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17.05.2005 13:58

Ziegenkäse - ein Tierschutzproblem?

Dr. Bärbel Adams Stabsstelle Universitätskommunikation / Medienredaktion
Universität Leipzig

    Anlässlich ihres 20jährigen Jubiläums befasst sich die Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz e.V. auf ihrer Tagung in Leipzig mit einem breiten Spektrum von Themen, das von der Extensiven Tierhaltung zur Landschaftspflege über die Zukunft der Überwachung des Tierschutzes auf Schlachthöfen bis zur Haltung von Wildtieren in Zirkus und Zoo reicht.

    Zeit:
    21. Mai 2005, 10:00 Uhr

    Ort:
    Hörsaal der Medizinischen Tierklinik
    An den Tierkliniken 11
    Leipzig

    Die Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz e.V. versteht sich als ''Sachverständigen-Organisation'', die sich in ihrer Arbeit an wissenschaftlichen Grundlagen, nicht an populistischen Tagesthemen orientiert. Sie fördert u.a. Projekte, die den Tierschutz in allen Bereichen verbessern sollen. Auf der Tagung werden einige dieser Projekte vorgestellt:

    1. Prof. Dr. Thomas Richter von der Fachhochschule für Wirtschaft und Umwelt in Nürtingen beschäftigt sich mit tierschutzgerechteren Haltungsformen von Schweinen, insbesondere von Muttertieren mit Ferkeln. Dazu werden u.a. die Tiere rund um die Uhr mit Videokameras überwacht, um deren Gewohnheiten genau zu studieren. Davon ausgehend sollen dann artgerechtere Haltungsformen - vom Boden bis zu den Trögen - entwickelt werden.

    2. Prof. Dr. Axel Sobiraj, Direktor der Ambulatorischen und Geburtshilflichen Tierklinik an der Veterinärmedizinischen Fakultät der Universität Leipzig, stellt biologische Möglichkeiten der Zyklusregulation bei Ziegen vor - ein Thema, das banal klingt, aber einen typisch menschlichen Hintergrund hat. Letztendlich geht es um den beliebten Ziegenkäse.

    3. Tierärztin Diane Meiler, Doktorandin der Veterinärmedizinischen Fakultät der Universität München, untersucht die tierschutzgerechte Betäubung von Schweinen beim Schlachtakt. Bevor die Schweine im Schlachthof ausbluten, müssen sie betäubt werden. Die Doktorandin will mit objektiven Methoden ermitteln, welche Betäubungsformen wirklich tiergerecht sind. Auf der Tagung stellt sie ihr Methodenspektrum vor.

    Zurück zu unserer Frage: Ist Ziegenkäse ein Tierschutzproblem? Prof. Sobiraj muss diese Frage eindeutig bejahen. Natürlich stellt der Käse an sich kein Tierschutzproblem dar, wohl aber die Milch, aus der der Ziegenkäse gewonnen wird. Genauer gesagt: die Methoden, mit denen die Tierhalter durchgehend möglichst viel Milch gewinnen wollen.

    Im Gegensatz zu den Kühen liegt die Reproduktionsperiode der Ziegen einheitlich in den Sommermonaten, etwa von Juli bis September. Die Trächtigkeitsdauer beträgt fünf Monate, so dass es zu den Ablammungen und damit zu den höchsten Milchmengen ab Januar/Februar kommt, während ab Herbst die abgelieferte Milchmenge deutlich nachlässt. Schon in der letzten Phase der Trächtigkeit sollten die Ziegen nicht mehr gemolken werden, um Muttertiere und Lämmer nicht zu gefährden. Vor dem neuen Zyklus lässt zudem die Milchleistung der Ziegen wieder nach.

    Folge: Die Molkereien können nicht gleichmäßig und durchgängig mit Ziegenmilch beliefert werden. ''Nun kann man nicht einfach mit Hormongaben die Fortpflanzungsperiode der Ziegen verschieben oder die Ziegen trotz fortgeschrittener Trächtigkeit weitermelken'', erklärt Prof. Sobiraj das Dilemma. ''Eine meiner Doktorandinnen, Frau Tierärztin Annett Rudovsky, hat das wissenschaftlich belegt, indem sie die Auswirkungen des Durchmelkens auf das Geburtsgewicht und die Vitalität der Lämmer, die Gesundheit der Ziegen und die Qualität der Milch untersucht hat. Als einzige Alternative bietet sich demnach die Suche nach biologischen Maßnahmen an, mit denen man die Fortpflanzungszeit der Ziegen versucht, gleichmäßiger über das Jahr zu verteilen.''

    Fazit: So gesehen ist der beliebte Ziegenkäse ein Tierschutzproblem. Tierärzte, Erzeuger und Molkereien müssen aber dieses Problem so lösen, dass der Tierschutz gewährleistet ist.

    Weitere Informationen:
    Prof. Dr. Axel Sobiraj
    Telefon: 0341 97-38490 oder -38491
    E-Mail: sobiraj@vetmed.uni-leipzig.de
    www.tierschutz-tvt.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin, Tier / Land / Forst
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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