Mit dem australischen Philosophen Peter Singer, der seit 1999 an der Princeton University in New Jersey (USA) lehrt, ist wieder einer der bekanntesten und zugleich umstrittensten Denker der Gegenwart Gast des SONNTAGSGESPRÄCHS mit der Universität Leipzig. Sein Thema in Leipzig: Globalisierungsethik (29. Mai 2005, 11:00 Uhr, Hörsaal 19 im Hörsaalgebäude, Augustusplatz).
Peter Singer ist Utilitarist, also Vertreter einer philosophischen Lehre, die im Nützlichen die Grundlage des sittlichen Verhaltens sieht. Ob wir moralisch gut handeln oder nicht, das hängt davon ab, wie die Bilanz der Interessen aller von unserem Handeln Betroffenen aussieht. Singers Kernsatz: Gleiche Interessen zählen gleich - egal, wer diese Interessen hat, seien es Männer oder Frauen, Menschen oder Tiere, Schwarze oder Weiße, Sachsen oder Bayern. Was daraus folgt, das hatte Singer bisher vor allem für die Bioethik untersucht, und war damit besonders in Deutschland auf heftigen Widerstand, auch militanten, gestoßen. Jetzt zeigt Singer, was sein Kernsatz für die wichtigsten Globalisierungsprobleme bedeutet.
Wenn Singer in seiner praktischen Ethik von Gleichberechtigung spricht, dann hat er die gleiche Berücksichtigung der Interessen verschiedener Wesen, einschließlich der Tiere, vor Augen. Die Fähigkeit, Leid und Glück zu verspüren, ist für ihn das entscheidende Merkmal eines Wesens, dessen Interessen berücksichtigt werden sollten. In dieser Hinsicht hätten Kalb und Schwein ''einen guten Vorsprung vor dem Fötus in jedem Stadium der Schwangerschaft''. Zum anderen sieht Singer das Recht auf Leben in der Fähigkeit begründet, sich seiner Zukunft bewusst zu sein und sie zu planen. Damit rücken Schwangerschaftsabbrüche und die schmerzlose Sterbehilfe für geistig Schwerstbehinderte in den Bereich der Rechtfertigung.
Zum Thema arm und reich, was seinen Leipziger Vortrag eher tangiert, betont Singer, dass es moralisch nicht zu rechtfertigen ist, dass einige wenige Menschen im Überfluss leben, während andere verhungern oder in Armut dahinvegetieren. Er tritt dafür ein, dass Menschen, die es sich leisten können, zehn Prozent ihres Einkommens spenden sollten, um dieser Ungleichverteilung entgegen zu wirken. Zugespitzt gesagt: Im Falle wirtschaftlichen Überflusses komme ein Nichtspenden einem Sterbenlassen gleich. Bei den Spenden wiege der entstehende Nutzen den vergleichsweise geringen Verlust beim Geber auf. Er selbst, so wird berichtet, führt 20 bis 30 Prozent seines Einkommens an UNICEF und die unabhängige Hilfsorganisation Oxfam ab.
Weitere Informationen:
Das Sonntagsgespräch
E-Mail: sonntagsgespraech@uni-leipzig.de
www.uni-leipzig.de/sonntag
Prof. Dr. Georg Meggle
Telefon: 0341 97-35800
E-Mail: meggle@uni-leipzig.de
www.uni-leipzig.de/~dip
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Gesellschaft, Philosophie / Ethik, Politik, Recht, Religion
überregional
Buntes aus der Wissenschaft
Deutsch
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