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27.04.2005 08:23

Kann man einzelne Moleküle sehen?

Dr. Ralf Breyer Public Relations und Kommunikation
Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt (Main)

    Einzelmolekülspektroskopie steht im Mittelpunkt der diesjährigen 'Bunsentagung' in Frankfurt

    FRANKFURT. Methodische Entwicklungen der letzten zwei Jahrzehnte erlauben es, einzelne Atome, Moleküle oder allgemein Teilchen mit Dimensionen im Bereich weniger Nanometer (millionstel Millimeter) einzufangen, abzubilden, zu identifizieren, zu zählen, zu manipulieren, zu modifizieren, zu schalten, zu verfolgen und vieles mehr.

    Die Einzelmolekülspektroskopie steht im Mittelpunkt der Jahreshauptversammlung der Deutschen Bunsengesellschaft für Physikalische Chemie, die vom 5. bis 7. Mai auf dem Campus Westend stattfindet.

    Die 'Bunsentagung' als wichtigste internationale Tagung für Physikalische Chemie im deutschsprachigen Raum führt über 600 Wissenschaftler aus Universitäten und der Industrie zusammen, um über diese Thematik zu diskutieren und sich zu informieren. In ganz Europa findet keine größere Fach-Tagung auf diesem Gebiet statt.

    Welche Vorteile bringt die Betrachtung einzelner Molekü-le? Ein wichtiges Charakteristikum eines jeden Einzelmolekül-Experiments ist die Vermeidung der Mittelung über viele Teilchen wie es sonst geschieht. Durch den Blick auf einzelne Mitglieder einer typischerweise heterogenen Teilchengruppe werden die Verteilungen physikalischer Eigenschaften zugänglich und nicht nur deren Mittelwer-te, die weniger Information enthalten. Zudem werden physikalische Effekte sichtbar, die bei der Mittelung verborgen bleiben. Dies wäre vergleichbar zum einen mit Aussagen gemittelt über das chinesische Volk, bei denen individuelle Unterschiede keine Rolle spielen und zum andern mit Aussagen über einzelne Chinesen, bei denen die individuellen Eigenschaften, Traditionen, Größen etc. untersucht würden.

    Im letzten Jahrzehnt hat die optische Einzelmolekülspektroskopie mit Hilfe von Lasern in vielen Bereichen der Physik, Chemie und Biologie Einzug gehalten. In den letzten Jahren sind biologische Makromoleküle, die aufgrund ihrer komplexen Struktur oft große Unterschiede aufweisen, ein bevorzugtes Objekt einzelmolekülspektroskopischer Untersuchungen geworden. Hier wurde eine Vielzahl von Ergebnissen erzielt, so zur Faltung von Biomolekülen, deren Flexibilität Grundlage der Komplexität und morphologischen Variabilität der lebenden Natur sind, zur Wechselwirkung von Eiweißstoffen mit ihren 'chemischen Bauplänen' d.h. dem DNA-Molekül, zur Ü-bertragung von chemischen und neuronalen Signalen, durch die die äußerst komplexe Biochemie von Lebewesen gesteuert wird.

    Viele neuere Arbeiten verwenden die Methode der Einzelmolekülspektroskopie auch für die Nanotechnologie, die es gegenüber der jetzigen Mikrotechnologie mit hundert- bis tausendmal kleineren Objekten zu tun hat, so z.B. mit Nanoteilchen und Nanoröhren etc. Dabei sind neben grundlagen- auch vor allem materialwissenschaftli-che Aspekte von Bedeutung. Beispiele sind futuristisch anmutende Materialien wie selbstheilende oder super-kratzfesten Lacke - Kratzer verschwinden von selbst oder können erst gar nicht entstehen - selbstreinigende Ober-flächen - Stichwort Lotusblumeneffekt - nanotechnologische Beschichtungssysteme zum Korrosionsschutz, Son-nenschutzcremes mit extrem hohem Lichtschutzfaktor oder Nanoteilchen in der Medizin, die als selektive Arznei-Shuttle funktionieren.

    Mit der Einzelmolekül-Betrachtung hat der Chemiker das Ende der ihn tangierenden Größenskala erreicht. Das Ver-ständnis der Natur in dieser Dimension steht im Blickfeld der 'Bunsentagung 2005' in Frankfurt.

    Für Studierende der Universität Frankfurt ist die Teilnahme an der Tagung übrigens kostenlos. Interessenten werden gebeten, sich über die Tagungshomepage anzumelden.

    Kontakt: Prof. Bernd Brutschy, Institut für Physikalische und Theoretische Chemie, Universität Frankfurt, Marie-Curie-Str. 11, 60439 Frankfurt am Main, Telefon: (069) 798-29587, E-Mail: Brutschy@chemie.uni-frankfurt.de

    EINLADUNG Bunsentagung

    Wann? Freitag, 6., bis Samstag, 7. Mai (Tagung)
    Wo? Casino, IG Hochhaus, Campus Westend, Grüneburgplatz 1, 60323 Frankfurt

    Sollten Sie während der Tagung Interesse an einem Kontakt mit Tagungsteilnehmern haben, rufen Sie bitte das Tagungsbüro an:
    Tel.: 069 - 798 33090; Freitag, den 6. Mai: 8 bis 20 Uhr; Samstag, den 7. Mai: 8 bis 19 Uhr


    Weitere Informationen:

    http://www. Bunsentagung.uni-frankfurt.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Chemie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Maschinenbau, Mathematik, Medizin, Physik / Astronomie, Werkstoffwissenschaften
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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