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20.05.1999 15:06

Plötzlicher Säuglingstod

Gertraud Pickel Presse und Kommunikation
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg

    Zur Aufklärung der Ursachen des plötzlichen Säuglingstodes soll eine Studie beitragen, die vom Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie (BMBF) unterstützt wird. Unter anderem wird überprüft, inwiefern Virusinfektionen zu dieser tödlichen Erkrankung beitragen könnten. Den Nachweis von Viren in Fällen von plötzlichem Kindstod wird das Institut für Klinische und Molekulare Virologie der Universität Erlangen-Nürnberg (Direktor: Prof. Dr. Bernhard Fleckenstein) übernehmen. Dies wurde Anfang Mai in einem Vertrag mit der Universität Münster vereinbart, die als Studienzentrale fungiert.

    Obwohl der plötzliche Kindstod (abgekürzt SIDS, von englisch "Sudden Infant Death Syndrome") mit einem Anteil von rund 38 Prozent die wichtigste Einzelursache von Todesfällen im ersten Lebensjahr ist, sind die Ursachen immer noch ungeklärt. Eine Reihe von Risikofaktoren wurde aus epidemiologischen Studien abgeleitet. Dazu zählt das Schlafen in der Bauchlage: präventive Maßnahmen, die diese Schlafposition verhinderten, ergaben in Norwegen und in Neuseeland eine deutliche Abnahme der Todesfälle. Risikogruppen sind außerdem Frühgeborene und Kinder von Müttern, die während der Schwangerschaft rauchten.

    Weiter konnte festgestellt werden, daß die Fälle sich im Alter von zwei bis vier Monaten häufen und daß der Tod meist in den frühen Morgenstunden eintritt. Im Winter gibt es signifikant mehr Fälle von plötzlichem Säuglingstod. Wenn auch immer wieder diskutiert, scheint es dagegen wenig bedeutsam, ob Kinder gestillt werden oder Flaschennahrung erhalten und ob sie mit Eltern oder Geschwistern ein gemeinsames Bett teilen.

    Viren als Kofaktoren

    Für virale Infektionen als Ursache des plötzlichen Kindstodes spricht bisher nicht allzuviel. Diskutiert wird diese Möglichkeit bei Kindern, die älter als drei Monate sind. Daß die Jahreszeit eine Rolle spielt, die Zahl der Todesfälle während Virus-Epidemien steigt und relativ häufig eine Erkrankung der oberen Atemwege vorangeht, kann auf Zusammenhänge mit Virusinfektionen hindeuten. Pathologische Untersuchungen haben in jüngster Zeit mittels empfindlicher Nachweismethoden weitere Hinweise geliefert.

    Am Erlanger Institut für Klinische und Molekulare Virologie werden nun Tests vorgenommen, die das Vorkommen von Viren bei Fällen von plötzlichem Säuglingtod überprüfen. Die Nachweismethoden erfassen Parainfluenza- und Influenzaviren, Adeno-, RS- und Cytomegalie-Viren in verschiedenen Proben sowie zusätzlich Rota- und ECHO-Viren in der Darmschleimhaut. Es wird angenommen, daß virale Infektionen nicht für sich genommen Ursache für SIDS sind, aber bei einem Teil der Fälle als Kofaktor wirken. Als weitere Faktoren werden abnorme Reaktionen des Immunsystems, hohes Fieber, von Bakterien gebildete Schadstoffe und eine Unterdrückung der Weck-Antwort genannt.

    Im Verlauf der nun gestarteten BMBF-Studie wird erstmals die Häufigkeit von SIDS-Fällen in Deutschland exakt erfaßt. Über die Suche nach Ursachen hinaus ist auch geplant, Präventionsstrategien zu erarbeiten und eine Betreuung der betroffenen Eltern in die Wege zu leiten.

    * Kontakt:
    Dr. Klaus Korn, Dr. Barbara Schmidt, Institut für Klinische und Molekulare Virologie
    Schloßgarten 4, 91054 Erlangen, Tel.: 09131/85-24010, Fax: 09131/85 -22101
    E-Mail: fleckenstein@viro.med.uni-erlangen.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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