und FAZ sehr hochrangig besetzt. Auffällig ist in diesem Jahr, dass alle vier nominierten deutschen Unternehmen ihren Sitz in Nordrhein-Westfalen haben. Das zeigt, dass technologische Innovationen nicht immer nur aus Bayern oder Baden-Württemberg kommen; auch Bundesländer wie Nordrhein-Westfalen und das Saarland, die früher in weiten Bereichen von der Montanindustrie geprägt waren, haben sich zu echten High-Tech-Standorten und Innovationsmotoren entwickelt.

    Die fünf nominierten Top-Innovationen stammen in diesem Jahr ausschließlich aus den Bereichen der Automatisierungstechnik und der Sensorik, wobei Deutschland gerade im Bereich der Optoelektronik in der Championsleague mitspielt. Übrigens sind zwei der heute nominierten Unternehmen bereits zum zweiten Mal für den Hermes Award unter den besten Fünf: die ABB aus Baden in der Schweiz und die ifm electronic aus Essen. Letztes Jahr wurde ABB für einen innovativen Gaszähler nominiert, in diesem Jahr für einen neuartigen Strommesser. Bei ifm electronic war es im letzten Jahr ein Schwingungssensor und dieses Jahr ein innovatives Abstandsmesssystem.

    Das zeigt die enorme Innovationskraft dieser beiden Unternehmen.

    In den nächsten Minuten wollen wir Ihnen nun anhand kurzer Videoeinspielungen die fünf nominierten Innovationen, aber auch die Menschen und die Unternehmen dahinter kurz vorstellen.

    (Fünf Videos als Sequenz zu je 45 Sekunden, 3.45 Minuten)

    Meine Damen und Herren,
    ich bitte nun die Schirmherrin des Hermes Awards, Frau Ministerin Bulmahn, und den Schirmherrn, Herrn Ministerpräsidenten Wulff, auf die Bühne, um den Gewinner zu verkünden.

    Jetzt werden Sie sich natürlich fragen: Wer von den Fünf ist der Gewinner?
    Bei dieser ausgezeichneten Bewerberlage war die Entscheidung der Jury äußerst schwierig - aber einstimmig. Sie findet sich in diesem Umschlag, den ich nun Frau Ministerin Bulmahn übergeben möchte:.

    Bundesministerin Bulmahn: "The winner is ??"ifm electronic mit ihrem innovativen Abstandssensor efector PMD". Herzlichen Glückwunsch zum Hermes Award 2005!"

    Nun möchte ich den Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Messe AG, Herrn Sepp Heckmann, und natürlich vor allem Sie, Herr Michael Marhofer als Repräsentant des Siegerteams zur Preisverleihung auf die Bühne bitten.

    Lassen Sie mich in einer kurzen Laudatio die Jury-Entscheidung kurz begründen:
    Bei dem Abstandssensor handelt es sich um eine echte Durchbruch-Innovation. Das völlig neuartige Prinzip des Photonen-Misch-Detektors wurde erstmals für einen optoelektronischen, hochpräzisen Abstandssensor mit minimalen Abmessungen in ein Serienprodukt umgesetzt. Als Photon bezeichnet man in der Physik ein Lichtquant. Albert Einstein beschrieb 1905 das Licht als aus Lichtquanten mit Partikeleigenschaften bestehend. Er würde sich sicher über die heutige Verleihung des Hermes Award im Einstein-Jahr 2005 sehr freuen, denn die Optoelektronik ist ein Gebiet, auf dem deutsche Forscher aktuell international eine Spitzenstellung einnehmen.

    Der Clou des Sensors ist das innovative Messsystem der Lichtlaufzeit, bei dem der Lichtempfänger und die Signal-verarbeitung erstmals auf einem Chip integriert sind.

    Die Funktionsweise des PMD ist verblüffend einfach. Das von einem Sender ausgesendete modulierte Lichtsignal beleuchtet die zu vermessende Szene. Das reflektierte Licht trifft auf den Sensor. Da der Sensor ebenfalls an die Modulationsquelle gekoppelt ist, werden die in Elektronen gewandelten Photonen in Abhängigkeit des Referenzsignals noch im Halbleiter pixelweise mit Hilfe einer Ladungsträgerschaukel entfernungsselektiv getrennt. Entscheidend ist dabei, dass durch das Wirkprinzip bereits eine Hintergrundlichtunterdrückung realisiert ist, um das aktive Sendersignal aus dem Umgebungslicht zu filtern. Diese Innovation wird z.B. unsere Autos erheblich unfallsicherer machen, da Risiken von der Sensorik rasch erkannt und aktive Sicherheit geschaffen werden kann.

    Die Idee für den Photonen-Misch-Detektor hatte Prof. Schwarte von der Universität Siegen bereits im Jahr 1996. Die Grundlagenforschung wurde zunächst vom Forschungsministerium über die DFG gefördert. "Ideen erfolgreich machen" kostet aber zusätzlich viel Geld und dies kann nicht der Staat leisten.

    Um von der Idee zur Serienreife der "sehenden Dioden" zu gelangen, hat ifm electronic über 5 Mill Euro und 8 Entwicklungsingenieure eingesetzt und das unternehmerische Innovationsrisiko getragen. Hiermit ist es durch eine Innovationspartnerschaft mustergültig gelungen, ein Resultat der deutschen Grundlagenforschung zügig in ein serienreifes Produkt zu überführen, das zudem auch noch in Deutschland entwickelt und produziert wird. Die Firma ifm electronic arbeitet mit 2600 Mitarbeitern und rund 300 Mio Euro Umsatz auf dem Gebiet der Automatisierungstechnik. Der Firmensitz ist in Essen und die Hauptproduktionsstätte ist erfreulicherweise nicht im Ausland sondern in Tettnang am Bodensee. Auch der Generationswechsel ist vorbildlich gelungen: Das Unternehmen wird seit 2001 von den Söhnen der Gründer geführt.

    Ich möchte Sie nun bitten, den Award und den Scheck mit dem Preisgeld zu überreichen. Ich danke Ihnen allen nochmals für die Mitwirkung an der Verleihung des diesjährigen Hermes Awards und möchte nun Herrn Thumann bitten, zu uns zu sprechen."


    Weitere Informationen:

    http://www.dfki.de
    http://www.hannovermesse.de/hermesaward_d?x=1 - Informationen zum Hermes Award 2005


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Informationstechnik, Maschinenbau, Mathematik, Physik / Astronomie, Verkehr / Transport, Wirtschaft
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer, Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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