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06.05.1999 15:21

Elektro-Smog gefährdet Herzen

Gabriele Rutzen Kommunikation und Marketing
Universität zu Köln

    Störbeinflussung von Herzschrittmachern durch den Einfluß von Diebstahlsicherungen

    Elektro-Smog gefährdet die Betroffenen zunehmend. Besonders problematisch ist der unübersichtliche Markt von elektromagnetischen Geräten, die mit ihrem Frequenzdschungel eine mögliche Gefahrenquelle für Schrittmacherträger darstellen können. Noch scheinen Diebstahlsicherungsanlagen die Funktion von Herzschrittmachern nicht zu stören. Zu diesem Ergebnis kommt Andreas Göbel von der Medizinischen Fakultät der Universität zu Köln. Er untersuchte die Störbeeinflussung von Herzschrittmachern durch Diebstahlsicherungsanlagen.

    Entscheidend war hierbei, ob und in welcher Art sich Herzschrittmacher verschiedener Fabrikate und Betriebsarten durch diese Anlagen in ihrer Funktion und Programmierung beeinflussen lassen. Die getesteten Geräte ließen sich von den Diebstahlsicherungsanlagen nicht beeinflussen. In keinem Fall erfolgte eine Umschaltung der Herzschrittmacher auf die jeweilige Störfrequenz. Auch die Programmierung wurde durch die Anlagen nicht verändert. 19 männliche Probanden wurden nach vorausgegangener Schrittmacherkontrolle und körperlicher Untersuchung einer Diebstahlsicherungsanlage ausgesetzt. Während des Versuchs wurde die Herzschrittmacherfunktion mittels drahtloser EKG- und Pulskontrolle überwacht. Anschließend erfolgte die Überprüfung der Programme der Schrittmacher. Die Ergebnisse wurden mit den Voruntersuchungen verglichen.

    Ein Schrittmacher stimuliert das Herz elektrisch. Er soll darüber hinaus in der Lage sein, Herzeigenaktionen zu erkennen. Der Grad der Empfindlichkeit gegenüber diesen sogenannten intrakardialen Signalen ist entscheidend. Der Schrittmacher soll zwischen herz-eigenen und Fremdsignalen unterscheiden können. Im allgemeinen sind heutige Schrittmacher so konzipiert, daß sie Frequenzen unterhalb von 10 und oberhalb von 100 Hertz herausfiltern und nicht herzeigenen Signalen zuordnen. Ein Schrittmacher kann durch Störeinflüsse in seiner Impulsgebung gehemmt werden. Reagiert das Gerät asynchron zum Herzen, können lebensgefährliche Rhythmusstörungen und Kammerflimmern die Folge sein. Bei Kammerflimmern kommt die Pumpfunktion des Herzen zum erliegen. Darüber hinaus kann die Programmstruktur kann so geändert werden, daß das Gerät nicht mehr optimal, das heißt den individuellen Bedürfnissen entsprechend, funktioniert.

    Anlaß der Studie ist die zunehmende Zahl elektromagnetischer Störfelder, die implantierte Herzschrittmacher beeinflussen können. An Ausgängen von Warenhäusern, Kontrollanlagen von Flughäfen, durch Mikrowellen oder Funktelefone kann es zu Störungen kommen. Auch Mobilfunkgeräte erweisen sich als überaus problematisch. Hier empfiehlt sich als Erfahrungswert ein Mindestabstand von 16 Zentimetern zwischen Mobilfunkgerät und Schrittmacheraggregat. Der Kölner Mediziner beklagt, daß die Hersteller die Frequenzen ihrer Sicherungsanlagen aufgrund des Firmengeheimnisses nicht bekanntgeben. Hinsichtlich der öffentlichen Diskussion und der erforderlichen Überarbeitung der für die Schrittmachersicherheit gütigen Deutschen Industrie-Norm wäre eine Offenlegung der verwendeten Frequenzen von allen Herstellern solcher Anlagen wünschenswert. So könnte für die Herzschrittmacher ein Frequenzbereich freigehalten und entsprechende Schutzvorrichtungen entwickelt werden. Daneben steht die Entwicklung verbesserter Schrittmacher, die einen herzeigenen Impuls auch an anderen Merkmalen neben der Frequenz erkennen können. Herzschrittmacherträger sollten sich durch das Beachten bestimmter Verhaltensregeln schützen. Die Deutsche Herzstiftung fordert seit langem bereits eine Kennzeichnungspflicht von entsprechenden Sicherungsanlagen in Kaufhäusern, um die Patienten auf mögliche Gefährdungen hinzuweisen.

    Verantwortlich: Dr. Wolfgang Mathias

    Für Rückfragen steht Ihnen Professor Dr. Dieter W. Behrenbeck unter der Telefonnummer 0212/547-2661 und der Fax-Nr. 0212/547-2615 zur Verfügung.
    Unsere Presseinformationen finden Sie auch im World Wide Web (http://www.uni-koeln.de/organe/presse/pi/index.htm).
    Für die Übersendung eines Belegexemplars wären wir Ihnen dankbar.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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